Karlsruhe: Stummfilmfestival eröffnet

Dr. Josef Jünger während der Eröffnung des 18. Stummfilmfestivals (Foto: Hannes Blank)
Dr. Josef Jünger während der Eröffnung des 18. Stummfilmfestivals (Foto: Hannes Blank)

Karlsruhe – Am Abend des 4. Februar 2020 wurde im Stephanssaal in Karlsruhe das 18. Stummfilmfestival eröffnet. Es läuft dort noch bis zum folgenden Samstagabend und zeigt an 5 Festivaltagen etwa ein Dutzend (Haupt-)Filme, einige sind um Kurzfilme im Vorprogramm ergänzt. Die Spielstätten sind der für Kinoerlebnisse etwas provisorisch wirkende Stephanssaal und die Kinemathek Karlsruhe.

Eröffnungsfilm war „Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahre 1920. Dieses wie andere auf dem Festival gezeigte Werke sind sorgfältig von der F.W.Murnau-Stiftung restauriert worden – das Karlsruher Stummfilmfestival ist eine der wenigen Gelegenheiten, solche Perlen der Filmgeschichte auf der Leinwand zu sehen. Dass es dazu noch eine Musikbegleitung gibt, die live die Filme unterstützt, adelt die Stummfilme zusätzlich. Allerdings schießt die Größe der Begleitorchester in Karlsruhe manchmal ein wenig über das Ziel hinaus, rücken dann doch diese Ensembles in den Vordergrund, nicht nur sprichwörtlich, sondern auch bildlich. Für den Eröffnungsabend entschied man sich glücklicherweise für die Begleitung durch nur zwei Musiker (Stephen Horne und Frank Bockius), die den Film angenehm zurückhaltend begleiteten.

Karlsruhes Kultur-Bürgermeister Albert Käuflein bezeichnete „Das Cabinet des Dr. Caligari“ als den „bekanntesten Stummfilm Deutschlands“. Ist er das wirklich? Anderen mag bei dieser Zuweisung eher Murnaus „Nosferatu“ oder Fritz Langs „Metropolis“ einfallen. An „Das Cabinet des Dr. Caligari“ erinnert man sich heute fast ausschließlich aufgrund des Bühnenbilds, das – zugegeben – eine Wiederaufführung auf der Leinwand wert ist. Festivalleiter Josef Jünger sagte über „Das Cabinet des Dr. Caligari“, er sei „eigentlich ein Horrorfilm“.

Wirklich gruselig und richtig beklemmend war indes etwas anderes: Der als Vorfilm gezeigte 12 Minuten lange Dokumentarfilm. Offenbar hatte sich vor 100 Jahren ein Filmteam bemüht gefühlt, einen Ausschnitt aus dem damaligen russischen Bürgerkrieg zu dokumentieren. Ziemlich unprätentiös und völlig unverstellt werden dort überwiegend exhumierte Leichen gezeigt, nicht nur dem Kinogänger, sondern auch dem damals vor Ort zahlreichen erscheinenden Publikum. Das war dann doch weitaus furchterregender als Casablanca-Darsteller Conrad Veidt im Hauptfilm des Abends in der Rolle des Dauerschläfers Cesare. Das Stummfilmfestival bleibt sich darin treu, dass die wirklichen Entdeckungen außerhalb des Mainstreams zu machen sind.