“Rheines Wasser“ ist in den Schweizer Alpen gestartet

Von der Quelle bis zur Mündung schwimmend

Rheinschwimmer Andreas Fath beim Start im Tomasee in den Schweizer Alpen

Ein Chemie-Professor ist zu einem 1.231 Kilometer langen Schwimm-Marathon und einer einzigartigen Untersuchung des Rheinwassers aufgebrochen.

Es war, wie erwartet, ein Sprung ins kalte Wasser. Als Andreas Fath, Professor für Physikalische Chemie und Analytik mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik an der Hochschule Furtwangen (HFU), heute um 12 Uhr in den Toma See eintauchte, betrug die Wassertemperatur gerade einmal etwas mehr als 7 Grad Celsius. „Zum Glück ist der See inzwischen eisfrei“, lachte der promovierte Chemiker und passionierte Leistungsschwimmer beim Ausstieg aus dem Wasser. „Bei meinem letzten Besuch Anfang Juni war das noch ganz anders. Trotzdem war es ein Gefühl, wie in flüssigem Eis zu schwimmen. Ich bin daher ganz froh, dass der Toma See nur rund 340 Meter in der Länge misst und ich jetzt erst einmal auf mein Mountain-Bike umsteigen kann. Ab Ilanz ist der Rhein schwimmbar, da geht es zurück ins Wasser.“

Schwimmen im Dienst der Wissenschaft

Mit der Durchquerung des Toma Sees, der gemeinhin als Rheinquelle gilt, ist Andreas Fath zu einem Schwimm-Marathon der ganz besonderen Art gestartet. Denn es geht dem Chemiker und Langstreckenschwimmer gar nicht so sehr um die sportliche Herausforderung, die die gewaltige Schwimmstrecke von den Graubündner Alpen bis zur Nordsee darstellt. Tatsächlich dreht sich beim Projekt „Rheines Wasser“ alles um die Qualität des Rheinwassers, die der Forscher und sein Team über 1.231 Flusskilometer unter verschiedenen wissenschaftlichen Fragestellungen untersuchen werden. „Ich schwimme gewissermaßen im Dienst der Wissenschaft“, erläutert der Hochschullehrer. „Mein Ziel ist es, eine umfassende Bestandsaufnahme der Inhaltsstoffe des Rheinwassers, insbesondere der für die Wassergüte bedenklichen Substanzen, zu erstellen. Auf Basis der dabei gewonnenen Erkenntnisse gilt es in einem nächsten Schritt, neue Lösungen und Systeme für die Abwasserbehandlung zu entwickeln, die verhindern, dass kritische Stoffe überhaupt ins Wasser gelangen. So wie mir dies mit einem Filterverfahren für perfluorierte Tenside bereits gelungen ist.“ Zugleich hofft er durch die Verbindung von Extremsport, Wissenschaft und Umweltschutz auf eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit, um die Bevölkerung für die Kostbarkeit der Ressource Wasser und einen effektiven Gewässerschutz zu sensibilisieren. Auf diese Weise möchte er zudem Spenden einwerben, um ein für seine Forschungsarbeit wichtiges Großanalysegerät anzuschaffen, das allein aus den Mitteln der Hochschule nicht finanziert werden kann. „Um Drittmittel für Forschungen einzuwerben, muss man sich heutzutage auch Außergewöhnliches einfallen lassen“, schmunzelt Andreas Fath.

Erste Wasserproben aus dem Toma See

Auch im Toma See haben Andreas Fath und sein Team aus Studierenden an der HFU Wasserproben entnommen. Sie werden an der Hochschule Furtwangen, an wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag (Dübendorf) oder dem Alfred-Wegener-Institut (Helgoland) und von Analysetechnik-Unternehmen auf verschiedene Substanzen untersucht. Noch vor Ort misst die Forschungsmannschaft mit Schnelltests den Sauerstoff-, Ammonium-, Nitrat- und Phosphatgehalt des Wassers. „Interessant wird es aber erst, wenn wir weitere Vergleichswerte haben“, erklärt der Hochschullehrer, „und anhand der Ergebnisse sehen, wo und wie sich das Rheinwasser von der Quelle bis zur Mündung verändert.“

Live und online das Projekt verfolgen

Interessierte können den Verlauf des Projekts online über die Website www.rheines-wasser.eu und den Projektauftritt bei Facebook unter www.facebook.com/rheineswasser verfolgen. „Wir freuen uns natürlich ebenso über viele Neugierige und Unterstützer, die unser Projekt live entlang des Rheins verfolgen und uns bei unseren Zwischenstopps besuchen“, betont Andreas Fath. Ausdrücklich warnt er jedoch mögliche Nachahmer, die ihn schwimmend begleiten wollen. „Der Rhein ist ein mächtiger Strom, der selbst für geübte Schwimmer voller Gefahren steckt. Ich bitte daher alle dringend darum, darauf zu verzichten, mit mir mitzuschwimmen. Mir ist deutlich mehr geholfen, wenn ich vom Ufer aus angefeuert werde.“