Bandscheibenvorfall: Wann hilft eine Operation?

Bandscheibenvorfall: Wann hilft eine Operation? Die UPD hilft und berät Patienten, die vor einer solchen Entscheidung stehen kostenlos.

Fliesenleger-Meister Friedrich G. hat seit Jahren immer wieder Rückenschmerzen. Beim letzten „Hexenschuss“ konnte er sich eine Woche lang kaum rühren. Jetzt kann der 56-Jährige zwar wieder arbeiten, hat aber weiterhin Probleme und Angst vor einer erneuten Attacke. Sein Orthopäde hatte einen Bandscheibenvorfall festgestellt und ihm zur Operation geraten. Davor schreckt Herr G. bisher zurück – womöglich aus gutem Grund.

Bei einem akuten Bandscheibenvorfall ist eine Operation nur in wenigen, klar erkennbaren Fällen nötig. Bei chronischen Beschwerden kann ein Eingriff meistens nicht helfen.

„Auch wenn der Arzt Veränderungen an den Bandscheiben feststellt, muss das noch lange nicht der Grund für anhaltende Rückenschmerzen sein“, sagt Jérôme Novak von der Ludwigshafener Beratungsstelle der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). „Denn ein Bandscheibenvorfall verursacht nicht zwangsläufig Probleme.“ Das hätten Untersuchungen mit Erwachsenen gezeigt, die keine Kreuzschmerzen haben: Mehr als die Hälfte von ihnen hatte ebenfalls Bandscheibenschäden, zum Teil sogar starke. Zudem würden Bandscheibenvorfälle meistens von selbst ausheilen und die Beschwerden bei 90 von 100 Menschen innerhalb von sechs Wochen wieder abklingen.

„Halten die Schmerzen länger an, muss daher vor einer Operation eindeutig geklärt werden, dass tatsächlich der Bandscheibenvorfall die Probleme verursacht“, erklärt die UPD-Berater. In diesem Fall könne ein Eingriff zwar oft helfen, aber keine Beschwerdefreiheit garantieren. Auch das hätten Studien gezeigt. Grundsätzlich sollte man also das Für und Wider einer Bandscheibenoperation bei chronischen Rückenschmerzen sorgfältig abwägen – und bei Zweifeln die Meinung eines zweiten Arztes einholen, so Novak. „Sofort operieren muss man nur in seltenen Notfällen, wenn Nerven stark beeinträchtigt sind.“ Das sei leicht zu erkennen, etwa an zunehmenden Taubheitsgefühlen und Lähmungen oder wenn Blase und Darm nicht mehr richtig funktionieren.

„Für akut Betroffene lohnt sich meist etwas Geduld“, sagt die Patientenberater. Die Genesung ließe sich zwar kaum beschleunigen. Schmerzmittel, Wärmepackungen oder Massagen könnten aber Erleichterung verschaffen. Gut sei vor allem, trotz der Schmerzen möglichst aktiv zu bleiben – auch damit sie gar nicht erst zum Dauerproblem werden. Novak: „Die positive Wirkung körperlicher Aktivität ist wissenschaftlich nachgewiesen und vielleicht das Beste, was man für sich tun kann.“

UPD-Tipp: Weitere Informationen zum Thema Rückenschmerzen bietet die Internetseite www.gesundheitsinformation.de vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die UPD erreichen Ratsuchende vor Ort in 21 Beratungsstellen und bundesweit am kostenfreien Telefon (Deutsch: 0800 0 11 77 – 22, Türkisch – 23, Russisch – 24).

Unabhängige Patientenberatung Deutschland | UPD

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