Kreis Germersheim: RescueWave in Rheinzabern vorgestellt

Rheinzabern – Im Landkreis Germersheim kommt bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) das System RescueWave zum Einsatz. Das lebensrettende System wurde am Montag, 20.05.19, bei Präsentation und einer Schauübung vorgestellt.

Auf großes Interesse bei Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Katastrophenschutz und Bundeswehr stieß die Veranstaltung in der IGS Rheinzabern, zu der die Kreisverwaltung Germersheim eingeladen hat. Landrat Dr. Fritz Brechtel (Landkreis Germersheim), Dr. Stephan Heuer (VOMATEC Innovations GmbH) und Dr. Alexander Huber (ITK Engineering GmbH) präsentierten das System, die Entwicklung und die Zusammenarbeit mit den Leitenden Notärzten, Organisatorischen Leitern sowie der Schnelleinsatzgruppe aus dem Landkreis Germersheim.

Dr. Alexander Huber, Geschäftsbereichleiter Medizintechnik, ITK Engineering (Foto: Holger Knecht)
Dr. Alexander Huber, Geschäftsbereichleiter Medizintechnik, ITK Engineering (Foto: Holger Knecht)

Beim Massenanfall von Verletzten kommen bisher Verletztenanhängekarten in Papierform zum Einsatz, mit denen der Verletzungszustand (Sichtungskategorien) der Patienten dokumentiert wird (z.B. rot = akute vitale bedroht, gelb = schwer verletzt/erkrankt, grün = leicht verletzt/erkrankt). Mit dem neuen digitalen System RescueWave stehen die Daten nun digital zur Verfügung und sind jederzeit abrufbar mit dem Vorteil Zeitersparung. Dadurch können die Verletzten/Erkrankten zielgerichteter und zeitsparender auf Rettungsmittel (Rettungswagen, Notarztwagen, Rettungshubschrauber) und den Kliniken (Spezialklinik, Traumazentrum) verteilt werden.

Die Firmen VOMATEC Innovations GmbH und ITK Engineering GmbH haben die Feuerwehren, die Hilfsorganisationen und die Verwaltung in die Pilotphase eingebunden – die Erfahrungen sind in die Entwicklung mit eingeflossen. „Der Landkreis Germersheim hat im Kreisausschuss einstimmig beschlossen, dieses System bei uns einzuführen. Weil RescueWave bundesweit eine Neuheit ist und der Landkreis Germersheim der erste Landkreis ist, in dem das System angewendet wird, wollten wir es Ihnen vorstellen, so Landrat Dr. Brechtel.

Interessierte Zuhörer bei der Präsentation (Foto: Holger Knecht)
Interessierte Zuhörer bei der Präsentation (Foto: Holger Knecht)

Präsentation durch die Entwickler

Dr. Stephan Heuer (VOMATEC Innovations GmbH) und Dr. Alexander Huber (ITK Engineering GmbH dankten dem Landkreis Germersheim für die Zusammenarbeit und Unterstützung. Bei einem MANV sei es wichtig, schnell einen Überblick über die Anzahl der Verletzten und deren Verletzungsmuster zu bekommen. Die Papierkarten werden ersetzt durch digitale Sichtungsgeräte. Jeder Betroffene bekommt einen sogenannten Rescue.Node. Das Sichtungsergebnis wird im Rescue.Node eingestellt und automatisch an die Einsatzführungssoftware Rescue.App übertragen. Dort stehen die Daten in Echtzeit zur Verfügung. Die Einsatzleitung hat dadurch einen aktuellen Lageüberblick und Statistiken zur Verfügung, so Dr. Heuer.

„Das System baut ein eigenes Funknetz auf und ist unabhängig von Mobilfunk (Funklöcher) und Digitalfunk“, so Dr. Huber. Entwickelt wurde RescueWave über viele Jahre. Der Landkreis Germersheim hat das Projekt über die letzten 2 Jahre begleitet.

Zusammengefasst ist das System ausgelegt auf Sichtung, Lageinformation in Echtzeit, gezielte Unterstützung der Einsatzführung, Patientenerfassung und Transportorganisation.

Aus der Praxis

Massenanfälle von Verletzte kommen häufiger vor, als viele denken. Dr. Thomas Bleck (Facharzt für Anästhesie und Leitender Notarzt des Landkreises Germersheim) nannte als Beispiel die Explosion eines Wohnhauses in Bayern sowie einen Unfall mit einem Bus bei Leipzig mit 1 Toten, 13 Schwerverletzten und 70 Beteiligten. Auch im Landkreis Germersheim könnten solche Unfälle jederzeit passieren. Auch Unfälle und Unglücke in der Industrie oder durch Terroranschläge sind möglich. Herausforderungen sind eine große Anzahl von Verletzten/Erkrankten/Betroffenen. Ziel ist es, die Patienten in kurzer Zeit zu versorgen („ein schwerverletzter Patient muss innerhalb 1 Stunde medizinisch in einer Klinik versorgt sein“, die sogenannte „Golden Hour“). Neben den Patienten müssen auch die Kliniken und Rettungsmittel koordiniert werden. Entscheidend ist ein schnellstmöglicher Überblick und die darauf folgenden Maßnahmen, so Dr. Bleck.

Die Schau-Übung, in der das System RescueWave von den Feuerwehren und Hilfsorganisationen in der Praxis vorgeführt wurden, moderierte Jürgen See (Organisatorischer Leiter).

Landrat Dr. Fritz Brechtel, Kreis Germersheim
Dr. Stephan Heuer, VOMATEC Innovations GmbH
Dr. Thomas Bleck, LNA Kreis Germersheim
Jürgen See, OrgL Kreis Germersheim

Fotos von der Schau-Übung