Mainz – Am heutigen Dienstag, 19. Mai 2015, 12.00 Uhr stellte Oberbürgermeister Michael Ebling eine weitere Informationsstele der Reihe „Historisches Mainz“ neben dem Proviantamtmagazin (Schillerstraße, 55116 Mainz) vor.
Die Stele findet ihre Heimat am „Hypocaustum“, der Rekonstruktion einer römischen Fußbodenheizung und wurde von der Parken in Mainz GmbH in Person von Geschäftsführer Martin Dörnemann ermöglicht.
Daniel Geißler von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz war bei diesem Termin ebenfalls zugegen. Die Stele bietet künftig interessante Informationen zum Hypocaustum.
Die Stadt Mainz blickt auf eine 2000-jährige Geschichte zurück. Diese reiche Vergangenheit für künftige Generationen sichtbar zu machen, bleibe das erklärte Ziel der Konzeption „Historisches Mainz“, so Oberbürgermeister Michael Ebling in einer kurzen Ansprache. „Die Stelen und Wandtafeln – es sind bereits mehr als 220 – befinden sich mittlerweile an vielen Orten der Innenstadt sowie an vielen interessanten Gebäuden in den Mainzer Stadtteilen. Dies belegt: Das ,Historische Mainz‘ hat sich zu einer ,Bürgerbewegung‘ entwickelt, die sich für die Erinnerungskultur in unserer Stadt einsetzt“, betonte Ebling.
Letztlich sei diese Form der „Geschichtsinformation am Objekt“ nicht allein für Einheimische interessant, sondern biete auch Gästen von außerhalb örtliche und historische Orientierung und touristische Hinweise zugleich – und stehe sinnbildlich als herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, Institutionen, Unternehmen und nicht zuletzt von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Sinnbildlich hierfür stehe in diesem Falle die Parken in Mainz GmbH, da die römische Fußbodenheizung im Jahre 1979 beim Bau der Tiefgarage Proviantamt entdeckt worden sei – der PMG gelte für diesen Schritt im Namen der Stadt Mainz großer Dank.
OB Michael Ebling erinnert daran, dass man in den meisten Städten am Rhein, die von den Römern gegründet wurden „allenthalben auf Zeugnisse der Antike trifft, wenn man nur tief genug gräbt.“ Nicht immer rufe dies Entzücken hervor, schon gar nicht bei den Bauherren, da archäologische Funde oft zu Bauverzögerungen führten. Dennoch, so Ebling, erweitere
„jeder Fund und seine Analyse unseren Wissenshorizont – und sollte uns eine kleine Verzögerung wert sein, zumal sie im Verhältnis zur Gesamtlebensdauer eines Bauwerks meist geringe Relevanz besitzt.“
Schon 1979 beim Bau der Tiefgarage zwischen Schillerstraße und Münsterstraße habe der Boden des Stadtviertel als „fundträchtig“ gegolten, weshalb sich die Verwunderung in Grenzen hielt, als man in vier Metern Tiefe auf die Reste einer römischen Fußbodenheizung stieß.
Das „Hypocaustum“, wie die Heizungskonstruktion heißt, gehöre wie die römischen Latrinen mit Permanent-Wasserspülung zu jenen zivilisatorischen Errungenschaften, die sich die keltisch-germanischen Eingeborenen nicht im Traum hätten vorstellen können. Ebling: „Das System gewährleistete behagliche Temperaturen in Innenräumen – ohne Dreck und Gestank.
Der blieb außen vor, weil das Heizmaterial, zumeist Holz, extern verbrannt wurde.“ Eine Form von Luxus, der teuer in der baulichen Erstellung wegen vieler notwendiger Zwischenräume zur Warmluftzirkulation war – hinzu kam ein immenser Heizmaterialverbrauch. „Daher gönnte sich eine solche Bequemlichkeit in erster Linie der wohlhabendere Teil der Bevölkerung. In öffentlichen Thermenanlagen allerdings galt das Hypocaust-System als Standard. Es eignete sich hervorragend auch zur Erwärmung der unterschiedlichen temperierten Wasserbecken“.
Eine Präsentation des Hypocaust-Rudiments „in situ“ (also vor Ort), war wegen der Fundlage in vier Metern Tiefe so wenig möglich wie bei der römischen Mauer, welche Archäologen wenige Meter entfernt ebenfalls entdeckten. Die Mauer stehe heute im Foyer des Unterhauses – allerdings noch ohne erläuternde Hinweise. „Für das Hypocaustum hingegen fand sich zur Aufstellung der Informationsstele die Parken in Mainz GmbH als Spenderin. Sie war es auch, die 1979 als Investorin die Baugrube für die Tiefgarage ausheben ließ und nun die Rekonstruktion eines Teilstücks des genialen Heizsystems ermöglicht. Jetzt müssen die Passanten nicht mehr rätseln, was es mit dem säulchenbesetzten ,doppelten Boden‘ auf sich hat und in welchen Zusammenhang die Konstruktion zu bringen ist“, so Ebling abschließend.
Die Reihe „Historisches Mainz“ hat eine bereits 20-jährige Geschichte, in deren Verlauf die Landeshauptstadt Mainz, die Denkmalpflege in Kooperation mit Unternehmen, Institutionen und privaten Spendern – stets stimmig in Szene gesetzt durch die Arbeit des Grafikers Horst Möbes – das Ziel verfolgt, historische Baudenkmäler, Orte und Plätze mit Hinweistafeln oder Stelen einheitlich zu beschildern und dadurch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.