Ist Zivilcourage nur etwas für Andere?

Zivilcourage ist eine Pflicht, meint unser Chefredakteur Holger Knecht.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Eine behinderte Frau steht kurz vor 14 Uhr an einer Straßenbahnhaltestelle. Als die Straßenbahn hält und sie einsteigen möchte, kommen zwei Frauen, rempeln sie an und bedrängen sie, werfen ein Tuch über die Handtasche ihres Opfers, welches um Hilfe ruft. Den Täterinnen gelingen es, die Handtasche zu öffnen und die Frau zu bestehlen. 

"Die "Hilferufe" des wehrlosen Opfers wurden von den anderen Fahrgästen ignoriert.", so die Polizei Karlsruhe.

Nochmal: Wir befinden uns in Karlsruhe in der Innenstadt, 13:50 Uhr, viele Besucher, Touristen, Arbeitspendler. Menschenmassen. Kein Dorf, in dem 2 Fahrgäste auf den Bus warten. Eine Frau wird beraubt, alle schauen zu. 

Wir fragen uns: In welcher Welt leben wir? Eine wehrlose Frau wird Opfer, die Tat wird von den Passanten beobachtet, und niemand hilft ihr.

An Diejenigen, die nur zugesehen haben:

  • Ist es nicht euere Pflicht zu helfen?
  • Wer zuschaut, macht mit.
  • Stellt euch vor, ihr werdet selbst beraubt und die anderen schauen nur zu. Wollt ihr das?

Ist hier nicht euere Solidarität gefragt, um Gewalttaten zu verhindern oder zu lindern? Habt ihr kein Gewissen?

Der unglaubliche Vorgang liest sich in einer Information der Polizei Karlsruhe folgendermaßen:

Opfer eines Taschendiebstahls wurde am Nachmittag, des 23. September eine 70-jährige, behinderte Frau aus Karlsruhe. Gegen 13.50 Uhr wartete sie an der Haltestelle "Kronenplatz" auf die Straßenbahn der Linie 1. Als die Frau gerade einsteigen wollte, wurde sie von zwei bislang unbekannten Frauen angerempelt und bedrängt.

Dabei warf eine der beiden Täterinnen ein Tuch über die Handtasche der Seniorin, die wegen ihrer Behinderung ihre Tasche über der rechten Schulter trug. Die "Hilferufe" des wehrlosen Opfers wurden von den anderen Fahrgästen ignoriert, so dass es den Diebinnen gelang, die Handtasche zu öffnen und die Geldbörse zu stehlen. Kurz bevor die Bahn abfuhr, verließen die beiden Frauen die Bahn und flüchteten in Richtung Kronenplatz.

Die beiden Täterinnen wurden wie folgt beschrieben:

  1. Circa 30 Jahre alt, 160 -165 cm groß, südländische Erscheinung, rundes Gesicht und kräftige Statur, dunkles krauses Haar. Die Frau war dunkel gekleidet.
  2. Circa. 30 Jahre alt, 160-165 cm groß, südländische Erscheinung, schmales Gesicht und schlank. Die glatten, dunklen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Die Frau trug ein violettes oder braunes Tuch bzw. einen entsprechenden Umhang.

Passanten, die nähere Angaben zu den Gesuchten machen können, werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz, Telefon 0721/666-3311 in Verbindung zu setzen.

Für mehr Sicherheit im Alltag ist auch Zivilcourage gefordert. Die Polizei bittet deshalb in Fällen, wie dem oben geschilderten, folgende Empfehlungen zu beherzigen:

  • Helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen
  • Sich um das Opfer kümmern
  • Andere aktiv zur Mithilfe auffordern
  • Unter 110 Hilfe organisieren
  • Genau beobachten und sich Tätermerkmale einprägen
  • Sich als Zeuge zur Verfügung stellen