Das Seniorenticket Hessen soll 2020 starten

1 Ticket. 1 Land. 1 Euro am Tag.

Hessische Landesflagge (Foto: Pixabay)
Hessische Landesflagge (Foto: Pixabay)

Wiesbaden / Frankfurt am Main – Der Plan steht: Das Seniorenticket Hessen soll am 1. Januar 2020 starten. „Ab dem kommenden Jahr wollen wir allen Seniorinnen und Senioren in Hessen ein einfaches, günstiges und extrem attraktives Angebot machen: Ein hessenweites Flatrate-Ticket für einen Euro am Tag“, sagten der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir und die Aufsichtsratsvorsitzenden und Geschäftsführer der in Hessen aktiven Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN am Montag, 13. Mai, in Wiesbaden.

Das Seniorenticket Hessen soll 365 Euro im Jahr kosten. Es richtet sich an die über 1,2 Millionen Senioren in Hessen und gilt ab dem 65. Lebensjahr. Mit dem Ticket können Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Regionalzüge in ganz Hessen werktags ab 9 Uhr morgens und an Wochenenden und Feiertagen ganztägig genutzt werden. „Wir sind uns sicher: Das Ticket wird ein echter Renner.“ Die Aufsichtsräte der drei hessischen Verkehrsverbünde wollen über die neuen Angebote in den kommenden Wochen entscheiden.

Der Frankfurter Oberbürgermeister und RMV-Aufsichtsratsvorsitzende Peter Feldmann bezeichnete das Seniorenticket Hessen als unschlagbar günstiges Angebot. „Für 1 Euro pro Tag überall in Hessen hin. Ein echter Preishammer für unsere Seniorinnen und Senioren“, sagte Feldmann. „Wir haben bereits mit dem erfolgreichen Schülerticket gezeigt, dass mehr Menschen den ÖPNV nutzen, wenn man das Angebot ausweitet und zugleich vergünstigt. Das landesweit gültige Ticket wird die Tarifgrenzen in Frankfurt /Rhein-Main weiter einebnen. Gemeinsam mit dem neuen Nachbarschaftstarif wächst die Region so noch enger zusammen. Und ältere Menschen können Familie, Freunde, Bekannte besuchen und ihre alltäglichen Erledigungen zu einem günstigen Preis mit Bussen und Bahnen bewerkstelligen, das ist ein wichtiger Schritt für eine sozial-ökologische Verkehrswende. Weitere Schritte müssen und werden folgen. Eine wichtige Forderung unserer Senioren wird damit endlich erfüllt.“

Das Seniorenticket knüpft dabei nicht nur an den großen Erfolg des Schülertickets Hessen an, sondern ist für den RMV auch eine logische Fortsetzung der bisherigen Seniorenangebote. „Erst vor fünf Jahren haben wir mit der 65-plus-Jahreskarte das erste Ticket für diese Generation eingeführt. 2018 sind rund 90.000 Tickets verkauft worden. Allein von 2016 auf 2018 sind die Verkaufszahlen im Seniorenticketbereich um mehr als 70 Prozent gestiegen. Das zeigt ganz deutlich, dass auch die Altersklasse über 65 Jahre außerordentlich mit dem ÖPNV mobil ist, wenn man ihnen das passende Angebot macht“, sagte der RMV-Geschäftsführer Knut Ringat. „Im nächsten Schritt stimmen die Aufsichtsräte der Verbünde über das Angebot ab. Sobald vonseiten des RMV-Aufsichtsrats ein positiver Beschluss vorliegt, legen wir los, um das Ticket noch vor Weihnachten in den Verkauf zu bringen.“

Zudem soll es ein Upgrade-Angebot für das Seniorenticket geben. Wer als Über-65-Jähriger rund um die Uhr unterwegs sein will, zahlt für das Ticket 625 Euro und kann dafür auch in der 1. Klasse fahren, nach 19 Uhr und ganztags am Wochenende einen weiteren Erwachsenen und beliebig viele Kinder unter 14 Jahren mitnehmen. Dies entspricht in etwa dem Preis des bisherigen Senioren-Angebots im nordhessischen NVV (610 Euro). Anders als bislang gilt aber auch dieses Ticket landesweit und berechtigt zur Fahrt in der 1. Klasse. Die endgültige Entscheidung über die Einführung des Seniorentickets treffen nun die Aufsichtstäte der Verkehrsverbünde.

Der NVV-Aufsichtsratsvorsitzende und Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg Reinhard Kubat wies darauf hin, dass viele Senioren überdurchschnittlich oft mit dem Auto unterwegs sind. „Das gilt gerade für die ländlichen Räume. Das Seniorenticket sollte von den älteren Menschen als Einladung verstanden werden, öfter Busse und Bahnen zu nutzen. Wir müssen aber jetzt auch schon über die nächsten Schritte sprechen“, sagte Kubat. Er sprach sich dafür aus, für die Schüler und Auszubildenden die Erfahrungen mit dem Schülerticket Hessen aufzuarbeiten und auch für sozial Schwache eine Lösung zu suchen. Für Schüler ginge es um weitere Verbesserungen in der Gleichbehandlung. Als Beispiel nannte Kubat den Schulausflug, bei dem einige extra zahlen müssen, andere nicht. Der Prüfauftrag für die Schulausflüge im hessischen Koalitionsvertrag sollte hier im Sinne einer Gesamtauswertung der bisherigen Erfahrungen mit dem Schülerticket weit gefasst werden. Bei sozial schwachen Menschen geht es darum, dass sie sich auch mit der Grundsicherung ein dauerhaft günstiges Flatrate-Ticket leisten können.

Über 400.000 verkaufte Schülertickets im ersten Jahr

Seit dem 1. August 2017 können alle Schüler und alle Auszubildenden für 1 Euro am Tag quer durch ganz Hessen fahren. Das Schülerticket Hessen kostet 365 Euro im Jahr. Mit dem Ticket können Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen sowie Regionalzüge in ganz Hessen genutzt werden. Die Attraktivität des Angebots zeigt sich insbesondere in der enormen Steigerung der Verkaufszahlen. Im Schuljahr 2015/2016 verkauften RMV, NVV und VRN in Hessen zusammen 255.000 Schülerjahreskarten. Im Schuljahr 2017/2018 wurde das neue Schülerticket Hessen 407.000 Mal verkauft. Das ist eine Steigerung um fast 60 Prozent. „Wer ein Flatrate-Ticket in der Tasche hat, der nutzt es auch“, sagte Al-Wazir. „Über 400.000 junge Menschen in Hessen sind mit dem Schülerticket Hessen mobil. Und jeder Vierte gibt an, seitdem häufiger in Busse und Bahnen einzusteigen. Das ist ein toller Erfolg.“

„Viele Menschen wollen im Verkehr umdenken“, erklärte NVV-Geschäftsführer Wolfgang Rausch. „Das belegen neue repräsentative Umfragen. Vom Umdenken zum Handeln, das Auto öfter stehen zu lassen, ist es aber noch einmal ein großer Schritt, sich von Gewohnheiten zu trennen. Wir wollen diesen Schritt durch attraktive Fahrpläne und Fahrpreise erleichtern.“ Rausch betonte außerdem, dass man mit dem Land und den beiden anderen Verbünden RMV und VRN verstärkt ins Gespräch kommen wolle, wie die weitere Preisentwicklung zu gestalten sei. „Wie und in welchen Schritten geht es in Richtung Bürgerticket und wie kann das konkret aussehen? Das sind Fragen, die uns für die Weiterentwicklung des ÖPNV insgesamt wichtig sind.“ Auch im hessischen VRN-Gebiet soll das Ticket ab dem Jahreswechsel gelten. „Das Ticket ist ein perfektes Weihnachtsgeschenk für Oma und Opa“, sagte VRN-Geschäftsführer Volkhard Malik. „Wenn alles glatt läuft, kann das neue Seniorenticket pünktlich zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts gekauft werden.“

Al-Wazir und Feldmann: „Die Generation 65+ gehört längst nicht mehr zum alten Eisen. Sie sind höchst mobil und viel unterwegs. Ihnen machen wir ein unschlagbares neues Angebot. Und ihren Familien verkürzen wir das wochenlange Grübeln über das nächste Weihnachtsgeschenk. Oma und Opa haben schon alles? Das neue Seniorenticket Hessen noch nicht.“

Flatrate- und Jobtickets im hessischen Koalitionsvertrag

„Wir werden das Angebot von Flatrate-Tickets weiter ausbauen. Nachdem im ersten Schritt das Schülerticket Hessen mit großem Erfolg eingeführt wurde, wollen wir die Ausdehnung des Flatrate-Prinzips auf weitere Bevölkerungsgruppen. Nächster Schritt soll ein Seniorenticketangebot sein. (…) Langfristige Vision ist ein kostengünstiges Bürgerticket für alle Hessinnen und Hessen.“