Narren auf dem Heimweg: An den tollen Tagen steigt das Unfallrisiko

Polizei warnt: Auf gute Sichtbarkeit achten, statt anderen blind zu vertrauen.

In der dunklen Jahreszeit leben Fußgänger besonders gefährlich

Die traurige Schlagzeile ist vielen noch in schlimmer Erinnerung: Vier Fußgänger waren abends in Kastellaun unterwegs. In einem Restaurant wollten sie den Tag ausklingen lassen. Doch es kam ganz anders: Als die Gruppe eine Straße überquerte, wurde sie von einem Pkw erfasst. Eine Fußgängerin starb, einer ihrer Begleiter wurde schwer verletzt.

Dieser tragische Unfall blieb leider nicht der einzige seiner Art im aktuellen Winter-halbjahr. Seit der Umstellung auf die „Winterzeit“ am 27. Oktober und damit dem Be-ginn der „dunklen Jahreszeit“ musste das Polizeipräsidium Koblenz bis zum 19. Feb-ruar 146 Verkehrsunfälle aufnehmen, bei denen Fußgänger verletzt oder gar getötet wurden. Drei Fußgänger starben, 36 von ihnen wurden schwer und weitere 107 leicht verletzt.

Fast jeder zweite Fußgänger-Unfall geschieht bei Dunkelheit

Bei einer Vielzahl dieser Verkehrsunfälle spielte die früh einsetzende Dunkelheit eine entscheidende oder zumindest mitentscheidende Rolle. Von 39 Unfällen mit schwerverletzten oder getöteten Fußgängern ereignete sich fast die Hälfte (17) bei Dunkelheit oder in der Dämmerung. Dasselbe galt für die Unfälle mit weniger schwer verletzten Fußgängern: 52 von 107 geschahen bei Dunkelheit. Und noch etwas fällt auf: Nur 13 der 146 „Fußgänger-Unfälle“ geschahen außerorts, die große Mehrzahl hingegen innerhalb geschlossener Ortschaften.

Fußgänger haben keine „Knautschzone“. Dementsprechend schwerwiegend sind zumeist die Folgen einer Kollision. Die Fahrzeugindustrie stellt sich zunehmend darauf ein und widmet dem Fußgängerschutz erhöhte Aufmerksamkeit. Die „Entschärfung“ der Fahrzeugfronten trägt dazu ebenso bei wie moderne Lichtsysteme. Gleichwohl werden Fußgänger immer die „schwächsten Verkehrsteilnehmer“ bleiben. Für Kinder und Senioren gilt dies noch umso mehr.

Sowohl Fußgänger als auch Autofahrer können einen entscheidenden Beitrag zur Unfallvermeidung und damit zu ihrer eigenen Sicherheit leisten. Die „heiße Phase“ der Fastnachtszeit, in der erfahrungsgemäß besonders viele Fußgänger unterwegs sind, nimmt die Polizei zum Anlass für die folgenden Tipps und Hinweise:

Fußgänger sollten sich niemals darauf verlassen, dass der Autofahrer sie schon rechtzeitig erkennen wird. Das gilt auch auf vermeintlich gut ausgeleuchteten Straßen. Hier entsteht ein besonderes Problem, wenn dunkel gekleidete Personen die Fahrbahn außerhalb des Lichtkegels einer Straßenlaterne überqueren. Denn die Augen der Autofahrer stellen sich auf die hellen Bereiche des Blickfeldes ein. Die nicht ausgeleuchteten Bereiche hingegen bleiben für die Autofahrer weitestgehend unsichtbar. Für einen dunkel gekleideten Fußgänger, der außerhalb des Lichtkegels der Straßenbeleuchtung die Fahrbahn betritt, bedeutet der beschriebene Wechsel von Hell und Dunkel eine Gefahr, die von Autofahrern und Fußgängern gleichermaßen unterschätzt wird. 

Nur im Lichtkegel die Fahrbahn überqueren. 

Die Polizei rät: Queren Sie die Fahrbahn nur bei guten Lichtverhältnissen, am besten unmittelbar unter einer Straßenlaterne. Nutzen Sie Fußgängerüberwege oder Fußgängerampeln. Rechnen Sie immer damit, dass ein Autofahrer Sie – aus welchen Gründen auch immer – möglicherweise nicht wahrgenommen hat.

Helle Kleidung, Reflex-Bänder und Blinkis können Leben retten

Entscheidenden Einfluss auf die rechtzeitige Erkennbarkeit eines Fußgängers hat die Farbe der Oberbekleidung. Wer sich in der dunklen Jahreszeit dunkel kleidet, bewegt sich nach Sonnenuntergang in „Tarnkleidung“. Nur helle Kleidung ist weithin sichtbar, und nur sie reflektiert das Scheinwerferlicht. Falls Sie dennoch dunkle Kleidung tragen, nutzen Sie zumindest reflektierende Armbänder, Aufnäher oder Anhänger. Diese gibt es in vielen Ausführungen im Einzelhandel, in Fahrradläden, Sportgeschäften und Supermärkten. Derartige Reflektoren vervielfachen die „Erkennbarkeitsentfernung“. 

Außerorts links gehen und mit der Taschenlampe leuchten!

Wer außerhalb geschlossener Ortschaften zu Fuß unterwegs ist oder eine Autopanne hat, sollte herannahende Autofahrer mit aktiven Lichtquellen aufmerksam machen. Eine funktionierende Taschenlampe kann Leben retten. Im Notfall hilft auch ein leuchtendes Mobiltelefon oder ein Reflektorband mit Leuchtdioden. Gehen Sie auf der Landstraße stets dem Verkehr entgegen, also am linken Straßenrand. Nur dann können Sie entgegenkommende Fahrzeuge frühzeitig erkennen, auf sich aufmerksam machen und auf den Randstreifen ausweichen.

Autofahrer dürfen gemäß Straßenverkehrsordnung immer nur so schnell fahren, dass sie auch vor einem plötzlich auftretenden Hindernis noch gefahrlos anhalten können. So verlangt es das „Sichtfahrgebot“. In der Praxis bedeutet das: Die meisten Autofahrer sind außerorts viel zu schnell unterwegs – vor allem dann, wenn sie nicht das Fernlicht nutzen (können). Denn das Abblendlicht leuchtet die Fahrbahn in aller  Regel nur so weit aus, dass man höchstens noch mit Tempo 70 unterwegs sein dürfte. Daran ändern auch Xenon-Scheinwerfer nicht viel. Und selbst bei 70 km/h kommt ein Pkw auf unbeleuchteter Straße nur noch dann rechtzeitig vor einem dunkel gekleideten Fußgänger oder Radfahrer zum Stehen, wenn die Fahrerin oder der Fahrer mit maximaler Aufmerksamkeit und guter Reaktion unterwegs ist.

Auf der Landstraße: Tempo 100 kann unter Umständen viel zu viel sein

Die Polizei appelliert: Rechnen Sie als Autofahrer immer mit plötzlich auftretenden und schlecht erkennbaren Fußgängern! Nutzen Sie ihr Fernlicht so oft es geht. Fahren Sie auch außerorts aufmerksam und bremsbereit. Und denken Sie daran: Längst nicht überall, wo 100 km/h erlaubt sind, ist dies tatsächlich die „angemessene“ Geschwindigkeit. Denn es gilt das „Sichtfahrgebot“ und die Grundregel, wonach die Fahrgeschwindigkeit den Verhältnissen anzupassen ist. 

Weniger Sehkraft im Dunkeln: Fuß vom Gas! 

Hinzu kommt: Mit zunehmendem Alter lässt die Sehfähigkeit bei Dunkelheit nach: Die Blendempfindlichkeit nimmt zu, während die Dämmerungssehschärfe abnimmt. Autofahrern über 50 rät die Polizei: Lassen Sie ihr Sehvermögen regelmäßig vom Augenarzt oder Optiker untersuchen. Bei nachlassender Sehfähigkeit im Dunkeln fahren Sie besonders vorsichtig und langsam. 

Blindes Vertrauen in andere Verkehrsteilnehmer kann tödlich enden

Der wichtigste Ratschlag: Gleich ob sie als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer unterwegs sind – verlassen Sie sich niemals darauf, dass andere Verkehrsteilnehmer auf Sie aufmerksam werden. Rechnen Sie immer damit, nicht rechtzeitig erkannt zu werden, und richten Sie ihr Handeln darauf ein. Damit Sie auch in der dunklen Jahreszeit sicher ans Ziel kommen.