Sportwissenschaftler entwickeln Konzept zur Sichtung, Auswahl und Förderung von Talenten

Mit der Gründung einer „Talent Academy“ geht das Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universtät Heidelberg zusammen mit dem Universitäts-Sport-Club Heidelberg (USC) neue Wege im Bereich der Auswahl und Förderung sportlicher Talente. Ziel der in dieser Form einzigartigen Akademie ist es, besonders starke Basketball-Nachwuchsspieler aus der Rhein-Neckar-Region gezielt in die Bundesligamannschaft MLP-Academics zu integrieren.

Das Akademie-Konzept beruht auf aktuellen trainingswissenschaftlichen Erkenntnissen. Diese gründen auf den langjährigen Erfahrungen der Sportwissenschaftler um Prof. Dr. Klaus Roth, die das erfolgreiche Stützpunktsystem des Deutschen Fußballbundes wissenschaftlich begleitet haben. Das von der Manfred Lautenschläger-Stiftung finanzierte Projekt wurde am heutigen Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Konzept, das das ISSW zusammen mit der Ballschule Heidelberg entwickelt hat, besteht aus den drei Säulen Talentsichtung, Talentauswahl und Talentförderung. „Ausgehend von der Erfahrung, dass heutige Spitzenathleten als Anfänger viele verschiedene Sportarten betrieben haben, erfolgt die Talentsichtung über sogenannte Talentiaden“, erklärt Prof. Roth. „Für diese können sich Kinder und Jugendliche bewerben, die andere Sportarten als Basketball ausüben oder noch nicht in einem Verein aktiv sind.“ Außerdem soll eine Basketball-Grund­schulliga eingeführt werden. Geplant sind auch Technik-Camps, bei denen Trainer Übungstipps geben und Profis den Kindern ihr Können zeigen.

Die zweite Säule der Talentauswahl findet zweimal jährlich in den Kinder- und Jugendmannschaften des USC statt. Dafür haben Prof. Roth und ISSW-Mitarbeiter Markus Schmid ein neues Diagnosesystem erstellt. Dieses zielt auf das basketballspezifische Leistungsvermögen in den Bereichen Technik und Taktik, daneben werden Daten unter anderem zur Sport- und Bewegungsbiografie erhoben. Das System bietet zudem die Möglichkeit, die Allgemeinmotorik über innovative Tests zu den motorischen Grundfähigkeiten zu evaluieren.

Die dritte zentrale Säule der Talentförderung im USC beginnt im Kindergartenalter mit der Mini-Ballschule, einem ebenfalls von der Manfred Lautenschläger-Stiftung sowie der Dietmar Hopp-Stiftung geförderten Projekt. Dort werden die Kinder mit dem „ABC“ der Ballspiele vertraut gemacht und lernen erste sportliche Basiskompetenzen. Im Grundschulalter bietet der USC zukünftig reguläre Ballschulgruppen und ab der dritten und vierten Klasse Talent-Ballschulen mit einem Schwerpunkt im Bereich der Wurfspiele an. „Im Vordergrund steht dabei ausdrücklich die Förderung leistungsstarker Kinder“, betont Prof. Roth. Ab dem Alter von elf Jahren sollen die Talente in die Nachwuchsteams des USC eingebunden werden.

Mit dem Eintritt in die Jugend-Bundesligateams endet die Phase des Nachwuchstrainings. „Die Experten des Sportinstituts, der Ballschule und des USC arbeiten gemeinsam an Konzepten, mit denen die talentierten Spieler über geeignete Zwischenstufen an die Anforderungen in der ersten Mannschaft herangeführt werden können“, erklärt Prof. Roth. „Außerdem wollen wir Rahmenbedingungen schaffen, die es ermöglichen, außergewöhnlich begabte Jugendliche in Heidelberg zu halten.“