Mannheim: Mobile Corona-Teststation CoVLAB nimmt Betrieb auf

Premiere für ein einzigartiges Projekt

Mannheim – In nur zwölf Wochen von der ersten Idee bis zur heutigen Einweihung realisierte die Baden-Württemberg Stiftung gemeinsam mit den medizinisch-diagnostischen Instituten an der Universitätsmedizin Mannheim die mobile Corona-Teststation CoVLAB.

Das einzigartige Konzept wurde speziell für die SARS-CoV-2-Diagnostik entwickelt. CoVLAB wird an potenziell gefährdeten Brennpunkten in ganz Baden-Württemberg zum Einsatz kommen und dort Reihentests auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchführen. Mit der Bündelung von Probenentnahme und Analyse an einem Ort sowie der unmittelbaren ärztlichen Befundung bietet das CoVLAB Testergebnisse in Rekordzeit und von hoher medizinischer Aussagekraft. Einsatzorte der ersten Touren sind Justizvollzugsanstalten. An der JVA Mannheim nahm das CoVLAB heute seinen Betrieb auf.

Die Corona-Pandemie hat nicht an Brisanz verloren. Aufgrund der Urlaubszeit ist die Zahl der Neuinfektionen wieder gestiegen, wie schwerpunktmäßige Infektionsausbrüche in den letzten Wochen in Deutschland gezeigt haben. Zusätzlich wird das allgemeine Infektionsrisiko im Herbst voraussichtlich weiter zunehmen, wenn sich die Menschen wieder mehr in geschlossenen Räumen aufhalten. In dieser Situation soll die eigens entwickelte mobile Corona-Teststation CoVLAB einen wichtigen Beitrag zur Nachverfolgung und Eindämmung der Pandemie in Baden-Württemberg leisten.

Guido Wolf, Minister der Justiz und für Europa des Landes Baden-Württemberg, hat heute das CoVLAB an seinem ersten Einsatzort, der Justizvollzugsanstalt Mannheim, eröffnet und den Startschuss für den Betrieb gegeben. Direkt im Anschluss wurden bereits die ersten Bediensteten der JVA Mannheim getestet. Pro Tag können aktuell in der ersten Ausbaustufe bis zu 384 Testungen im CoVLAB stattfinden, geplant ist ein Ausbau auf mehr als 500.

„Justizvollzugsanstalten gehören zu den besonders sensiblen Einrichtungen, die durch einen Infektionsausbruch empfindlich getroffen werden könnten“, sagt Justizminister Guido Wolf. „Die zur Verfügung stehenden Raumkapazitäten sind begrenzt, konsequentes Abstandwahren ist kaum möglich. Entscheidend ist deshalb, dass wir effektive Maßnahmen ergreifen, um zu vermeiden, dass das Virus überhaupt in die Anstalt hineingelangt. Zu diesem Zweck wurden in allen Haftanstalten bereits Zugangsabteilungen eingerichtet, in denen neu aufgenommene Gefangene zunächst isoliert untergebracht werden. Mit der mobilen Corona-Teststation haben wir nun auch die Möglichkeit, die Bediensteten einer Anstalt schnell und direkt vor Ort testen zu lassen. Für die schnelle Umsetzung dieses Projekts bin ich der Baden-Württemberg Stiftung sehr dankbar.“

„Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Justizvollzugsanstalten arbeiten in einem system- und sicherheitsrelevanten Bereich der Landesverwaltung“, ergänzt der Landesvorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten Alexander Schmid. „Als hoch spezialisierte Arbeitskräfte wären sie im Krankheitsfall nur sehr schwer zu ersetzen. Zudem liegt uns natürlich der Schutz der Gesundheit von Personal und Insassen angesichts der Corona-Situation am Herzen. Daher begrüßen wir den Einsatz des CoVLAB an den Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg.“

Zielgerichtete Corona-Hilfe, schnell und unkompliziert direkt vor Ort
CoVLAB Baden-Württemberg ist eine mobile Corona-Teststation, die aus einem Modul zur Probenentnahme und einem Sicherheitslabor besteht. Das Projekt wurde speziell für Testungen auf eine SARS-CoV-2-Infektion entwickelt. Das Labor ist in ein 40-Tonner-Sattelaufliegerfahrzeug integriert und kann daher schnell und flexibel dort zum Einsatz kommen, wo der größte Bedarf an Testungen besteht. Das Labor entspricht Schutzstufe 2 der deutschen Biostoffverordnung und ermöglicht es, vor Ort mehrere hundert Personen an einem Tag zu testen. Von der Probenentnahme bis zur Laboranalyse sind es nur ein paar Schritte. Das spart Zeit, vermeidet Transporte und erhöht die Proben- und Ergebnisqualität deutlich.

„Mit diesem Konzept wollen wir eine Hilfestellung im Kampf gegen die Corona-Pandemie anbieten, die allgemein vorbeugende Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Abstandsgebote und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz zielgerichtet ergänzt. Die Diskussion um die Lockerungen zeigt, dass solche Ansätze den meisten Erfolg und die größte Akzeptanz versprechen, die präzise dort greifen, wo auch tatsächlich ein Bedarf vorliegt. Hier haben wir mit CoVLAB reagiert und ein Angebot geschaffen, das schnell und unkompliziert zum Einsatz kommt und Klarheit über die Infektionslage schafft“, erklärt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, die das Projekt initiiert hat und in deren Auftrag es durchgeführt wird. In den Aufbau und ersten Betrieb des CoVLAB investiert die Stiftung zunächst 1,3 Mio. Euro.

Durch Tests Infektionsketten verhindern

Durch breit angelegte Testungen können erkrankte Personen frühzeitig identifiziert, in Quarantäne geschickt und medizinisch behandelt werden. Ihre Kontaktpersonen können ebenfalls schnell isoliert und behandelt werden. Tests helfen also, die Ausbreitung des Virus aufzuhalten oder zu kontrollieren, sodass sich Infektionsketten und -cluster gar nicht erst bilden. Damit dieses Prinzip funktioniert, kommt es allerdings auf das richtige Testverfahren an, denn nicht jeder Test am Markt ist auch medizinisch valide.

Im CoVLAB werden molekulargenetische Virustests angewandt, die akute Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus nachweisen. „Mit der so genannten PCR-Methode nutzen wir den Goldstandard unter den Testverfahren – also die aktuell beste verfügbare Option. So können wir charakteristische Teile des Viruserbguts schon zu Beginn der Infektion sicher nachweisen, wenn sie erst in geringsten Mengen vorliegen. Die Ergebnisse werden noch am Tag der Abnahme übermittelt – im Einzelfall können wir den gesamten Prozess von Probenentnahme und Laboranalyse in weniger als 60 Minuten abwickeln“, sagt Prof. Dr. med. Michael Neumaier, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter von CoVLAB.

Im Unterschied dazu gibt es auch Antikörpertests. Diese zeigen, ob sich das Immunsystem einer Person bereits mit dem Virus auseinandergesetzt hat – eine Information, die für die Beurteilung der Durchseuchung in der Bevölkerung von erheblichem Wert ist. Derzeit sind die Ergebnisse der verfügbaren Tests auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 für breit angelegte Untersuchungsreihen in ihrer Aussagekraft noch nicht in jedem Fall belastbar. Im CoVLAB werden sie daher erst eingesetzt, wenn ausreichend valide Immuntests zur Verfügung stehen. Aktuell läuft dazu unter Regie der Universitätsmedizin Mannheim eine Studie (www.immunitor.de).

Anbindung an die Pandemieforschung

Die im CoVLAB entnommenen Proben und gewonnenen Testergebnisse können – mit Einwilligung der getesteten Personen – anonym archiviert und für laufende und spätere wissenschaftliche Studien verwendet werden. Hierdurch leistet CoVLAB wertvolle Unterstützung bei der Gewinnung neuer Erkenntnisse im aktuellen Infektionsgeschehen und zur Dynamik der Pandemie. Entsprechend können die mit dem CoVLAB jetzt geschaffenen Strukturen und Strategien auch bei der Prävention von Ausbrüchen oder der Eindämmung künftiger Pandemien bedeutsam sein.


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