Frankfurt: Stadtnotizen

Frankfurt – News, Termine, Kulturelles und Wissenswertes

Urteil zum Sarotti-Häuschen vollstreckt

Stadt bereitet Übergabe des Rennbahn-Geländes an den DFB vor

(ffm) Das letzte Hindernis für die Übergabe des ehemaligen Rennbahn-Geländes an den DFB kann beseitigt werden: Die Stadt Frankfurt am Main hat am Montag, 28. Januar, das Grundstück, auf dem sich das sogenannte Sarotti-Häuschen befindet, auf dem Weg der Zwangsvollstreckung in Besitz genommen. Damit wird es möglich, den Holzpavillon zu entfernen, damit er der Baugrube für die geplante Fußball-Akademie nicht länger im Weg steht. „Wir freuen uns, dass es nach langwierigen juristischen Auseinandersetzungen nicht zu weiteren Verzögerungen kommt“, sagte Jan Schneider, Dezernent für Bau und Immobilien. „Auf dem seit Ende 2014 brachliegenden Rennbahngelände wird es endlich eine neue Nutzung geben. Mit der Fußball-Akademie bekommt Frankfurt ein Aushängeschild mit bundesweiter Ausstrahlung.“

Auch Sportdezernent Markus Frank freut sich, dass die Realisierung der DFB-Akademie nunmehr weiter Tempo aufnimmt. „Die langwierigen Gerichtsprozesse haben allen Beteiligten viel Geduld abverlangt. Umso erfreulicher ist es, dass wir uns nun mit aller Kraft der Zukunft widmen können. Immerhin steht die Fußballeuropameisterschaft ja schon 2024 auf dem Plan.“

Die Eigentümerin des Sarotti-Häuschens hatte die Räumung verweigert und sich auf einen noch bis 2024 laufenden Gestattungsvertrag berufen, wonach ihr die kostenlose Nutzung des Grundstücks erlaubt wurde. Doch das Landgericht Frankfurt entschied im vergangenen November, dass die Rechtsgrundlage wegen des gekündigten Mietvertrags für die Rennbahn entfallen ist. Die Eigentümerin müsse den Holzpavillon beseitigen und das Grundstück herausgeben. Ihren Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung hat das Oberlandesgericht Frankfurt am 24. Januar abgelehnt.

Die Stadt hatte der Eigentümerin des Pavillons zuvor angeboten, den Rechtsstreit mit einem Vergleich zu beenden. Demnach wäre das Sarotti-Häuschen in den auf einem Teil der ehemaligen Rennbahn geplanten Bürgerpark versetzt und auf Kosten der Stadt restauriert worden. Es hätte dann als Erinnerungsstätte für den Galopprennsport dienen können. Auf dieses Angebot ist die Eigentümerin aber nicht eingegangen.

„Jetzt werden wir mit dem DFB schnellstmöglich einen Termin für die Übergabe des Grundstücks vereinbaren“, sagte Schneider. Der Deutsche Fußball-Bund übernimmt einen rund 15 Hektar großen Teil des ehemaligen Rennbahn-Geländes und will in diesem Jahr mit dem Bau einer Fußball-Akademie und einer Verwaltungszentrale beginnen. Grundlage dafür ist der Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Frankfurt, dem die Stadtverordnetenversammlung im Oktober 2014 mit großer Mehrheit zugestimmt hat. Seit Dezember 2018 steht endgültig fest, dass dieser Vertrag nicht wie vom Frankfurter Renn-Klub behauptet gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstößt. Der Bundesgerichtshof hat eine Revision gegen ein entsprechendes Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt nicht zugelassen.

Das Hauptverfahren zur Räumung der ehemaligen Rennbahn wurde bereits 2017 gegen den Frankfurter Renn-Klub entschieden. Im September 2017 konnte die Stadt über eine Zwangsvollstreckung den größten Teil des Geländes in Besitz nehmen. Strittig blieb lediglich das kleine Grundstück, auf dem das Sarotti-Häuschen steht.

Stadt, LBBW Immobilien und ABG stellen Bebauungskonzept vor

Im Rebstock sollen bis zu 1000 neue Wohnungen entstehen

(ffm) Die LBBW Immobilien und die städtische Wohnungsgesellschaft ABG Frankfurt Holding wollen auf einem Areal zwischen Leonardo-da-Vinci-Allee, Wiesbadener Straße und Am Römerhof rund 950 Wohnungen errichten. Das Gelände war ursprünglich für eine gewerbliche Bebauung vorgesehen. In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Frankfurts Planungsdezernent Mike Josef, Frank Berlepp, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Management und ABG-Geschäftsführer Frank Junker das Bebauungskonzept am Montag, 28. Januar, vorgestellt.

„Durch die Änderung des bestehenden Bebauungsplanes nutzen wir eine jahrzehntelange Brache um. Wo ursprünglich die Errichtung von Büros vorgesehen war, schaffen wir jetzt dringend benötigten Wohnraum. Und mit dem neuen Quartiersplatz erhält der Rebstock außerdem seine Mitte“, sagt Stadtrat Mike Josef. „Entstehen soll ein gemischt genutztes Stadtquartier mit bis zu 1000 Wohnungen, davon 30 Prozent öffentlich gefördert. Rund 90 Prozent der Wohnungen werden vermietet. Den neuen Quartiersplatz planen wir gemeinsam mit Bürgern. Hier sollen auch weitere Läden und Gastronomie Raum finden.“ Die Änderung des Bebauungsplans Nr. 683 Ä – Rebstock – ist derzeit im Verfahren, der Beschluss zur Offenlage soll in den nächsten Wochen vom Magistrat und im Anschluss von der Stadtverordnetenversammlung gefasst werden.

Nach derzeitigem Planungsstand übernimmt die LBBW Immobilien von den geplanten bis zu 1000 Wohnungen den Bau von etwa 400 Wohneinheiten. „Dabei“, erklärt Berlepp, „werden wir wie bereits bei den Rebstockhöfen, die wir hier in der Nachbarschaft gebaut haben, auch bei diesem Projekt unseren Schwerpunkt auf den Mietwohnungsbau legen.“ So ist geplant, rund 350 Mietwohnungen sowie 50 Eigentumswohnungen zu errichten.

Neben der LBBW Immobilien engagiert sich auch die ABG in großem Maße auf dem Areal. „Wir planen den Bau von rund 550 Wohnungen. Die ABG übernimmt die Realisierung des geförderten Wohnungsbaus, wodurch sich unser Anteil an geförderten Wohnungen im Quartier auf annähernd 50 Prozent beläuft“, sagt deren Geschäftsführer Junker. „Wenn alles gut geht, können bereits im Jahr 2022 die ersten Wohnungen übergeben werden.“

Ein städtebaulicher Vertrag ist bereits im Unterschriftengang. Dieser sieht unter anderem den Bau einer vierzügigen Kita vor und dass 30 Prozent der entstehenden Wohnbauflächen als geförderter Wohnraum errichtet werden müssen – je zur Hälfte Wohnungen im Förderweg 1 und im Förderweg 2. Vereinbart ist auch die Herstellung eines Stadtplatzes („Lindberghplatz“), dessen Gestaltung in einem Workshop-Verfahren in Abstimmung mit dem Ortsbeirat und interessierten Bürgerinnen und Bürgern ermittelt werden soll.

Entlang der Wiesbadener Straße sollen künftig mehrere zusammenhängende Wohngebäude und die Kita entstehen. An der Ecke zum Katharinenkreisel werden voraussichtlich ein Hotel, gewerbliche Nutzungen und weitere circa 50 Wohnungen errichtet werden. Der mittlere Bereich soll mit einer Wohnnutzung und einer Ladenzone zum Stadtplatz entwickelt werden. Im Südwesten ist Platz für eine Grundschule eingeplant.

Der größte Teil des Rebstock-Areals wurde bereits durch die Rebstock Projektgesellschaft entwickelt und von mehreren namhaften Investoren bebaut. Die ursprünglich vor allem für Büros vorgesehenen Areale im nordöstlichen Bereich liegen jedoch bisher noch brach. Daher sollen sie dem Wohnungsbau zugeführt werden. Die Rebstock Projektgesellschaft wird auch hierfür die Erschließungsmaßnahmen durchführen und hat gemeinsam mit der LBBW Immobilien die Bebauungsplanentwicklung vorangetrieben.

Die erste Bauphase für die öffentliche Erschließung beginnt voraussichtlich im kommenden März und wird rund sechs Monate dauern. Diese beinhaltet die Geländenivellierung, die Verlegung der Ver- und Entsorgungsleitungen und die Herstellung der Straßen ohne die Deckschicht.

Als Teil der Vorbereitungsarbeiten werden im Nordwesten des Plangebietes in den kommenden Tagen am Rand des Wäldchens auf einer Fläche von etwa 0,38 Hektar Bäume gefällt. Diese Maßnahme gehört noch zum Regelungsbereich des alten Bebauungsplanes Nr. 683, der 1999 Rechtskraft erlangte. Die erforderlichen Ausgleichspflanzungen erfolgten bereits vor mehreren Jahren. Das Wäldchen selbst bleibt auch nach Errichtung der neuen Gebäude erhalten.

Niederträchtige Attacke auf Stadtpolizisten

(ffm) In der Nacht von Sonntag auf Montag, 28. Januar, wurde ein Bediensteter der Stadtpolizei Opfer einer hinterhältigen Attacke. Er war auf Fußstreife im Bahnhofsviertel unterwegs, als gegen 21.30 Uhr in der Düsseldorfer Straße eine männliche Person vor ihm Reißaus nahm. Der Bedienstete setzte zur Verfolgung an, um die Situation aufzuklären. Auf der Höhe Niddastraße, Ecke Ottostraße, wurde er dann nach einem hörbaren Pfiff mit einer größeren Menge Flüssigkeit übergossen, die augenscheinlich gezielt aus einem Obergeschoss des dortigen Wohnhauses geschüttet wurde. Die Flüssigkeit roch nach Chlor und durchnässte den Bediensteten bis zur Unterbekleidung. Er musste daraufhin den Einsatz sowie den Dienst für diesen Tag abbrechen.

Anhaltspunkte zur Identität oder dem Motiv der Täter des Angriffs existieren bisher nicht. Um welche Flüssigkeit es sich genau handelte ist unklar. Dem Stadtpolizisten geht es wieder gut, bleibende Schäden sind bisher nicht erkennbar.

Zeugen, die diesen Vorfall beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Stadtpolizei des Ordnungsamtes unter der Rufnummer 069/212-44044 oder per E-Mail unter sicherheit@stadt-frankfurt.de zu melden.

Bauverein Katholische Studentenheime modernisiert die Gebäude A-F des Friedrich-Dessauer-Hauses in Hausen – Eröffnung des Gebäudes A bereits nach sieben Monaten Bauzeit

(ffm) Der Bauverein Katholische Studentenheime errichtet und betreibt schon seit vielen Jahrzehnten Studierendenwohnheime im Stadtgebiet Frankfurt. Im Friedrich-Dessauer-Haus in Hausen, im Alfred-Delp-Haus am Campus Westend und im Dernbach-Haus am Westendplatz leben rund 850 Studierende aus über 80 Nationen in Wohngemeinschaften unterschiedlicher Größe zusammen. Die Aufnahme in die Wohnheime erfolgt unabhängig von Nationalität und Konfession nach sozialen Kriterien unter Berücksichtigung der Studiensituation.

„Studentinnen und Studenten bereichern unsere Stadt. Doch oft ist es gerade für sie besonders schwierig auf dem angespannten Wohnungsmarkt eine geeignete Wohnung zu finden. Ich danke dem Bauverein Katholische Studentenheime für die erfolgreiche Arbeit. Gemeinsam werden wir für die Stadt Frankfurt am Main das Wohnangebot für Studentinnen und Studenten in einer kurzen Bauzeit erhalten, modernisieren und gemeinsam weiter ausbauen“, sagte Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker bei der feierlichen Eröffnung des Gebäudes A am Freitag, 25. Januar.

Mit großer Unterstützung der Stadt Frankfurt, des Landes Hessen und des Bistums Limburg ist es nun gelungen, die umfassende energetische, technische und organisatorische Modernisierung der 442 Zimmer der Gebäude A-F des Friedrich-Dessauer-Hauses mit einem Bauvolumen von 18,85 Millionen Euro im Frühjahr 2018 zu beginnen. Neben einem KfW-Darlehen von 7 Millionen Euro unterstützt das Land Hessen den Bauverein mit einem Modernisierungsdarlehen von 4,6 Millionen Euro. Die Stadt Frankfurt stellt Zuschüsse in Höhe von 2,02 Millionen Euro und das Bistum Limburg 1 Millionen Euro zur Verfügung.

„Ich freue mich sehr, dass wir dazu beitragen konnten, das Angebot an Wohnraum für Studierende zu erhöhen“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Es zeigt einmal mehr, dass wir in einer guten Zusammenarbeit die Vielfalt im Wohnungsmix zu bezahlbaren Preisen garantieren.“

Die Modernisierung des Gebäudes A mit 56 Zimmern wurde nach kurzer Bauzeit von 7 Monaten fertiggestellt und zum 1. November 2018 bezogen. Im Gebäude A werden nun 12 Wohnungen als 6er-WGs und 2er-WGs genutzt. Jedes komplett möblierte Wohnheimzimmer verfügt über ein eigenes Duschbad und die voll ausgestatteten Küchen der WGs werden gemeinschaftlich genutzt. Die Miete liegt inklusive aller Nebenkosten und WLAN-Anschluss bei 338 Euro.

Nach der Modernisierungsmaßnahme der Gebäude A-F, die voraussichtlich im Sommer 2021 abgeschlossen sein wird, werden alle Wohnheimzimmer des Friedrich-Dessauer-Hauses über den aktuellen technischen Standard verfügen. „Der Bauverein blickt in die Zukunft“, sagt Geschäftsführerin Susanne Schweren, „und plant schon die nächsten Schritte für die Errichtung eines Neubaus mit 140 Wohnheimplätzen auf dem Areal des Friedrich-Dessauer-Hauses.“

Oberbürgermeister Peter Feldmann: ‚Es sind noch keine hundert Jahre vergangen‘

Paulskirche Frankfurt: Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus des Hessischen Landtags, der Landesregierung, des Landeswohlfahrtsverbandes und der kommunalen Spitzenverbände in Hessen in Kooperation mit der Stadt Frankfurt

(ffm) In seiner Begrüßungsansprache erinnerte Oberbürgermeister Peter Feldmann an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 Jahren die Außenlager von Auschwitz erreichte, waren die Soldaten in keiner Weise auf den Anblick gefasst, der sich ihnen bieten sollte. Aus der Ferne hatte man Industrieanlagen ausgemacht, Baracken, Arbeitslager, einen kriegswichtigen Verkehrsknotenpunkt, den es einzunehmen galt. Natürlich, man hatte von den Lagern der Nazis gehört, von der Grausamkeit, von Massenmord. Dennoch: Auf das Kommende waren die Soldaten nicht vorbereitet. Völlig entkräftete, ausgezehrte Menschen fanden sie vor, Frauen, Kinder, halb erfroren, teilnahmslos, in Lumpen gehüllt. Dazu über eine Millionen Kleider, rund 50.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar. An die 1,1 Millionen Männer, Frauen und Kinder – Jüdinnen und Juden, Polinnen und Polen, Sinti und Roma, Homosexuelle und sowjetische Kriegsgefangene – die die Nationalsozialisten zwischen 1941 und 1945 allein in Auschwitz töteten, an die Abermillionen, die in den anderen Lagern ums Leben kamen, gedenkt Deutschland am Jahrestag der Befreiung.

1996 wurde der 27. Januar vom damaligen Bundespräsident Roman Herzog als gesetzlich verankerter Gedenktag eingeführt. Die zentrale Veranstaltung des Hessischen Städtetages fand dieses Jahr in der Frankfurter Paulskirche statt.

„Die Gräueltaten der Nationalsozialisten liegen noch keine hundert Jahre zurück. Das, was wir heute Erinnerungspolitik nennen, hat gerade erst begonnen“, so der Oberbürgermeister: „Unser künftiges Gedenken wird vor die Frage gestellt, wie man sich aktiv erinnert, wenn man keine Augenzeugen mehr befragen kann. Schon jetzt gibt es Initiativen, die Erinnerung der Zeitzeugen aufzubewahren. Schon jetzt spüren wir aber auch, wie der Respekt vor der Geschichte schwindet. Eine neue Generation von Populisten und Rechtsradikalen lässt die letzten Hemmungen schwinden, auch und gerade in geschichtspolitischer Hinsicht. Sie kündigen das wenige auf, was hier erreicht wurde. Wir erleben offene Provokationen in Gedenkstätten. Wir erleben, wie die Shoah relativiert wird. Wir erleben aber auch ermutigende Signale. Signale aus der jungen Generation, die mit einer großen Aufmerksamkeit und großen Sensibilität sich der Geschichte annimmt und die Anklage, die notwendige Anklage weiterführt. Es sind noch keine hundert Jahre vergangen. Die Aufarbeitung der Vergangenheit, sie hat tatsächlich gerade erst erneut begonnen: Indem wir ‘Nein’ sagen zu Antisemitismus, Hass und dem widersinnigen Gedanken an einen ‘Schlussstrich’. Indem wir beherzigen und dafür eintreten, dass jene beiden Worte, in denen sich die Lehre aus dem Vergangenen bündelt, Richtschnur unseres Handelns bleibt: Nie wieder!“

Prof. Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, ging in seiner Gedenkrede auf den Abschied der letzten Zeitzeugen und deren Vermächtnis ein. Korn ließ seine Zuhörer teilhaben an den entsetzlichen Traumata der Überlebenden des nationalsozialistischen Menschheitsverbrechens: „Für die Überlebenden und ihre Nachkommen gibt es keinen endgültigen Abschied von Auschwitz. Der 27. Januar ist für sie ein symbolisches Datum. Wer überlebt hat, weiß, dass er sein Überleben nur dem Zufall zu verdanken hat. Viele Holocaust-Überlebende litten und leiden zeitlebens unter ihrer Rettung. Sie machen sich Vorwürfe und fühlen Scham, das eigene Überleben sei nur auf Kosten schwächerer Mithäftlinge möglich gewesen“, sagte Korn. In seiner Rede mit dem Titel „Abschied“ zitierte Korn den letzten Wunsch des deutsch-tschechischen Filmregisseurs Thomas Fantl. Fantl hatte 64 Angehörige in den Konzentrationslagern verloren, seinen eigenen Erinnerungen konnte er nicht entfliehen. So wünschte er sich, man möge seine Asche in Auschwitz verstreuen – „dort bin ich gestorben“. „Familie, Liebe, Beruf – all das sind Ablenkungen. Doch im Alter, wenn die Tage lang werden und viel Zeit zum Erinnern lassen, taucht alles wieder auf. Taucht auf, schiebt sich an die Oberfläche wie die menschlichen Knochenreste im Aschesand von Ausschwitz“, mahnte Korn.

Uwe Becker, Bürgermeister und Präsident des Hessischen Städtetags, sagte in der Paulskirche: „74 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz müssen wir auch bei uns in Deutschland leider eine Zunahme des Antisemitismus feststellen, der sich aus den Hinterzimmern längst wieder in die Mitte der Gesellschaft traut und heute auf Straßen und Plätzen wahrzunehmen ist. Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit und daher nicht zuvorderst die Aufgabe der jüdischen Gemeinschaft, die Ziel und Opfer von Judenhass ist. Judenfeindlichkeit ist ein gesellschaftliches Gift, welches das Miteinander zerstört. Die Buntheit und Vielfalt des Antisemitismus reicht heute vom rechtsradikalen Judenhass über blinde Israelfeindlichkeit, die den Umweg über den Antizionismus wählt und beim Antisemitismus ankommt, bis hin zu jener Judenfeindlichkeit, die sich aus Kulturkreisen des Nahen und Mittleren Ostens speist, wo schon heranwachsende Kinder mit dem Feindbild des bösen Juden, der in der Regel auch gleichzeitig Israeli ist, erzogen werden.“

Der Präsident des Hessischen Landtags, Boris Rhein, erinnerte in seiner Rede an die schrecklichen historischen Ereignisse und mahnte die daraus entstehenden Verpflichtungen auch für zukünftige Generationen an: „Wir haben in Deutschland die historische Verpflichtung uns immer wieder mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinanderzusetzen und daran zu erinnern. Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist dabei ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur. Das gilt heute umso mehr, da Antisemitismus und Rassismus in der Gesellschaft zunehmen, auch weil die Vergangenheit in Vergessenheit gerät. Wir müssen diese Entwicklungen genau beobachten und alles nur Erdenkliche tun, um dem entgegenzuwirken. Und wie, wenn nicht mit Gedenkveranstaltungen, wollen wir die Erinnerung an das Leid der Millionen Menschen durch die Nationalsozialisten aufrechterhalten? Wie, wenn nicht mit Angeboten zur historischen und politischen Bildung wollen wir den heutigen Entwicklungen entgegentreten? Nur so können wir das Vergessen der nachfolgenden Generationen verhindern“, betonte der Landtagspräsident.

Wichtiger Schritt für die ‚Soziale Stadt‘ Nied

Quartiersmanagement und Projektsteuerung nehmen Arbeit auf

(ffm) Die Stadt Frankfurt am Main wird in den kommenden Jahren bei der Projektumsetzung des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ durch die Nassauische Heimstätte und den Caritasverband Frankfurt unterstützt. Bereits ab kommendem Montag, 28. Januar, werden Marja Glage (Caritasverband Frankfurt) und Jan Thielmann (Nassauische Heimstätte) sowie Frederik Daub als dessen Stellvertreter ihre Arbeit als Quartiersmanagerin und Projektsteuerer aufnehmen. Nach Einrichtung eines Stadtteilbüros werden die drei zu verschiedenen Sprechzeiten im Stadtteil zur Verfügung stehen.

„Mit Hilfe des Städtebauförderprogramms ‚Soziale Stadt‘ wollen wir den Stadtteil Nied städtebaulich erneuern, sozial stabilisieren, ökologisch aufzuwerten, für die Entwicklung einer lokalen Ökonomie zu öffnen und die Grundlagen für einen lebenswerten Stadtteil mit eigener Identität stärken“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Mit der Einrichtung des Quartiersmanagements und der Projektsteuerung kommen wir diesem Ziel einen deutlichen Schritt näher.“ Als weitere Schritte stehen die Erstellung des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts unter Beteiligung der Bewohner und weiterer Akteure im Stadtteil als auch die Einrichtung eines Beirats an.

Die formalen Ausschreibungsverfahren für die Erstellung eines Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes, das als Grundlage für die konkrete Gebietsabgrenzung und die Umsetzung der Projekte für die Gesamtlaufzeit des Verfahrens dient, und für die Beauftragung eines Quartiersmanagements, das eine umfassende Einbeziehung der Bewohner in den Erneuerungsprozess sicherstellen soll, wurden im vergangenen Jahr bereits durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ besteht die Möglichkeit, bis zum Jahr 2025 weitere Anträge auf Fördermittel für Maßnahmen zu stellen, die den Zielen des Städtebauförderprogramms entsprechen.