Über „Das Kochbuch der Nationalmannschaft“ von Holger Stromberg

Kochen für Khedira, Klose und Co.

Das Cover des Kochbuchs.

Es gibt derzeit – gefühlt – kaum Hersteller, die ihre Produkte nicht in irgendeinem Bezug zur Fußball-Weltmeisterschaft setzen. Was beim „WM-Brötchen“ vom Bäcker noch durchaus einen gewissen Charme hat, endet in den hässlichen, schwarz-rot-gelben Stoff-Kondomen, die sich viele Autofahrer über ihre Rückspiegel stülpen

Ein Kochbuch darf da natürlich nicht fehlen. Holger Stromberg ist der Autor und der Koch der DFB-Auswahl, wenn man dies als offiziellen Titel gelten lassen mag. Der 42-Jährige kommt aus dem kleinen Waltrop in Nordrhein-Westfalen, das sich rühmt, die beste Currywurst des Ruhrgebiets anzubieten. Diese kulinarische Diaspora mag ihn umso mehr motiviert haben, in seinem „Stromberg“ genannten Restaurant in Waltrop eine Top-Qualität zu bieten, wovon sich der Verfasser dieser Zeilen schon einmal selbst überzeugen konnte.

Das „Kochbuch der Nationalmannschaft“ unterscheidet sich grundsätzlich nicht von anderen Kochbüchern: Es sind darin Kochrezepte versammelt.
Holger Stromberg hat sich jedoch die Mühe gemacht, einen ausführlichen Einführungsteil zu schreiben: „Macht dich Ernährung fit?“ oder „Essen an normalen Tagen für Breitensportler“ heißen dort die Kapitel. Wirklich Neues ist dort nicht enthalten. Diesen Anspruch hat Stromberg nicht, die Art der Darstellung der Fakten ist jedoch klar und übersichtlich, allein das „Trainer-Special“ ist etwas zu jovial geraten. Die Würze liegt in den Details: So kann man zum Beispiel anhand des Tagesablaufplans der Nationalmannschaft vom 5. März 2014 (Seite 22) erkennen, dass Spielern und Betreuern vorgeschrieben ist, in welcher Kleidung sie zum Frühstück zu erscheinen hatten. Leider kein Wort darüber, welchem Nationalspieler was besonders gut schmeckt oder eben nicht. Interna werden, sowieso der übliche Fußballmannschaftskodex, nicht ausgeplaudert. Auch nicht, ob Mario Götze Vollmilch-Schokolade mag oder Per Mertesacker Grubensalz schätzt.
Hand auf Herz: Zum Nachkochen laden viele Gerichte aus dem Rezeptteil nicht ein. „Blaubeer-Clafoutis“? „Linse-Ebly-Salat“? „Grünkohl-Smoothie“? Das „Das Kochbuch der Nationalmannschaft“ ist wie ein Reiseführer, der über die Gewohnheiten fremder Länder berichtet. Über Länder, die man vielleicht doch nie besuchen wird, aber den gut geschriebenen Reiseführer hat man dennoch gerne gelesen.

Holger Stromberg
„Das Kochbuch der Nationalmannschaft“
edel-Verlag Hamburg
17,95 Euro