Weinheim: Stadtnotizen

Quelle: Stadt Weinheim
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Weinheim – News, Termine, Kulturelles und Wissenswertes

Frei von Perfektionismus

Der junge Weinheimer Künstler Leo Kern stellt bis Ende Mai im Café Moja des Stadtjugendrings aus

Weinheim. Wer frisst wen? Darum geht es, könnte man meinen, auf einem großformatigen Gemälde, das noch bis Ende Mai an einer Wand des Café Moja des Weinheimer Stadtjugendrings hängt, der Kontaktstelle der Mobilen Jugendarbeit. Eine geisterhaft wirkende Gestalt rammt einer Figur, die hilflos am Boden kauert, eine Gabel in den Kopf. Fressen und gefressen werden – für Leo Kern, einen jungen Weinheimer Künstler – steht diese zerstörerische Geste für eine Globalisierung, die auf Unterdrückung aufbaut. Da gibt es Menschen, die sind bedauerliche Wesen. Sie kommen schon unterdrückt auf die Welt, bleiben durchsichtig und schemenhaft – andere werden gefüllt mit Macht und Reichtum. Und doch sind die Bilder frei von Einordnungen, werfen Fragen auf. Sie zerbrechen einem den Kopf; leicht macht es der junge Künstler dem Betrachter jedenfalls nicht.

Es sind die Bilder einer schonungslosen Analyse der Weltgesellschaft, die der 20-jährige Weinheimer malt. Vieles ist angerissen und nicht ganz zu Ende gedacht, aber darauf kommt es ihm gar nicht an. Das Angefangene ist die Botschaft. Die Gedanken sind frei. „Ich habe den Perfektionismus für mich abgeschafft. Das macht schlaflos, rastlos“, beschreibt er es. Malen löst die Probleme nicht, aber es kann Bewusstsein für sie schaffen. Seit einigen Tagen stellt Leo Kern seine Bilder im Café Moja aus, dort wo die Jugend politisch werden soll. Politisch im Sinne von kritisch und selbstständig. Daher passt diese Ausstellung gut ins Konzept des Stadtjugendring Weinheim, wie Geschäftsführer Martin Wetzel jetzt bei der Eröffnung betonte.

Es ist die zweite Ausstellung im „Moja“; auch die erste war politisch: sie zeigte Fotos von Kindern in Flüchtlingslagern. Die Themen sind verwandt. Auch Leo Kerns Bilder handeln von der Frage, warum es Unterdrückte und Flüchtende geben muss. „Politische Bildung fängt mit den richtigen Fragen an“, beschrieb es Martin Wetzel, der bei der Eröffnung die Bilder mit dem jungen Künstler besprach. Es geht um Kapitalismus und Fatalismus, wenn Leo Kern auf der Leinwand eine gebärende Frau zeigt, deren Kind noch an der Nabelschnur hängt – abgenabelt ist sein Schicksal ungewiss. Es ist von seiner Herkunft und dem Ort der Geburt abhängig, ob es einmal gebildet und reich sein kann oder hungern muss.

Mit 20 Jahren hat sich der junge Weinheimer ein Herz gefasst und stellt seine Bilder erstmals aus. Schubladen meidet er: „Jeder Strich auf dem Bild hat seinen Sinn und gehört dorthin“, sagt er, „auch wenn etwas nicht so auf der Leinwand landet, wie es geplant war, macht es doch das Bild aus“. Und: „Die Bilder sehen eigentlich nie so aus, wie ich sie mir im Kopf vorgestellt habe.“ Und er hat noch viel im Kopf.

Bei der Ausstellungseröffnung war das Interesse schon rege. „Das passt gut hierher“, freut sich Martin Wetzel. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Café Moja zu sehen, bei Bedarf ist jederzeit ein Gespräch mit dem jungen Künstler möglich.

Die große Ode an die Freude – SIEHE FOTO

Viele Stimmen für Europa: Rund 600 Menschen bildeten das Gesangsfinale am Blauen Hut im Weinheimer Schlosspark

Weinheim. Wenn Gänsehaut als Gradmesser für die Europawahl gilt, dann ist Europa in den Herzen der Menschen angekommen. Zumindest in Weinheim. Rund 600 Menschen bildeten am Sonntagabend am Blauen Hut im Schlosspark das vielstimmige emotionale Finale eines großen Konzerttages, von dem man noch lange sprechen wird.

Seit der Mittagszeit bis in den frühen Abend, als sich am Himmel schon die Sonne und der Mond grüßten, traten Chöre und Gesangvereine aus Weinheim und Umgebung auf; alle hatten sie europäische Lieder im Repertoire. Gut sechs Stunden lang dauerte das abwechslungsreiche Konzert am alten Wehrturm, unterhaltsam und lehrreich moderiert von Nikolaus Knapp und Katja Hoger. Beim großen Finale, dirigiert und begleitet von den Chorleitern Wolfram Schmidt, Norbert Thiemel und Martin Lehr, stimmten rund 600 Weinheimerinnen und Weinheimer mit ein, als Beethovens „Ode an die Freude“ angestimmt wurde – die Europahymne! Europaflaggen und Fahnen europäischer Nationen wurden dabei geschwenkt. Es gab Beteiligte, die hatten Tränen in den Augen in diesem pathetischen Moment.

Dr. Adalbert Knapp und Dr. Alexander Boguslawski, die beiden Gründer und Motoren der Bewegung „Doch Europa“, sowie Roland Kern, Jürgen Osuchowski, Sabine Nick und Norbert Kramer aus dem Orga-Team zogen eine begeisterte Bilanz. „Es war so, wie wir es uns gewünscht haben“, fasst Adalbert Knapp zusammen, „da ist ein Funke übergesprungen“.

Den ganzen Tag über haben rund 1500 Menschen das wohl größte Chorkonzert erlebt, das es in Weinheim je gegeben hat. Auch der neue Oberbürgermeister Manuel Just gehörte zu den begeisterten Mitsängern der abschließenden Hymne. Am Vormittag hatte Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner als Schirmherr die Besucher begrüßt. Er lieferte ein leidenschaftliches Bekenntnis für Europa ab. „Dieses Staatenbündnis hat in den vergangenen Jahrzehnten für Frieden und Wohlstand gesorgt. Es hat nach dem Krieg Brücken gebaut zwischen verfeindeten Völkern, traumatisiert durch die Folgen des hetzerischen Nationalsozialismus. Denn eine Verabschiedung von einem gemeinsamen Europa bedeutet die Rückkehr in den Nationalstaat. Und in einem solchen Staat möchte ich nicht leben“, erklärte er.

Die musikalische Bandbreite war enorm: Es traten Schulchöre auf, klassische Gesangvereine, Projektchöre, Jugend- und Kirchenchöre auf: Im Einzelnen der Frauenchor Oberflockenbach, die Nordstadtsingers, der Schulchor der Carl-Orff-Grundschule Sulzbach, der Jugendchor Heddesheim, der MGV 1873 Großsachsen, der Gospelchor an der Peterskirche, die Celtic Songs, der Jugendchor vivida banda, die Sängervereinigung Germania Weinheim, der Chor 60 plus mit Evangelischem Kirchenchor Lützelsachsen und der Evangelischen Singgemeinde Weinheim, der Chor Cantus Vivus sowie der Pop- und Jazzchor Weinheim.

Für Frieden und Verständigung

Weinheim und die israelische Stadt Ramat Gan feiern 20-jährige Städtepartnerschaft – Konzert des Kammerchors Ramat Gan am Samstag in der Peterskirche

Weinheim. „Die Städtepartnerschaft soll mithelfen, an die lange und bedeutende gemeinsame Geschichte zu erinnern, dauerhafte Lehren aus dem schrecklichen Holocaust zu ziehen, Verständnis für die Gegenwart in den beiden Ländern zu wecken und über die Begegnung der Menschen einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung zu leisten.“ So steht es in der Urkunde – auf Deutsch und auf Hebräisch – die am 15. November 1999 die damaligen Oberbürgermeister Uwe Kleefoot und Moshe Meron feierlich unterzeichnet haben. Wenn am Wochenende ab Samstag, 18. Mai, bis Dienstag, 21. Mai, der Kammerchor Ramat Gan auf einer Konzertreise (mit einem Konzert in der Peterskirche am Samstagabend) gewissermaßen als eine offizielle Delegation nach Weinheim reist, stellt dieser Besuch symbolisch die Feier zum 20-jährigen Bestehen dieser besonderen Städtepartnerschaft dar, die mit dieser Urkunde besiegelt wurde. Im Weinheimer Rathaus, wo 1999 die Verschwisterung manifestiert worden ist, wird es einen Empfang stattfinden geben. Organisator der Begegnung ist der Freundeskreis Weinheim-Ramat Gan, den es schon vor der offiziellen Städtepartnerschaft gab; unermüdlicher Motor und Förderer ist dessen Gründer und langjähriger Vorsitzender Albrecht Lohrbächer, der seit zwei Jahren auch Ehrenbürger Ramat Gans ist. Als Uwe Kleefoot und Mohse Meron ihre Unterschrift unter die Urkunde setzten, war dies der formale Akt der Verschwisterung. Die Begegnungen zwischen Weinheim und der Diamantenbörsenstadt bei Tel Aviv waren deutlich älter – sie reichen in die frühen 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Alles begann mit zwei Familien, die im Jahre 1981 den Grundstein legten. Damals entstand eine persönliche Beziehung zwischen Albrecht und Ulrike Lohrbächer aus Weinheim und Schmuel und Ruth Gogol aus Ramat Gan, beide Überlebende der „Schoa“. Schmuel Gogol war der Leiter des über die Grenzen Israels bekannten Kinder-Mundharmonika-Orchesters in Ramat Gan. Albrecht Lohrbächer war Schuldekan des Bezirks Weinheim. Von Schmuel Gogol ist überliefert, dass er selbst als Kind von den Nazis gezwungen wurde, im Konzentrationslager seinen jüdischen Glaubensschwestern und – brüdern mit der Mundharmonika vorzuspielen, um sie beim Gang in die Gaskammern abzulenken. Schmuel Gogol hat aus dieser Erinnerung heraus sein Instrument später nur mit geschlossenen Augen gespielt.
Die beiden Familien lernten sich kennen, wurden Freunde, Brüder und Schwestern im Geiste. Ihr Ziel: Jüdisches Leben und jüdische Kultur in Deutschland bekannt zu machen, Gemeinsamkeiten der Völker suchen. Gemeinsam organisierten sie in diesem Jahr den ersten Auftritt der jungen Mundharmonikaspieler in Weinheim. Dieses Ereignis markiert den ersten Besuch junger Israelis in Weinheim, und schon damals wurde die Idee eines Schüleraustausches geboren. 1988 sowie 1990 gab Schmuel Gogol zwei weitere Konzerte in Weinheim. Er erhielt dafür den Janusz-Korczak-Preis.

Schmuel Gogol sprach dabei einen bemerkenswerten Satz, der zu einer Art Leitspruch dieser Städtebeziehung geworden ist: „Wir müssen mit all’ unserem Sein nach einer besseren Zukunft, nach Brüderlichkeit und Liebe streben. Diese Liebe in die Herzen der Nachkommen von Unterdrückten und Unterdrückern der gar nicht so fernen Vergangenheit zu pflanzen, das sollte unsere wichtigste Aufgabe sein.“ Sagte der Unterdrückte.

Ein wichtiges Datum in der Partnerschaftsgeschichte wurde der 5. April 1990. An diesem Tag wurde aus den persönlichen Beziehungen zwischen Weinheim und Ramat Gan eine offizielle Freundschaft. Der Freundeskreis Weinheim – Ramat Gan wurde ins Leben gerufen. Das war die Grundlage für einen kontinuierlichen Prozess der Annäherung und Verständigung zwischen den zwei Städten. Der Verein hatte 33 Gründungsmitglieder, darunter Dr. Gisela Freudenberg als Vorsitzende und Albrecht Lohrbächer als Stellvertreter. Er und Gogol haben einen Samen gesät, der Stadtjugendring Weinheim hat das Pflänzchen sprießen lassen, das war 1986. In diesem Jahr reiste die erste Schülergruppe aus Ramat Gan nach Weinheim. Drei Monate später erfolgte der Gegenbesuch. In jetzt über 30 Jahren sind sich bei rund 50 gegenseitigen Besuchen etwa 800 Jugendliche begegnet. In Weinheim und in Ramat Gan – „Nachkommen von Unterdrückten und Unterdrückern“, wie es Gogol formuliert hat.

Das letzte große Treffen gab es im Frühjahr 2017, als Albrecht Lohrbächer in Ramat Gan die Ehrenbürgerwürde verliehen bekommen hat. Oberbürgermeister Heiner Bernhard wohnte der Zeremonie damals bei.

Aus Anlass des Jubiläums lädt der Freundeskreis zum Jubiläumskonzert “20 Jahre Städtepartnerschaft Ramat Gan – Weinheim” mit dem
“Ramat Gan Chamber Choir” unter der Leitung von Hanna Tzur am Samstag, 19.30 Uhr, in die Peterskirche ein, es wird ein gemeinsames Konzert mit “vivida banda” sein, dem Jugendchor der Peterskirche unter Leitung von Anne-Christine Langenbach. Der Eintritt ist frei.

Endspurt für Jubiläumskonzert

Wenn am kommenden Donnerstagabend die Parkplätze rund um das Rolf-Engelbrecht-Haus in Weinheim rar werden, so hat dies den Grund: alle Chöre der Chorgemeinschaft SCHNEIDER treffen sich zur Hauptprobe zusammen mit dem TSV-Orchester Mannheim, um das Jubiläumskonzert am 19. Mai um 15 Uhr in der Stadthalle Weinheim vorzubereiten. Dazu formieren sie sich zu einem Männerchor, einem Frauenchor und einem gemischten Chor mit jeweils mehr als hundert Sängerinnen und Sängern. Es wird folglich ein grandioses Klangerlebnis werden, bei dem Melodien aus Oper, Operette, Schlager und Film präsentiert werden. Oberbürgermeister Manuel Just hat seine Teilnahme zugesagt und freut sich besonders auf “seine erste Konzertveranstaltung” im neuen Amt, nachdem er erst kürzlich Chordirektor BDC Volker Schneider zum 50jährigen Dirigentenjubiläum die Laudatio halten und die goldene Ehrennadel des Deutschen Chorverbandes namens des Altbundespräsidenten Christian Wulff überreichen durfte. Karten gibt es an der Tageskasse der Stadthalle oder im Vorverkauf (06201/14997) sowie bei allen beteiligten Chören aus Mannheim, Heddesheim, Weinheim, Heppenheim und Rimbach.

Manuel Justs fließender Übergang

Die Eröffnung von „Badische Bergstraße Genießen“ war der letzte Termin des neuen Weinheimer OB in Hirschberg

Weinheim/Hirschberg. Die besten Drehbücher schreibt die Wirklichkeit. Einen fließenderen Übergang von seiner langjährigen Wirkungsstätte Hirschberg zum neuen Oberbürgermeister-Amt in Weinheim hätte sich Manuel Just nicht vorstellen können: Umringt von Weinhoheiten und mit Themen beschäftigt, die sein Wirken hier und dort stark betreffen werden: Weinbau und Landwirtschaft. Am Sonntag um die Mittagszeit, als es erst noch ziemlich frisch war, eröffnete Just die Weinverkostung „Badische Bergstraße Genießen“ im Hof der Alten Tabakfabrik in Großsachsen.

Dabei betonte er, wie wichtig die Pflege der Weinbaukultur an der Bergstraße ist. Der Genuss ohnehin. Manuel Just ist ja – ungeachtet seinen Wechsels nach Weinheim – auch Vorsitzender des Vereins Blühende Bergstraße und Sprecher der Badischen Bürgermeister im Tourismusservice Bergstraße (TSB). Die Verbindung zwischen Wein, Landschaft und der touristischen Attraktivität einer Region ist ihm also ein bekanntes Thema – und ein Anliegen. Auch Maria Zimmermann, die „Badische Bergstraße Genießen“ aus der Taufe gehoben hat und organisiert, ist und bleibt ihm eine vertraute Ansprechpartnerin. Sie verantwortet den Tourismus in Weinheim und ist außerdem Vorsitzende des TSB.

An der Seite von Manuel Just begrüßte auch Franziska Etsch, die Weinprinzessin der Badischen Bergstraße, Winzer und Gäste, einen Lützelsachsener Spätburgunder im Glas, Seite an Seite mit den Hoheiten der Bergstraße. Denn eine Besonderheit ist es ja, dass der Genuss grenzenlos ist beim Bergstraßen-Wein. An den Weinständen durften die Besucher hessische und badische Tropfen verkosten.

Im Laufe des Mittags, der immer sonniger wurde, erwiesen sich die Hirschberger durchaus als Wein-Publikum mit großem Interesse an den flüssigen Leckereien der Bergstraße. Die Winzer – von Heppenheim bis Heidelberg – schenkten viele Weine aus dem neuen Jahrgang 2018 aus, der – von der Sonne verwöhnt – sortentypische und aromastarke Weine hervorgebracht hat. Die „Heidelberg Jazzmen“ beschwingten den Nachmittag, das Gasthaus „Zur Bergstraße“ sorgte für die feste Grundlage. „Badische Bergstraße Genießen geht weiter“, kündigte Maria Zimmermann an.

Die „Mausohren“ sind ausgeflogen

Am 25. Mai eröffnet in diesem Jahr erstmals die Silbergrube „Marie“ in Weinheim-Hohensachsen Besucher Weinheim. Endlich ist es wieder soweit: Die Fledermäuse haben ihr Winterquartier im historischen Blei- und Silberbergwerk „Grube Marie“ bei Hohensachsen verlassen, und die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau Odenwald haben den Besucherbereich der Grube wieder „flott“ gemacht. 22 Große Mausohren und drei Wasserfledermäuse wurden diesmal bei der jährlich stattfindenden Winterzählung durch Dr. Andreas Arnold von der Koordinationsstelle Fledermausschutz Nordbaden erfasst – die Dunkelziffer der überwinternden Fledermäuse sei jedoch vermutlich deutlich höher, so Arnold. Was die Besucher normalerweise nicht zu sehen bekommen, sind die Vorarbeiten für die Besuchersaison, bei der nach Maßgabe des Bergamtes in Freiburg alle sicherheitsrelevanten Einbauten und Einrichtungen überprüft werden. In zwei langen Arbeitseinsätzen erfolgten Mitte bis Ende April die Kontrolle der Grubenelektrik und der Standfestigkeit der Felsen im Bergwerk. „Wie in jedem Jahr haben sich wieder einige Klüfte geöffnet, sodass wir lose Steine entfernen mussten“, berichtet Jochen Babist, „alles in allem war jedoch wegen des relativ warmen Winters nicht allzu viel zu beräumen.“ Mit dazu gehörte in diesem Jahr das Ausbringen von Messdöschen für die Strahlungsaktivität des radioaktiven Edelgases Radon, was nach der aktuell gültigen Strahlenschutzverordnung seit diesem Jahr an potentiell gefährdeten Arbeitsplätzen erforderlich ist. „Im gut durchlüfteten Besucherbereich muss man davor aber keine Angst haben, denn die Konzentrationen sind hier geringer als in manch einem schlecht gelüfteten Privatkeller“, erklärt Marcel Storm., „dies haben vor Ort-Messungen 2008 gezeigt. Auf der Tiefsohle, die wir wegen der schlechten Belüftung nur im Frühjahr betreten dürfen, erwarten wir weit höhere Werte. Für Besucher ist dieser Bereich weiterhin tabu.“ Die Dosen verbleiben die gesamte Saison in der Grube und werden im Herbst an das Radonlabor des KIT Karlsruhe zur Auswertung gesendet. Sicherheit geht in der Grube vor, für die Besucher wie auch für die Mitarbeiter. Auch ein Erste Hilfe-Kurs für alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft steht in diesem Jahr wieder auf dem Programm.

Nun freuen sich die ehrenamtlichen Bergleute der Grube Marie gut gerüstet wieder auf ihre Besucher: An jedem vierten Samstag im Monat von Mai bis September findet der „Besuchersamstag“ ab 14 Uhr statt (erster Besuchersamstag am 25. Mai). Teilnehmer werden gebeten, sich bei der Verwaltungsstelle Hohensachsen während der Öffnungszeiten (Mo bis Fr 7.30 bis 12 Uhr, Do 14 bis 18 Uhr) telefonisch unter 06201 -59 28 23 voranzumelden, um die Wartezeiten gering zu halten. Ansonsten können ab Anfang Mai Gruppenführungen (auch unter der Woche) ab fünf Personen direkt mit der Arbeitsgemeinschaft vereinbart werden (Kontakt: j.babist@geo-naturpark.de). Thematisch können die Führungen nach Absprache natürlich wieder mit individuellen Schwerpunkten gestaltet werden; auch eine mit dem Grubenbesuch kombinierte geologisch-bergbaukundliche Wanderung durch das Großsachsen-Hohensachsener Bergbaurevier wird wieder angeboten.

„Ich bin ein Teil des Teams“

Weinheims neuer OB Manuel Just hat sein Amt angetreten – „Spüre auch ein bisschen Demut“

Weinheim. Es dauerte bis fast halb drei Uhr am Mittag, bis Manuel Just als neuer Weinheimer Oberbürgermeister erstmals die Flügeltür seines Dienstzimmers öffnete und auf den Sandsteinbalkon heraustrat, mit Blick auf den Schlosspark. Bis dahin löste ein Termin den anderen ab, seit er morgens um 8.30 Uhr erstmals das Rathaus betreten hatte. Da atmete er einmal tief durch. „Ich bin sehr herzlich empfangen worden“, freute er sich. In ersten Besprechungen lernte er sein näheres Umfeld kennen, um 10 Uhr leitete er bereits im Großen Sitzungssaal die Sitzung einer Steuerungsgruppe der Bildungsregion, am frühen Nachmittag war ein großer Pressetermin anberaumt, Kameras surrten und klickten, um 18 Uhr der Ältestenrat des Gemeinderates, abends die nächste Sitzung: Volkshochschule. Dazwischen: Kennenlernen der EDV-Programme, der Telefone und so weiter. „Ich fühle mich als Teil eines Teams“, fasste Manuel Just im Laufe des Tages einmal zusammen. Und beim Betreten des Balkons gestand er gerne zu: „In einem solchen Moment empfinde ich auch ein Stück Demut gegenüber diesem Amt.“ Weinheim hat wieder einen Oberbürgermeister, fast ein Jahr überfällig wegen einer Wahlanfechtung. Manuel Just, im Juni 2018 mit mehr als 68 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang gewählt, hat seinen Dienst angetreten. Der neue Rathauschef fing nicht an, ohne seinem Ersten Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner für die Leistung in der Interimszeit zu danken. „Er hat das sehr sensibel gemacht und die Entscheidungen getroffen, die in dieser Zeit getroffen werden mussten“, bescheinigte er. Nach einer häufigen Präsenz in den vergangenen Wochen und Monaten ist er davon überzeugt, „dass ich das Rüstzeug dazu habe, mich schnell in die wichtigsten Themen einzuarbeiten“.

Viel Zeit hat der neue OB nicht. Am Mittwoch wird er die erste öffentliche Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt leiten, am 22. Mai den ersten Gemeinderat. An einer Ideenwerkstatt mit der Bevölkerung, einem seiner Wahlkampfthemen, will er festhalten. „Hier kommt es aber darauf an, eine gute Struktur zu erarbeiten, das ist wichtiger als ein paar Wochen Zeitgewinn“, erklärte er.

Junge Wahlmesse in der Stadthalle

Am 17. Mai veranstaltet der Stadtjugendring Weinheim ein großes öffentliches Treffen von Erstwählern und Kandidaten der Kommunalwahl

Weinheim. Der Kommunal-Wahlkampf geht in die heiße Phase – noch gute zwei Wochen bis zum Wahltag am 26. Mai. Für viele junge Wählerinnen und Wähler sind es die ersten offiziellen Wahlen ihres Lebens. Insbesondere die Gemeinderatswahl wird aufgrund der umfangreichen Wahlzettel für alle eine Herausforderung. Wählen ist hier bereits ab 16 Jahren erlaubt. Deshalb ist es dem Stadtjugendring Weinheim e.V. ein großes Anliegen, Erstwähler zur Teilnahme an der Wahl zu motivieren, im Vorfeld zu schulen und mit Informationen zu versorgen. In Kooperation mit den Weinheimer Jugendmedien wurde eine große Erstwählerkampagne gestartet, die am Freitag, 17. Mai von 9 bis 15 Uhr in der Stadthalle ihren Höhepunkt findet, wenn die Kandidatinnen und Kandidaten auf rund 300 Erstwählerinnen und Erstwähler treffen. Die Wahlmesse in der Stadthalle ist jederzeit öffentlich zugänglich, Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind ausdrücklich zu einem Besuch eingeladen. Schon seit 26. April können sich Jugendliche, aber auch alle anderen Interessierten über die YOUmat-ter-App und die eigens erstellte Webseite www.DEINweinheim.de/gemeinderatswahl zu den anstehenden Gemeinderatswahlen informieren. Ein für Weinheim entwickelten Wahl-O-Mat macht, ebenso wie eine Wahlsynopse, die Positionen vergleichbar, ein Kandidatenscreening wird angeboten und viele Details zum Wahlprozedere erklärt.

Darüber hinaus finden aktuell an einigen weiterführenden Schulen Workshops zur Wahlvorbereitung statt, bei denen die Schülerinnen und Schüler neben den Grundsätzen der Demokratie und der Erklärung des Wahlablaufs auch ein Planspiel durchführen können, um selbst einmal in die Rolle eines Gemeinderats oder einer Gemeinderätin schlüpfen zu können.