Frankfurt: Revisionsmaßnahmen im Müllheizkraftwerk Heddernheim – ein Blick „hinter die Kulissen“

Frankfurt am Main – Seit dem 26. April 2019 beliefern keine Müllfahrzeuge mehr das Müllheizkraftwerk (MHKW) Heddernheim. Der Grund ist die zurzeit stattfindende Großrevision. Der 24 Meter tiefe Müllbunker wurde vollständig geleert, um ihn zu inspizieren und zu warten. Die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH hatte deshalb am Dienstag, 07.05.19, Journalistinnen und Journalisten zur Begehung des Müllbunkers eingeladen. Weiter wurde der (kalte) Kamin und der Fernwärme-Bypass gezeigt.

FES-Geschäftsführer Dirk Remmert, Dr. Constantin H. Alsheimer (Vorstandsvorsitzender der Mainova AG) und Dr. Markus Sänger (Betriebsleiter MHKW) informierten über das Vorhaben.
Alle drei Jahre findet eine Großrevision statt. Dabei werden der Müll- und Schlackebunker, der Kamin und das Prozess-Steuersystem gesichtet und gewartet. Die Bunker werden restentleert und auf Dichtigkeit überprüft. Der Müll wird während der Dauer der Arbeiten nicht ins MHKW, sondern zu einem Müllumschlagsplatz im Osthafen gefahren. Die Firma REMONDIS AG & Co. KG, die zu 49 % Gesellschafter an der FES ist, transportiert den Müll in der MHKW-Stillstandszeit nach Mainz und in andere Anlagen.

Frankfurt Heddernheim FES Revisionsarbeiten (Foto: Holger Knecht)
Informierten über das Vorhaben. v.r.: Dr. Markus Sänger, Dr. Constantin H. Alsheimer, Dirk Remmert und Stephanie Pieper (Foto: Holger Knecht)

„Müll ist ein Wertstoff, der gemäß gesetzlicher Vorschrift, dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, behandelt werden muss. Bei der Verbrennung erhalten wir mittels hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung Fernwärme und Strom für die Frankfurter Haushalte. Und selbst im Restprodukt Schlacke befinden sich wertvolle Metalle, die zurück in den Rohstoffkreislauf gehen. Um die zuverlässige Ent- und Versorgung gewährleisten zu können, ist es notwendig, das Heizkraftwerk im regelmäßigen Turnus stillzulegen“, betonte Dirk Remmert, der auch Geschäftsführer der MHKW Frankfurt GmbH ist.

Frankfurt Heddernheim FES Revisionsarbeiten (Foto: Holger Knecht)
Blick auf den Kamin des MHKW (Foto: Holger Knecht)

100.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart

Mainova-Vorstandsvorsitzender Dr. Constantin H. Alsheimer ergänzte: „Seit 50 Jahren wird Hausmüll in Frankfurt energetisch verwertet. Mit seiner Einbeziehung in den Mainova-Wärmeverbund kommt dem MHKW darüber hinaus seit 2017 eine zunehmende Rolle für eine umweltschonende Energieversorgung der Stadt zu. Denn die verstärkte Nutzung der CO2-neutralen Wärme aus dem MHKW im Kraftwerksverbund trägt maßgeblich zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen bei – insgesamt um 100.000 Tonnen im Jahr.“

Die vom MKHW produzierte Fernwärme wird in einen Fernwärmering eingespeist. Mainova hat dafür verschiedene Fernwärmenetze gebündelt (Ringschluss). In Frankfurt am Main sind 300 km Fernwärmeleitungen verlegt. 40 % Heizenergiebedarf wird durch Fernwärme gedeckt. Die Fernwärme ist in Frankfurt auf dem Vormarsch (steigt jedes Jahr um 30 MegaWatt).

Weil es ein Fernwärmenetz gibt, dass MKHW dadurch nicht nur die Nordweststadt versorgt und andere Kraftwerke Fernwärme in das Ringnetz einspeisen, spart das MKHW während der Revision 1 Million Liter Heizöl.

Hausmüll und Biomüll

Frankfurt Heddernheim FES Revisionsarbeiten (Foto: Holger Knecht)
Das MHKW (Foto: Holger Knecht)

50 % des Müllvolumens ist aus biogenem Ursprung, so Dr. Markus Sänger, Betriebsleiter MHKW. Dazu zählen Obstschalen, Holz, Abwasserrückstände, uvm. Die anderen 50 % bestehen aus Hausmüll. Durch die Umweltrichtlinienverschärfungen musste ins Kraftwerk investiert werden, da die Grenzwerte gesetzlich vorgegeben sind. Die Abgase werden in verschiedenen Stufen gereinigt. Alle Grenzwerte werden deutlich unterschritten, so Dr. Sänger.

Seit 2009 ist es der vierte Gesamtstillstand. Müllbunker und Schlackebunker werden auf Dichtigkeit und der 110 Meter hohe Kamin auf Standsicherheit geprüft.

Die Planungen beginnen ca. 1,5 Jahre vor der Revision. Neben den Kraftwerksmitarbeitern sind 300 externe Kräfte beteiligt.

Erste Großrevision der Turbine

Neben Fernwärme erzeugt das MHKW auch Strom. Die Turbine mit Generator wird bis voraussichtlich September 2019 technisch überholt. Ab 19. Mai 2019, wenn das MKHW wieder ans Netz geht, übernimmt eine kleinere Turbine die Stromerzeugung. MKHW-Betriebsleiter Dr. Markus Sänger sagte, dass die Fernwärmeproduktion erste Priorität hat. Mit der kleineren Turbine werde soviel Strom wie möglich produziert.

Erhöhte Lärmbelästigung möglich

Aufgrund der Revisionsmaßnahmen kann es zurzeit zu erhöhter Lärmbelästigung kommen. Die MHKW Frankfurt GmbH versucht die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten und bittet alle betroffenen Anwohner um Verständnis.

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