Heidelberg: Stadtnotizen 10.12.2020

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Die Hochwassersaison steht an – jetzt vorsorgen

Angesichts der anstehenden Hochwassersaison ruft die Stadt Heidelberg die Bürgerinnen und Bürger zur Vorsorge auf. Der Neckar befindet sich momentan zwar unterhalb des durchschnittlichen Wasserstandes von rund 2,20 Meter – dies kann sich aber in den kommenden Wochen und Monaten schnell ändern. Besonders im Winter und im Frühjahr drohen Überschwemmungen durch Hochwasser. Im Zuge des Klimawandels wird erwartet, dass das Hochwasserrisiko in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Als eine der ersten Städte hat Heidelberg ein Klimawandel-Anpassungskonzept erarbeitet. Es bietet unter anderem der Bürgerschaft viel Hilfe zur Selbsthilfe. Die Bürgerinnen und Bürger können sich mit Hochwassergefahrenkarten auf den städtischen Internetseiten unter www.heidelberg.de > Leben > Hochwasserrisikomanagement darüber informieren, ob ihre Wohnung oder ihr Haus in einem gefährdeten Gebiet liegt. Die Hochwassergefahrenkarten zeigen die räumlichen Ausdehnungen und Wassertiefen von Hochwasserereignissen, wie sie alle 10, 50 und 100 Jahre auftreten können.

Hochwasser-Tipps für Bürgerinnen und Bürger

Beim Krisenmanagement für diese Hochwassergefahren und -risiken geht es darum, die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und die Wirtschaft zu schützen. Hier die wichtigsten Hochwasser-Tipps:

  • Wertvolle Gegenstände in höheren Stockwerken lagern.
  • Gefährliche Stoffe wie Lacke oder Öle vor Hochwasser sichern.
  • Tanks von alten Ölheizungen müssen gegen Aufschwimmen gesichert sein.
  • Gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz in Überschwemmungsgebieten dürfen seit 2018 keine neuen Ölheizungen installiert werden.

Hochwasser kann trotz guter Vorsorge finanzielle Folgen haben. Herkömmliche Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen ersetzen in der Regel keine Hochwasserschäden. Mit einer Elementarschadenversicherung können derartige Risiken versichert werden.

Pegelstand jederzeit verfügbar

Wie die Stadt im Hochwasserfall handelt, ist im sogenannten Hochwasserschutzplan festgelegt. So wird bei einem Pegel von 2,90 Meter das Hochwasserbüro in der Unteren Neckarstraße 72 von den Hochwasserexperten des Tiefbauamts besetzt. Ab einem Pegel von 3,55 Metern überflutet der Neckar die B 37 unterhalb der Alten Brücke. Das war zuletzt im Februar 2020 der Fall. Ein kleineres Hochwasser mit einem Pegelhöchststand von 4,09 Metern sorgte für Verkehrsbehinderungen. Ende Mai 2013 schwoll der Neckar rasch an und erreichte am 2. Juni ein Maximum von 5,26 Metern. Die Stadt kam bei diesem Hochwasser jedoch glimpflich davon. Vor über 25 Jahren, beim Weihnachtshochwasser am 22. Dezember 1993, wurden 6,61 Meter gemessen. Damals erreichte das Wasser fast den Marktplatz.

Die aktuellen Pegelstände können jederzeit über die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg unter www.hvz.lubw.baden-wuerttemberg.de abgerufen werden. Mit der App „meine Pegel“ können für selbst festgelegte Pegelstände Warn-Benachrichtigungen erstellt werden. „Meine Pegel“ ist die amtliche Wasserstands- und Hochwasser-Informations-App mit rund 2.500 Pegeln in ganz Deutschland.

Mobiler Hochwasserschutz in der Altstadt wird ausgebaut

Anders als in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind Teile der Heidelberger Altstadt heute besser vor Hochwasser geschützt. Durch den Einsatz von 1,50 Meter hohen, mobilen Aluminiumschutzwänden sind der Neckarmünzplatz, die Mönchgasse, die Fischergasse, die Mantelgasse und die Marstallstraße bis zu einem gewissen Grad geschützt. Am 10. Dezember 2020 folgt der Probeaufbau des neuen, 87 Meter langen Abschnittes entlang des Brückenkopfes der Alten Brücke. Bis zum Jahr 2026 sollen fortlaufend weitere Bereiche ergänzt werden.

Auch in den Sommermonaten besteht Gefahr

In den Sommermonaten ist zwar die vom Neckar ausgehende Hochwassergefahr geringer. Durch Starkregenereignisse besteht trotzdem Überflutungsgefahr – und zwar für alle Stadtteile. Die Stadt Heidelberg hat deshalb unlängst sogenannte Starkregengefahrenkarten unter www.heidelberg.de/starkregen veröffentlicht. Dort haben die Bürgerinnen und Bürger einen Überblick zu verschiedenen Starkregenszenarien und können bei Bedarf eigene Vorsorgemaßnahmen ergreifen.


OB, Landrat und Direktor des Universitäts-klinikums fordern harten Lockdown ab 19. Dezember – „Wir können der Entwicklung nicht 16 Tage lang zusehen“ – Mehrere Kliniken in Region am Limit

Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, Stefan Dallinger, Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, und Professor Dr. Ingo Autenrieth, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg, fordern von Bund und Land einen harten Lockdown noch vor Weihnachten. Ab dem 4. Advents-Wochenende sollten Schulen, öffentliche Einrichtungen und Geschäfte mit Ausnahme von Angeboten des täglichen Bedarfs für drei Wochen schließen, also bis zum Ende der Schulferien am 10. Januar. Die Spitzen von Stadt, Landkreis und einer der führenden und größten Kliniken Deutschlands schließen sich damit dem Forderungskatalog der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in vollem Umfang an und gehen mit der Forderung nach Geschäftsschließungen ab dem 19. Dezember noch einen Schritt weiter.

OB Würzner: „Wir können der Entwicklung nicht noch 16 Tage lang zusehen.“

„Unsere Kliniken in Stadt und Region sind am Limit“, begründet OB Prof. Würzner seinen dringenden Appell an Bundes- und Landesregierung. „Auch wenn wir in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis noch unter der 7 Tage-Inzidenz von 200 sind, werden dennoch die Plätze knapp, auch auf den Intensivstationen. Es kommen gleich mehrere große Probleme zusammen: Es kommen jeden Tag zu viele neue Patienten. Gleichzeitig können weitgehend genesene Patienten nicht in Pflegeheime verlegt werden, weil viele Häuser aufgrund von Ausbruchsgeschehen sie nicht aufnehmen können. Und es gibt vermehrt Infektionen auch bei den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften. Es droht eine Überlastung unseres Klinik-Systems. Wir haben heute den 10. Dezember. Wir können dieser Entwicklung nicht noch 16 Tage lang zusehen. Ich appelliere dringend an die Bundes- und Landesregierung, möglichst schnell für drei Wochen in einen harten Lockdown zu gehen. Das ist hart, ohne Zweifel. Aber wenn wir uns nicht aktiv für diesen Schritt entscheiden, dann überlassen wir die weitere Entwicklung dem Virus. Damit legen wir das öffentliche Leben für weitaus längere Zeit lahm und sorgen für Situationen in und vor den Krankenhäusern, die niemand erleben möchte“

Landrat Dallinger: „Wir müssen dringend reagieren.“

„Die Lage ist ernst. Insbesondere der starke Anstieg der Fall- und Opferzahlen zeigt uns, dass wir dringend reagieren müssen“, so Landrat Stefan Dallinger und sagt weiter: „Die geplanten weiteren Einschränkungen tragen wir daher voll und ganz mit. Denn nur wenn wir den Einzelhandel und das Schulgeschehen schnellst möglich herunterfahren, wird es uns gelingen, die Pandemie einzudämmen.“ Weiter steht und fällt die Ausbreitung des Virus mit dem Verhalten der Menschen im privaten Umfeld. Daher appelliert der Landrat erneut eindringlich an die Bevölkerung: „Bitte bleiben Sie zuhause und vermeiden Sie Kontakte, wo es möglich ist.“

Prof. Autenrieth: „Universitätsklinikum Heidelberg kommt an seine Kapazitätsgrenzen.“

„Als Universitätsklinikum haben wir in der Region eine zentrale Bedeutung und Funktion hinsichtlich der Versorgung sowohl von schwerstkranken Nicht-Covid-Patienten als auch von Covid-Patienten. Umso wichtiger ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass auch das Universitätsklinikum Heidelberg an seine Kapazitätsgrenzen kommt. Wenn die Zahl der schwer erkrankten Covid-Patienten, die eine langfristige intensive Behandlung benötigen, weiterhin ansteigt, dann erreichen wir eine kritische Dimension, auch was die Versorgung von Nicht-Covid-Patienten betrifft. Der Beitrag jedes Einzelnen muss sein, verantwortungsvoll mit der Pandemie-Situation umzugehen und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen“, sagt Prof. Ingo Autenrieth, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg.

Einigkeit im Städtetag Baden-Württemberg

Der Heidelberger Oberbürgermeister hat diese Linie am Mittwochnachmittag im Rahmen des Städtetags Baden-Württemberg auch mit den Oberbürgermeistern der Großstädte im Land abgestimmt. „Wir sind an der Basis. Wir müssen vor Ort Lösungen finden, ob wir zuständig sind oder nicht“, so Prof. Würzner. „Aber jetzt droht der Kollaps im Gesundheitssystem. Persönliche Appelle reichen nicht mehr. Bund und Land müssen das öffentliche Leben für drei Wochen runterfahren. Das kann nicht eine Stadt alleine lösen. Darüber sind wir uns im Städtetag absolut einig.“ Zugleich bringt Prof. Würzner diese Forderungen als Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetages in den bundesweiten Zusammenschluss der Städte ein.

Auch bei den Vorschlägen für die drei Weihnachtsfeiertage schließen sich Prof. Würzner, Landrat Dallinger und Prof. Autenrieth den Empfehlungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften an: Gerade an diesen Tagen haben Treffen mit den engsten Angehörigen und Bezugspersonen eine besonders große Bedeutung. Es sollten Treffen im engsten Kreis möglich sein.


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