Wir brauchen eine Lösung – Zum Mannheimer Marathon 2014

SAP Arena Marathon Mannheim/Ludwigshafen, 31. Mai 2014: Startnummer des metropolnews.info-Reporters

„Wir brauchen eine Lösung!“ – Diesen Imperativ kann man mit vielen gesellschaftlichen, politischen und persönlichen Themen kombinieren. Von der Ukraine-Krise über G8 oder 9 bis zur Entscheidung, ob Käsekuchen oder Linzertorte auf den Sonntagstisch soll.

Der Satz ist fast universell; ausgesprochen wird er jedoch eher selten. Oft wird nach Erkennen des Problems übergangslos zum Nennen von Vorschlägen gewechselt.

Laut und deutlich ausgerufen wurde der Satz während des Mannheimer Marathons am letzten Tag des Monats Mai. Auf dem Kurs der Läufer, und zwar auf der Ludwigshafen und Mannheim verbindenden Kurt-Schuhmacher-Brücke, etwa um 20:40 Uhr. Es rief ihn der Fahrer des Führungsfahrrades, der den schnellsten Marathonläufer begleitete. Ein Hauch von Verzweiflung schwang mit, es überwog jedoch die Entschlossenheit, mit der er „Wir brauchen eine Lösung!“ den am Rande stehenden Helfern zurief. Was war geschehen? Wer sich die Streckenverläufe des Marathons angesehen hatte, wusste, dass der schnellste Marathonläufer frühestens um 21 Uhr die Brücke hätte passieren dürfen. Ein übereifriger Betreuer hatte den führenden Marathonläufer schon in der Mannheimer Fressgasse die falsche Abzweigung nehmen lassen, nicht wenige folgten ihm. Die Organisatoren reagierten schnell und erweiterten für die Spitze, wieder auf die badische Seite zurückgekehrt, die Laufstrecke, um auf die erforderlichen 42,195 Kilometer zu kommen. So gut dies auch improvisiert war, es war eben doch nur improvisiert und kein reguläres Wettkampfgeschehen. Hinter der Spitzengruppe liefen die nächsten Teilnehmer, alle noch im Leistungsbereich deutlich unter drei Stunden, die korrekte Strecke. Manche brachen verständlicherweise angesichts des Durcheinanders ab.

Die vielen Halbmarathonläufer, die am Ende ihres Wettkampfes nach so um die zwei Stunden am Rosengarten ankamen, konnten einen sehr sorgenvoll dreinblickenden Christian Herbert vom Veranstalter m³ GmbH und seinen Pressesprecher Martin Staiger beobachten. Man fällte später ein fast salomonisches Urteil, den schnellsten fehlgeleiteten und auch den schnellsten korrekt gelaufenen Athleten zum Sieger zu erklären. Das war im Bereich der Schadensbegrenzung die wahrscheinlich beste Lösung, die beste Antwort auf die vom Fahrradfahrer auf der Kurt-Schumacher-Brücke gestellte Forderung.

Zu diesem Fehlleitungs-Pech kam auch noch hinzu, dass bei den Frauen eine Läuferin gewann, die ihre Dopingsperre gerade erst abgesessen hatte. Sie lief zwar die korrekte Strecke, aber ein so genanntes „Geschmäckle“ haben Erfolge ehemaliger Dopingsünder immer. Also auch bei den Frauen kein Traumergebnis für den Veranstalter.

International hat der Mannheimer Marathon damit an Renommee verloren, den es in den nächsten Jahren zurück zu gewinnen gilt. Die vielen Hobbyläufern aus der Rhein-Neckar-Region in Mannheim goutieren zwar, wenn Spitzenläufer an gleichen Wettkampf wie sie selbst teilnehmen, untereinander bestimmten an diesem warmen Samstagabend jedoch andere Themen die Unterhaltungen. „Da isch ja gar nix, bis man da drausse isch, des zieht sich!“ etwa, zum Thema Durchquerung der SAP Arena oder „Für so einen kleinen Ort eine Superstimmung!“ zur Marathonbegeisterung im Stadtteil Seckenheim“. Wichtig war diesen Teilnehmern, nach dem Wettkampf mit Freunden, Familien und bei den Staffeln mit den anderen Teammitgliedern rund um den Wasserturm noch auf ein Bier zusammen zu kommen und davon zu erzählen, wie es ihnen persönlich beim 11. Mannheimer Marathon im Jahre 2014 ergangen ist.