Mannheim: Ausstellung „Feuerwehr in der NS-Zeit“ vom 27. bis 30. Oktober 2020

Mannheim – Wie war Feuerwehr in der Zeit von 1933 bis 1945? Wie veränderte sich die Arbeit für die hauptberuflichen und ehrenamtlichen Einsatzkräfte in der NS-Zeit? Wer waren damals die verantwortlichen Personen und welche Einzelschicksale sind den Feuerwehrleuten widerfahren? In einem bundesweiten Projekt haben sich verschiedene Kommunen mit diesen Fragen beschäftigt – darunter auch die Feuerwehr Mannheim. Die Ergebnisse sind ab morgen in einer Ausstellung zu sehen, die Interessierte bis Ende der Woche besuchen können.

„Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Feuerwehr Mannheim in der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte und zeigt die Verstrickung und Instrumentalisierung der Feuerwehr in der Zeit des Nazi-Regimes. Unser heutiges demokratisch strukturiertes Feuerwehrwesen ist eine Folge dieser Zeit, durch das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg ist eine Gleichschaltung wie damals nicht mehr möglich“, so Erster Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Christian Specht anlässlich der Ausstellungseröffnung. „Ich danke all jenen, die durch ihre Recherchen zahlreiches spannendes Material zum Vorschein gebracht haben, das die Geschichte unserer Stadt aus einem besonderen Blickwinkel kritisch dokumentiert: Bilder und Schriftstücke, unter anderem aus dem Archiv unserer Hauptfeuerwache, aber auch beeindruckende Erzählungen von Zeitzeugen.“

In dem gemeinsamen Projekt mit dem Deutschen Feuerwehrverband, dem Deutschen Feuerwehrmuseum und der Universität Gießen haben Feuerwehrangehörige aus Mannheim seit letztem Jahr die Historie ihrer Organisation anhand von Quellen aufgearbeitet.
„Wir haben insgesamt sieben verschiedene Präsentationsthemen erstellt, die den Betrachter nicht nur informieren, sondern auch bewegen werden“, berichtet Dr. Clemens Tangerding, Historiker von der Universität Gießen, der das Projekt wissenschaftlich begleitet hat. „Das Themenspektrum erstreckt sich vom Schicksal des Mannheimer Hutfabrikanten Lion Wohlgemuth, der als Jude 1933 der Freiwilligen Feuerwehr verwiesen wurde und daran zerbrach, über den Einsatz der HJ-Feuerwehrschar, bis hin zur Gleichschaltung der Feuerwehr. Besonders beeindruckend ist auch der Zeitzeugenbericht von Gudrun Nicklaus, die als Kind die Bombardierung Mannheims miterlebte. Sie berichtet über die bangen Stunden im Luftschutzkeller, über die Zerstörung der Stadt und über ihren Vater, der als Feuerwehrmann während der Bombardierungen ausrücken musste.“

Die Ausstellung zeigt das Wirken der Mannheimer Feuerwehr in der Zeit von 1933 bis 1945. (Foto: Stadt Mannheim, Feuerwehrarchiv)
Die Ausstellung zeigt das Wirken der Mannheimer Feuerwehr in der Zeit von 1933 bis 1945. (Foto: Stadt Mannheim, Feuerwehrarchiv)

„Die Ausstellung soll als Erinnerung, aber auch als Mahnmal fungieren“, so Karlheinz Gremm, Chef der Mannheimer Feuerwehr. „Mein Dank und Lob gilt denjenigen, die das Projekt verwirklicht und damit einen wichtigen ideellen Beitrag für die Mannheimer Blaulichtfamilie geleistet haben.“ Namentlich sind dies von der Freiwilligen Feuerwehr vorwiegend Rainer Straßel und Michael Müller vom Feuerwehrarchiv sowie Mario König von der Berufsfeuerwehr.

Die Ausstellung ist ab Dienstag, 27. bis Freitag, 30. Oktober im Foyer des Rathauses E 5 sowie im 1. Obergeschoss des Stadthauses N 1 zu sehen.
An beiden Ausstellungsorten sind die bekannten Corona-Regelungen einzuhalten.
Um Menschenansammlungen zu vermeiden, sind die Ausstellungstexte kurz gehalten, die Videosequenzen nicht länger als 1:30 bis 2:00 Minuten. Weiterführende Informationen sind jeweils über QR-Codes auf dem Smartphone abrufbar.

Nach Ausstellungsende wird das Material auf die Hauptfeuerwehrwache verlegt. Sobald es das Infektionsgeschehen wieder zulässt, soll es dort für die Öffentlichkeit zugänglich präsentiert werden.


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