Bargeld in der digitalen Gesellschaft – Anachronismus oder gedruckte Freiheit?

Bargeldlos mit vielen Nachteilen

Mainz – Die Zukunft des Bargelds in der digitalen Gesellschaft war Gegenstand einer Podiumsdiskussion, welche die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz im Rahmen des Kunst- und Kulturprojekts #watch22 ausgerichtet haben.

Nachdem führende US-amerikanische Ökonomen, unter ihnen Kenneth Rogoff und Larry Summers, bereits seit längerem die Abschaffung des Bargeldes fordern, hat sich mit dem Wirtschaftsweisen Professor Peter Bofinger jüngst auch ein einflussreicher deutscher Wissenschaftler für eine bargeldlose Zukunft stark gemacht. Eine Gesellschaft ohne Bargeld, das wurde bei der Veranstaltung schnell deutlich, ist dabei mehr als eine Zukunftsvision einzelner Wissenschaftler. Bereits heute werden – auch in europäischen Staaten – die entscheidenden Weichen für die Abschaffung des Bargeldes gestellt. 

Thematisch wurde der Abend mit einem Vortrag des früheren Chefredakteurs der WirtschaftsWoche und Vorsitzenden der Ludwig Erhard Stiftung, Roland Tichy, eingeleitet. Tichy sprach sich deutlich gegen die Abschaffung des Bargelds aus und lieferte damit die Thesen für die sich anschließende Podiumsdiskussion. Zusammen mit Tichy und unter der Leitung von Dr. Stefan Brink, Leiter Privater Datenschutz beim Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz, diskutierten Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, der Head of Client Cluster Visa Europe, Hans Bernhard Beykirch und Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, die Vor- und Nachteile einer bargeldlosen Zukunft.

Tenor des Abends war: Das bargeldlose Zahlen ist Ausdruck unserer digitalen Gesellschaft. Aber auch in dieser gelten tradierte Werte. Edgar Wagner, der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Rheinland-Pfalz betonte:

„Das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen setzt Wahlmöglichkeiten und Alternativen voraus –auch im Wirtschafts- und Geschäftsleben. Neben der Möglichkeit, sicher elektronisch zu bezahlen, muss deshalb auch der Bargeldverkehr erhalten bleiben. Die Bürgerinnen und Bürger müssen die Möglichkeit behalten, Dritten Einblicke in ihr Konsumverhalten zu verwehren.“

Ganz in diesem Sinne äußerte sich auch der Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Ulrike von der Lühe:

„Heute haben Verbraucherinnen und Verbraucher noch weitgehend die Freiheit selbst zu entscheiden, wie sie bezahlen wollen und welche Lösung für sie die beste ist. Das Bargeld muss gesetzliches Zahlungsmittel bleiben, damit ein einfacher, günstiger und anonymer Geldtransfer für alle möglich bleibt.“

Ministerin Eveline Lemke hob hervor:

„Die Zeit ist nicht reif für ein Leben komplett ohne Bargeld. Dabei geht es um zwei Aspekte. Zum einen muss der Datenschutz überall auf der Welt weiterentwickelt werden. Außerdem wollen die Menschen Konkretes für ihr Geld. Das zeigen auch die Anlagen in Immobilien oder Gold. Eine komplette Verschiebung auf virtuelles Geld funktioniert vorerst nicht.“