Grünstadt: Grünstadter Kunstturner behaupten sich beim Saisonauftakt

Grünstadt – Schon lange im Vorfeld sprachen die Verantwortlichen der TSG Grünstadt von einer Wundertüte, als sie begannen, die Saison 2020 zu planen. Sportlich und organisatorisch stand man bei den Pfälzern vor einer äußerst schwierigen Aufgabe.

„Die Widrigkeiten der aktuellen Corona-Pandemie bestimmen in jeder Weise das Wettkampfgeschehen. Allein schon die taktische Vorbereitung, da man keine Werte aus dem Frühjahr hat und nicht weiß, wer wirklich fit ist und geschweige denn, überhaupt am Wettkampf teilnimmt“, meint Trainer Florian Bachmann. „Es entscheidet sich auch sehr kurzfristig, welcher ausländische Turner uns überhaupt zur Verfügung steht; Edgar Boulet aus Paris und Vlad Cotuna aus Bukarest werden definitiv diese Saison nicht anreisen.“ Hinzu kommen erhebliche Personalproblem bei dem Team von der Weinstraße.

Grünstadter Kunstturner behaupten sich beim Saisonauftakt (Foto: Helmut Dell)
Justus Fröhlich (Foto: Helmut Dell)

„Gleich drei Leistungsträger aus der Vorsaison stehen nicht zur Verfügung. Viktor Weber hat den Verein in Richtung Schiltach verlassen, David Jäger laboriert immer noch an einer Schulterverletzung und Jan Damrau hatte aufgrund der coronabedingten Hallenschließungen in Koblenz, keine adäquaten Trainingsmöglichkeiten, um sich für die Saison einzustellen. Eigentlich katastrophale Bedingungen, um die Wundertüte der neuen Saison zu öffnen…eigentlich… denn was die Pfälzer den zugelassenen Zuschauern präsentierten, war erneut große Klasse.

„Unsere Nachwuchs-Athleten der TSG hatten letzte Saison schon gezeigt, dass sie Leistungsträger werden können, dieses Jahr müssen sie es notgedrungen sein. Sie haben hervorragend trainiert und wissen, was sie können“, meint Trainer Alexander Pogoreltsev.

Dementsprechend selbstbewusst zeigte man sich auch beim Wettkampf gegen Großen-Linden am vergangenen Samstag (10.10.2020).

Grünstadter Kunstturner behaupten sich beim Saisonauftakt (Foto: Helmut Dell)
Lasse Gauch (Foto: Helmut Dell)

Angeführt von einem starken Lasse Gauch setzte die TSG schon am Boden ein deutliches Ausrufezeichen. Den präzisen Übungen von Gauch, Fröhlich und Graf hatten die sympathischen Hessen nicht viel entgegenzusetzen, denn das Team von Christian Hambüchen hatte verletzungsbedingt erhebliche Ausfälle zu beklagen und reiste mit einer Rumpftruppe ohne ausländischen Turner an. Diesen konnte man aber auf Seiten der TSG präsentieren. Aus der Wundertüte zog man den Schweizer Tim Randegger, welcher die Zuschauer regelrecht staunen ließ. Mit einer sprichwörtlichen Präzision eines Uhrwerkes seines Heimatlandes präsentierte er internationale Höchstschwierigkeiten. Spätesten nach dem zweiten Gerät wussten alle in der Halle, das Pfälzer Team ist unter diesen widrigen Bedingungen einfach zu stark für die Hessen, die sich aber jederzeit absolut sportlich fair der aussichtlosen Situation stellten. Ein bärenstarker Joachim Kindler, Justus Fröhlich, Lasse Gauch und Randegger stellten die Weichen klar auf Sieg. Diese hohe Führung wurde kurz vor der Halbzeit an den Ringen durch Gauch, Kindler, Fröhlich und dem Briten Joe Cemlyn Jones ausgebaut. Die Überlegenheit der Pfälzer setzte sich in der zweiten Hälfte fort. Doch diese nur mit der Personalsituation des hessischen Teams zu erklären, würde der sehr guten Leistung der TSG-Athleten nicht gerecht werden. Am Sprung dominierten Gauch, Fröhlich und der reaktivierte Old-Star Niko Weickert. Tim Randegger setzte dem Ganzen die Krone auf. Mit einer Wertung, bei der er bei der Weltmeisterschaft 2019 in Stuttgart unter die ersten acht gekommen wäre, verabschiedete sich der Schweizer beim begeisterten Publikum. In den letzten beiden Geräten änderte sich das Bild wenig, lediglich leichte Unsicherheiten bei Noah Graf am Barren und Cemlyn-Jones am Reck überließen dem Gegner wenige Punkte. Hier durften aber erneut die Leistungsträger Gauch und Fröhlich, die an diesem Tag alle sechs Geräte absolvierten, eindrucksvoll glänzen. Letztendlich siegte die TSG Grünstadt souverän mit 71:12 Scorer-Punkten und hatte mit Lasse Gauch den Top-Scorer in ihren Reihen.

Die Verantwortlichen der TSG Grünstadt haben an diesem Tag erneut unter Beweis gestellt, flexibel und professionell mit Herausforderungen umzugehen und höchstwahrscheinlich werden sie dies auch in den kommenden Wochen der Saison tun müssen. Eine Saison, deren Sinnhaftigkeit man aufgrund der aktuellen Lage deutlich hinterfragen muss. Alleine dieser Wettkampf hat gezeigt, dass es sportlich einer Farce gleichkommt, wenn ein Team aufgrund der Pandemie so dezimiert antreten muss. Ein anderer Bundesligawettkampf musste komplett abgesagt werden ohne momentane sportliche Lösung. Niemand kann wissen, welche Athleten überhaupt aufgrund der Pandemie beim nächsten Wettkampf zur Verfügung stehen. Hinzu kommen die erheblichen finanziellen Belastungen für die Vereine, die ohne, oder wenn Überhaupt nur mit wenigen Zuschauereinahmen auskommen müssen. Wirtschaftlich definitiv äußerst schwierig für ein Bundesliga-Team.

Interessanterweise wurde das „Turnier der Meister“ Ende November in Cottbus, bei dem ein hochrangiger DTL-Funktionär maßgeblich involviert ist, abgesagt, mit der Begründung, dass die Veranstaltung weder infrastrukturell, logistisch noch wirtschaftlich abbildbar erscheint. Die Gesundheit aller Gäste, aber auch die der Helfer und Organisatoren seien das größte Gut, welches es zu verteidigen gilt…schöne Worte eines DTL-Verantwortlichen und es stellt sich die berechtigte Frage, warum man mit dieser Begründung eine sportlich und besonders wirtschaftlich völlig sinnfreie Saison überhaupt durchführt. Letztendlich bleibt bei der ganzen Geschichte ein „Geschmäckle“…

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