Eine Frau ruderte allein über den Atlantik – so geschehen um die Jahreswende 2011/2012 von Portugal aus in die Karibik. Ihr Name: Janice Jakait. Ihre Beweggründe: Weil es zu schaffen ist. So konkret wird die damals bei der Überquerung 34jährige Badenerin zwar nie, aber man kann es zwischen den Zeilen des Buches, das sie darüber geschrieben hat, herauslesen. „Tosende Stille“ heißt es, ein zunächst nichtssagendes Oxymoron. Auf 214 Seiten geht es hauptsächlich um ihr Innenleben, auf Basis dessen, was sie während der Fahrt in ihrem Blog auf www.rowforsilence.com geschrieben hat.
„Nur 24 Stunden nach meiner Abreise habe ich den Verstand verloren“ schreibt sie schon früh. Später kommen noch Halluzinationen dazu. Der Gedanke an Abbruch kommt ihr nie. Ihr Sorge gilt neben der Seetüchtigkeit ihres winzigen Boots (der „Bifröst“) hauptsächlich ihren Frisur („…die Haare sind […] endgültig ruiniert“, Seite 32) und ihrem Zigarettenvorrat. Auf Nachfrage gibt sie an, 8 Stangen dabei gehabt zu haben. Der Rest ist Rudern, Rudern, Rudern, stundenlang, was jedem bewusst ist, der damals ihre Fortschritte auf der GPS-gestützten Seekarte verfolgte. Im Buch geht es aber bald überwiegend um die einzige Gesellschaft, die sie hat: Fische und Vögel. Auf Seite 167 raucht sie ihren letzten Klimmstengel und versucht sich dann aus Tee neue Zigaretten zu drehen. Daran scheitert sie, nicht aber an der Überquerung: Mit 90 Tagen Dauer war sie sogar recht flott unterwegs gewesen, es hätten auch 120 werden können, aber nicht viel mehr, denn dann wäre ihr der Proviant ausgegangen. Man merkt: Es ist ihr egal, was andere Leute, was die Leser über sie denken, (außer das Aussehen ihrer Frisur betreffend), sie schreibt, was ihr so durch den Kopf geht.
Das Buch ist eine Melange aus Nabelschau, Selbsterfahrung und Improvisationstalent, flüssig zu lesen, mit einem Glossar und einer Windstärkentabelle. Nicht nur für Ruderer.
Janice Jakait: „Tosende Stille“
Scorpio-Verlag, Berlin und München
Euro 19,90
Hinweis:
Janice Jakait liest aus „Tosende Stille“ vor, zeigt Bilder und spricht über ihre Erfahrungen. Am 24. Februar ab 19 Uhr in Karlsruhe im Vereinssaal des Rheinklubs Alemannia, Werftstrasse 8b, 76189 Karlsruhe. Wegbeschreibung unter www.rheinklub-alemannia.de. Der Eintritt ist frei.