Der langweilige Wahlkampf ist endlich vorbei – Der Wähler hat zugeschlagen

Die Bundestagswahl 2013 ist vorrüber - Der Wähler hat teilweise harte Entscheidungen gefällt

Was uns über Wochen gequält hat, ist nun überstanden. Einschläfernde Wahlplakate. Talkshows an der Komagrenze. Der Wahlkampf 2013 war kein Highlight der Parteistrategen. Wo in früheren Jahren sich überall beharkt wurde, erlebten die Bürger das kollektive Gähnen.

Die CDU/CSU mit Kandidatin Merkel setzte auf die Strategie: „Auf keinen Fall auffallen und keinesfalls gefährliche Themen anpacken“. Diese Strategie ist aufgegangen. Einzig die AfD sorgte für Aufmerksamkeit mit ihren eurokritschen Parolen und Einlassungen zur Energiewende. Dennoch hat das Ergebnis der Bundestagswahl 2013 für alle Parteien Sprengkraft.

In Kürze

  • Die Union verdankt Angela Merkel ein Spitzenergebnis nahe der absoluten Mehrheit
  • Die SPD erreicht ihr selbstgestecktes Wahlziel nicht
  • Die FDP erhält ihre Quittung vom Wähler. Sie müssen aus dem Bundestag raus
  • Die Grünen sind an ihrer Vergangenheit gescheitert
  • Die AfD schaffte den Sprung in den Bundestag ebenfalls nicht
  • Die Piraten kentern

Im Einzelnen

CDU/CSU

Angela Merkel holte für die Union ein phänomenales Gesamtergebnis. Die Wähler trauten ihr, wenn es um die Zukunft in Deutschland geht, am Meisten zu. Der Partner CSU in Gestalt von Parteichef Seehofer wird allerdings gestärkt durch sein Wahlergebnis, ein gewichtiges Wort bei Entscheidungen haben.. Das Wahlergebnis ist der persönliche Erfolg der Kanzlerin. Ohne Wenn und Aber. Doch wenn es ums Regieren geht wird es trotz des Erfolges nicht leichter. Eine vergrösserte Fraktion und Bündnisse, die so garnicht nach dem Geschmack der CDU sind, erschweren die Macht.

Vorläufiges Endergebnis: 41,5%

 

SPD

Das die SPD über das Ergebnis keineswegs erfreut sein kann liegt auf der Hand. Steinbrück hatte mit zu frühen Bündnisabsagen sicherlich einige Wähler abgeschreckt. Gysi von den Linken sagte, dass die SPD aufhören sollte mit ihrer „Ausschliesseritis“. Damit wird der erfahrene Politiker Recht haben. Die Partei wäre mit einem offenen Wahlkampf besser dagestanden. Nun bleibt die ungeliebte Rolle als Juniorpartner in einer grossen Koalition. Wobei jedem klar ist, dass der kleinere Partner in einem Bündnis niemals die Erfolge für sich verbuchen darf.

Vorläufiges Endergebnis: 25,7%

 

Die Grünen

Zuletzt aufgerieben durch Steuerdiskussionen, Pädophilendebatte erreichten sie nicht mal ihr Stammwähler. Wohl auch deswegen, weil Merkel schnell und gezielt immer wieder Themen, die andere Parteien aufgebracht hätten, für sich besetzte. So auch Themen die in den grünen Kernbereich gehören. Das Wahlziel eines zweistelligen Ergebnisses kam so nicht zustande.

Vorläufiges Endergebnis: 8,4%

 

Die FDP

Es ist das historische Aus einer Partei von der zum Schluss viele eigene Wähler nicht mehr wussten, was denn letztlich die Partei definiert und wofür sieht steht. Die Wähler haben diesesmal die Steuergeschenke an Besserverdienende nicht vergessen. Wie beispielsweise der Hotelskandal. Hier hatte die FDP zusammen mit der CSU die 7% Mehrwertsteuer für Hotels durchgedrückt. Als kurz darauf eine Millionenspende aus Hotelkreisen an die Liberalen ans Licht kam, war auch dem hartgesottenen Wähler deutlich geworden, woher der Wind weht.

Gestern Abend erlebten die Deutschen das historische Aus einer Partei, die wie keine Andere die Geschicke in Deutschland jahrzehntelang mitbestimmte. Sie entschied die Richtung oder stürzte eine gesamte Regierung samt Kanzler. Damit ist nun Schluss. Mit einem Ergebnis knapp unter der 5%-Marke ist die FDP wie auch in vielen Landesparlamenten nicht mehr im deutschen Bundestag vertreten. Brüderle, Rösler & Co bekommen auch ihre Quittung für eine Taktik, die jahrelang immer aufging. Die Zweitstimmenkampagne zusammen mit einer Angststrategie. Diesesmal haben sich die Wähler gegen einen offensichtlichen Stimmenklau beim grossen Bruder CDU entschieden.

Nun bereitet sich die Partei auf eine ausserparlamentarsiche Opposition vor. Ohne die finanzielle Ausstattung einer Bundestagsfraktion.

Vorläufiges Endergebnis: 4,8%

 

Die Linke

Das Ergebnis ist für die Linken ein gutes Ergebnis. Viele Wähler sind laut Wahlforschern von der FDP zur Linken abgewandert. Somit festigt sich die Partei als wichtige Kraft und möglicher Koalitionspartner. Die Partei um Spitzenkandidat Gysi kann sich langsam in Ost- und Westdeutschland etablieren.

Vorläufiges Endergebnis: 8,6%

 

Die AfD

Die Partei, die es erst seit einem halben Jahr gibt, hat gezeigt, dass das Thema Euro die Menschen bewegt. Chef Lucke, der die Partei wie ein Patriarch führt war erfreut über das Ergebnis. Bei der kommenden Wahl wird diese Partei unter Umständen in den Bundestag einziehen und mitreden. Dabei kommt es auf die Position und die Handlungen der Regierung an. Fakt ist, dass die Eurokritiker für eine „Beinahe-Sensation“ sorgten.

Vorläufiges Endergebnis: 4,7%

 

Die Piraten

Angetreten als Alternative zu den großen Parteien und mit neuen Themen im Rücken, versinken sie in die politische Bedeutungslosigkeit. Gravierende Fehler im strukturellen Aufbau und der Hierarchie, sowie unendliche Querelen innerhalb der Partei haben das Schiff zum Kentern gebracht. Ob Ponader oder andere unlustige Zeitgenossen daran Schuld haben müssen die Vorstände intern klären. Tatsache bleibt, dass die Piraten die historische Steilvorlage NSA/Snowden weitgehend ungenutzt verstreichen liessen. Längst waren die Wähler so frustriert, dass Kryptoparties die Basis nicht mehr umstimmen konnten. Ein Ungeheuerlichkeit wie der NSA-Abhörskandal, hätte alle Piraten wochenlang auf die Strasse und in die Presse treiben müssen. Stattdessen wenige Aktionen und eine Handvoll Pressemitteilungen. Das war der Riss im Boot und brachte die einst so hoffnungsvoll gestartete Partei zum Kentern.

Vorläufiges Endergebnis: 2,2%