Rhein-Neckar-Region: Mit ÖPNV-Streik das falsche Signal gesetzt

Ein Kommentar von Hannes Blank

Mannheim / Heidelberg – Wer in der Rhein-Neckar-Region mit Bus und Bahn fahren will, steht derzeit oft vor verwaisten Haltestellen, an denen auf der Infotafel die Nachricht blinkt, dass der öffentliche Nahverkehr bestreikt wird. Das passiert zudem manchmal noch recht überraschend, mehr als maximal 48 Stunden vorher werden die Bus- und Bahnnutzer selten darüber informiert.

Wer also für diesen Tag geplant hat, mit der Tram zum Arzt zu fahren oder mit dem Bus zum Sport, kann dies nicht tun. Nicht wenige Menschen haben auch kein Führerschein und kein Fahrrad, sind also auf Bus&Bahn angewiesen. Der Umstand, dass unter den Streiks vor allem die ÖPNV-Kunden litten und nicht der sog. Tarifpartner, das war den Gewerkschaften allerdings schon immer egal.

Straßenbahn und Bus der rnv (Foto: Sarah Kohl)
Straßenbahn und Bus der rnv (Foto: Sarah Kohl)

Sind wir doch mal ehrlich: Unsere Straßenbahn- und Busfahrer nagen nicht am Hungertuch. Sicherlich werden sie nicht königlich bezahlt, aber sie haben immerhin einen ziemlich krisensicheren Job. Im Moment, das ist sich die Gewerkschaft verdi offensichtlich nicht bewusst, befinden wir uns in der sog. Corona-Krise. Nicht in der Die-Straßenbahfahrer-sind-unterbezahlt-Krise. Anders gesagt: Es gibt weitaus größere Probleme als die Lohntüten im ÖPNV. Jetzt Streiks zu veranstalten ist sicherlich ein völlig falsches Signal. Das Signal heisst nämlich: Bürger, die ihr von A nach B kommen wollt, ihr und euere Probleme sind uns völlig egal.

Man neigt fast dazu zu fordern, den ÖPNV-Angestellten zukünftig eher weniger als mehr zu bezahlen. Das Geld könnte man ja den Beschäftigten im Gesundheitswesen zukommen lassen. Die streiken nur zaghaft, aber hätten diese Zuwendungen sicherlich weitaus mehr verdient als so mancher Buspilot in seiner hermetisch versiegelten Plastikbox.