Hoffenheims Fußballerinnen unterliegen VfL Wolfsburg 1:2 (1:1)

Die beiden Mannschaften mit den Einlaufmädchen vom SV Oberkollbach

Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und noch bis kurz vor dem Anpfiff goss es im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion wie aus Kübeln. Auch in den ersten 15 Minuten des Spiels regnete es noch – der Ball rollte nur schwerfällig über den nassen Rasen.

Trotzdem kamen 1318 Zuschauer in die kleine Fußballarena im Kraichgau. Denn immerhin war ein Triple-Sieger zu Gast: Die Mannschaft des VfL Wolfsburg hatte am 23. Mai 2013 im Champions League-Finale Olympique Lyonnais 1:0 besiegt und wurde damit nach Meisterschaft und Pokalgewinn der erste deutsche Triple-Sieger, zwei Tage vor der Männer-Mannschaft des FC Bayern München.

In der laufenden Saison flog Wolfsburg schon aus dem DFB-Pokal, aber nicht aus der Champions League-Runde, in dessen Finalspiel die norddeutschen Fußballerinnen am 22. Mai gegen das schwedische Team Tyresö FF antreten werden. Die Deutsche Meisterschaft ist ebenfalls noch nicht abgehakt – doch da darf sich die Mannschaft um Trainer Mark Kellermann in den verbliebenen Spielen keine Niederlage mehr erlauben.

Entsprechend gering waren die Erwartungen von TSG-Trainer Jürgen Ehrmann, was die Bundesliga-Begegnung am 1. Mai betraf.

Die beiden Mannschaften begannen verhalten und tasteten sich zunächst vorsichtig ab. Ein erstes Torschüsschen gab es in der 8. Minute auf das Wolfsburger Tor von der die gesamte Dauer über sehr aktiven Mana Iwabuchi. Bei den Gegnern zeigte sich Jovana Damnjanovic durchsetzungsstark und angriffslustig und setzte die Hoffenheimer Abwehr unter Druck. Die serbische Fußballspielerin wurde zur Halbzeit durch die zuletzt in der Bundesliga glücklosen Nationalspielerin Alexandra Popp ersetzt, die jedoch keine Akzente setzen konnte (von einem Fast-Kopfball-Tor kurz vor Schluss abgesehen). Stattdessen trippelte die Wolfsburgerin Anna Blässe den Ball immer wieder mit hoher Geschwindigkeit in die Hoffenheimer Hälfte. In der 15. Minute trugen diese Bemühungen Früchte, ein klassischer, flach gehaltener Pass von Blässe verwandelte Selina Wagner zum 1:0 für die Gäste.

Das Hoffenheimer Team war überwiegend defensiv programmiert: Stürmerin Tiffany Cameron war vorne immer auf sich alleine gestellt und unterlag in praktisch allen Zweikämpfen den Spielerinnen aus der physisch stärkeren Werkself. Sie holte jedoch den ein oder anderen Eckball für die Gastgeberinnen heraus und einer dieser war es, den Spielführerin Martina Moser – nach etwas Gewusel im Wolfsburger Strafraum – in der 19. Minute zum 1:1-Ausgleich nutzte.

Zur zweiten Halbzeit gab es ausser der Einwechselung von Popp keine Veränderungen, TSG-Trainer Ehrmann hatte auf seiner Bank auch nicht die ganz große Auswahl. Mana Iwabuchi hielt sich zunehmend mehr defensiv im Mittelfeld auf, was ihr gut gelang. Nicht wenige Wolfsburger Angriffe verpufften an der kleinen Japanerin.

In der 56. Minute fiel dann die Entscheidung: Anna Blässe hievte den Ball in Richtung Hoffenheimer Tor, das runde Leder prallte zwei- bis dreimal an Spielerinnen ab und kam dann locker der glücklich stehenden Martina Müller zu, die knapp vor der Torlinie stehend nur noch lässig mit der Brust annehmen und einnetzen musste.

Ehrmann wechselte noch Theresa Betz, Leonie Pankratz und Annika Eberhardt ein, Kellermann noch Conny Pohlers und Stephanie Bunte. Die Begegnung spielte sich ab etwa der 60. Minute überwiegend in der Hoffenheimer Hälfte ab. Die wenigen Angriffe der Kraichgauerinnen wurden durch schnelles Umschalten der Norddeutschen rasch gekontert. Die heimische Defensive stand ein wenig mit dem Rücken zur Wand, büßte jedoch nichts an Qualität ein. TSG-Torhüterin Alisa Vetterlein – in der vergangenen Saison noch Keeperin in Wolfsburg – griff oft ein, ein Fehler unterlief ihr jedoch nicht.

Nach dem Schlusspfiff der eisern agierenden Unparteiischen Marina Wozniak war man auf beiden Seiten leidlich zufrieden: Wolfsburg entführte drei Punkte und kann die Meisterschaft im Blick behalten. Hoffenheim hatte sich nicht „abschlachten“ lassen, wie man im Fußballjargon eine hohe Niederlage gerne nennt und die TSG-Fans skandierten von den Rängen zufrieden: „Ihr habt gekämpft!“.

Den letzten Tabellenplatz vor der Abstiegszone behauptete Hoffenheim, weil der 3 Punkte-Abstand zu Cloppenburg Bestand hat. Trainer Ehrmann schielt jedoch durchaus schon auf das Torverhältnis, wie er in der anschließenden Pressekonferenz zugab und war deshalb doppelt froh, gegen den amtierenden Deutschen Meister nur zwei Tore kassiert zu haben: „Selbst bei einer Niederlage am Sonntag gegen Essen haben wir trotzdem noch alles selbst in der Hand, das ist eine gute Ausgangsposition“. VfL-Trainer Mark Kellermann drückt der TSG die Daumen: „Wenn man hier sieht, was hier los ist, wäre es schade, wenn Hoffenheim in die 2. Bundesliga absteigen würde“.

Zu sehen gab es in der Tat etwas, dass es im Profi-Männerfußball und in derer 1. Bundesliga mit meterhohen Sicherheitszäunen und selbstherrlich agierenden „Ordnern“ schon lange nicht mehr zu beobachten gibt: Nämlich, dass viele Zuschauer nach Spielende gar nicht gehen wollten; denn Familien und Fans, Autogrammjäger und Journalisten standen noch eine ganze Weile im freundlichen Plausch mit den Spielerinnen beider Mannschaften an der Seitenauslinie.