Ludwigshafen: Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen läuft nach Gesamtstillstand wieder

Ludwigshafen – Am Ostersonntag, 12. April 2020, wurden alle drei Müllkessel im Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen heruntergefahren, d.h. abgeschaltet. Dies galt Schritt für Schritt auch für sämtliche anderen Anlagebestandteile.

Das Müllheizkraftwerk ging damit an Ostern in den sog. Gesamtstillstand, der zwei Wochen andauern sollte. Ein solcher ist alle fünf Jahre erforderlich bzw. vorgeschrieben, um notwendige Reparaturen und Erneuerungen an zentralen Anlagenteilen durchzuführen und gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen zu absolvieren. Im Jahr 2020 war es wg. der Corona-Epidemie und wegen zusätzlichen Vorbereitungsarbeiten für die Montage der neuen Müllkessel ein ganz besonderer Gesamtstillstand:

Es waren zum Einen in den 14 Tagen etwa 60 Einzel-Projekte umzusetzen:

  • Einbau des neuen Dampfanschlusses für den neuen Müllkessel 4, der ab 2022 in Betrieb gehen wird in die Hochdruck-Dampfleitung (diese Leitung führt Wasserdampf mit einer Temperatur von 420 Grad Celsius und 42 Bar Überdruck. Sie ist ständig in Betrieb und wird nur alle fünf Jahre abgeschaltet)
  • diverse weitere Arbeiten an den Hochdruck- sowie an den Niederdruck-Dampfleitungen
    gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen an Druckbehältern
  • Umbau Heizölleitungen
  • Umbau Wasserleitungen
  • Umbau Kühlwasserleitungen
  • Umbau Druckluftleitungen
  • Umbau Löschwasserleitungen
  • umfangreiche Elektroarbeiten
  • Umbauarbeiten an der Leittechnik, die das Müllheizkraftwerk steuert
  • Reparatur eines Nass-Entschlackers
  • Leerung des Müllbunkers und Dichtigkeitsprüfung des Bunkerbodens
  • Leerung des Schlackenbunkers und Dichtigkeitsprüfung des Bunkerbodens
  • Sanierung Müllbunkertor
  • Sanierung Auffahrrampe Anlieferhalle
  • kleinere Baumaßnahmen

Die Vielzahl unterschiedlichster Arbeiten bedingte den Einsatz von 150 Mitarbeitern, von denen bis zu 100 Mitarbeiter gleichzeitig tätig waren.

Zum Anderen musste dieser Gesamtstillstand während der Corona-Pandemie ausgeführt werden. Alle o.g. Arbeiten waren seit Monaten genaustens vorgeplant worden. Die notwendigen Teile waren eingekauft und die entsprechenden Handwerksleistungen beauftragt worden. Schließlich waren auch 8.000 Tonnen an kommunalen Restabfällen, die normalerweise in diesen 14 Tagen im Müllheizkraftwerk verbrannt worden wären, über Verträge in andere Anlagen umgeleitet worden. Der Gesamtstillstand musste genau zu diesem Zeitpunkt durchgeführt werden, denn Müllheizkraftwerke gehören zur kritischen Infrastruktur. Bei diesen Anlagen sind die Betriebszeiten und die geplanten Stillstände zeitlich genau festgelegt und mit anderen Anlagen abgestimmt, damit zuverlässig die öffentliche Entsorgungssicherheit garantiert werden kann.

Drei Kollegen des großen Teams, das den Gesamtstillstand gemeistert hat (von links nach rechts): MHKW-Betriebsleiter Martin Renner (TWL), Bernd Groneschild (GML) aus dem Projektteam IGNIS und Steffen Leege (TWL) (Foto: GML)
Drei Kollegen des großen Teams, das den Gesamtstillstand gemeistert hat (von links nach rechts): MHKW-Betriebsleiter Martin Renner (TWL), Bernd Groneschild (GML) aus dem Projektteam IGNIS und Steffen Leege (TWL) (Foto: GML)

Die Corona-Pandemie bedeutete ganz besondere Herausforderungen für den Gesamtstillstand. Denn die bis zu 100 Mitarbeiter, die gleichzeitig in der Anlage arbeiteten, waren wirksam vor gegenseitiger Infektion zu schützen. Dies gelang durch eine umfangreiche Planung und Durchführung von Schutzmaßnahmen:

  • strikte räumliche und zeitliche Trennung von Arbeitsteams
  • separate Zugänge für alle Teams
  • erhebliche mehr Sozialcontainer als üblich und Verteilung der Teams
  • Atemschutzmasken, Schutzbrillen, Schutzanzüge etc.
  • Temperaturmessung der Mitarbeiter am Kraftwerkseingang
  • Überprüfung aller Arbeitsschutz-Maßnahmen durch einen Sicherheitsdienst

Das Ergebnis nach zwei Wochen: Alle Maßnahmen konnten erfolgreich im Zeitplan umgesetzt werden! Am Montag, 27. April gingen zwei der drei Müllkessel pünktlich wieder in Betrieb. Einer der Kessel bleibt noch in seiner jährlichen Regelrevision und wird Mitte Mai 2020 wieder zur Verfügung stehen.

„Ich bin sehr stolz auf alle Mitarbeiter, die dieses tolle Ergebnis gemeinsam erreicht haben – Das war Höchstleistung!“, so Dr. Thomas Grommes, Geschäftsführer der GML: „Die Teams der GML, des Modernisierungsprojektes IGNIS und der TWL sowie die Teams unserer Auftragnehmer, wie dem Anlagenbauer Steinmüller Babcock Environment (SBE), dem Industrieanlagen & Kraftwerks Service (IKS) sowie alle anderen Firmen haben die Maßnahmen sehr genau geplant und präzise durchgeführt. Die ganz besonderen Arbeitsschutz-Maßnahmen wg. der Corona-Epidemie haben sie äußerst diszipliniert umgesetzt.

Ich bedanke mich bei allen, die daran beteiligt waren. Das war eine wirklich sehenswerte Teamleistung.“


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