Karlsruher helfen bei den Winterspielen in Sotschi

Karin Lieder als Streckenposten beim Baden-Marathon im September 2013

Karlsruhe ist in Sachen Sport gut aufgestellt. Zu den olympischen Winterspiele im russischen Sotschi (7. bis 23. Februar 2014) schickt die Fächerstadt zwar keine Athleten, jedoch freiwillige Helfer, die vor Ort den Veranstalter durch ihre Mitarbeit unterstützen.

Hintergrund ist eine Initiative des Landessportverbandes (LSV) Baden-Württemberg, „Menschen mit Migrationshintergrund für ein freiwilliges Engagement im organisierten Sport gewinnen und langfristig binden“, so Torsten Schnittker vom LSV. „Migranten auf ihrem Integrationsweg über den Sport in die Gesellschaft und Beruf unterstützen“ steht in der ausführlichen Projektbeschreibung.

Konkret übernahm schon früh der Stadtjugendausschuss Karlsruhe die Arbeit mit den Jugendlichen in der Fächerstadt. Aus einem anfänglichen Pool von 20-30 Jugendlichen wurden nun von Karlsruhes Bürgermeister Martin Lenz sechs Helfer für Sotschi offiziell verabschiedet. Bis dahin standen regelmäßige Treffen – z.B. im „Westside Paradise“ in der Karlsruher Weststadt – auf dem Programm. Größter Hemmschuh für einen Einsatz war weniger die Bereitschaft der Jugendlichen, bei den Olympischen und Paralympischen Spielen zu helfen, sondern die Finanzierung der Hin- und Rückreise. Unterbringung und Verpflegung zahlen die Veranstalter, der Rest muss selbst organisiert werden. Mit der Tatsache, dass es um die Spiele geht, durften potentielle Sponsoren ebenso wenig werben wie ihnen verboten ist, während der Spiele eine Kolumne oder gar nur einen Internet-Blog zu betreiben. Es gibt sogar eine Liste von Wörtern, die sie bei ihrer Finanzierungssuche nicht verwenden durften, darunter „Olympia“.

Eine der Helfer, die verabschiedet wurden, ist Karin Lieder. Die eher schüchterne 21-Jährige ist zweisprachig (Deutsch und Russisch) im Karlsruher Stadtteil Hagsfeld aufgewachsen und kann auch Englisch – keine schlechte Voraussetzung für die internationale Großveranstaltung in dem russischen Urlaubsort. Wintersport macht sie selbst nicht, spielt aber beim SSC Karlsruhe Volleyball. Beruflich möchte sie sich, die im Mai 2012 ihr Abitur machte, in Richtung Mode bewegen. In der Familie bekam sie großen Rückhalt für ihr ehrenamtliches Engagement, ihre Eltern zeigten sich begeistert.

Eine der ersten „Härtetests“ hatte sie während des Baden-Marathons im September 2013, als sie als offizieller Streckenposten im Karlsruher Stadtgarten stand und viele Läufer in die richtige Richtung wies. „Die schnellen Läufer vorne haben schon eine klare Anweisung gebraucht. Weiter hinten wurde es dann entspannter, da wurde dann mal gescherzt und gelacht“, schildert Karin Lieder ihre Erfahrungen.

Die Vorbehalte gegen den Austragungsort Sotschi kennt sie – und hat das Für und Wieder sorgfältig abgewogen. Schließlich stand ihr Entschluss fest: „Wann bekomme ich nochmal die Chance, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein?“