Weinheim: Mit 16 war er schon Präsident – Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner feiert am 18. Januar seinen 60. Geburtstag

Weinheims OB Dr. Fetzner wird 60 - Foto: Stadt Weinheim
Weinheims OB Dr. Fetzner wird 60 - Foto: Stadt Weinheim

Weinheim. Als die Jugend des Dorfes Spöck bei Stutensee im Landkreis Karlsruhe im Jahr 1975 in Selbstverwaltung ein Jugendzentrum eröffnete, musste es – Basisdemokratie hin oder her – einen Boss geben.

redakredDie Versammlung deutete damals einen schmalen bärtigen Kerl heraus, der mit seinen 16 Jahren schon irgendwie gut reden aber auch zuhören konnte, Mut und Ideen hatte. Man traute ihm diese Führung zu. So wurde Torsten Fetzner in diesem Jahr in sein erstes offizielles Amt gewählt. Die „JUZ“ler von Spöck nannten ihn „Präsident“. Es war übrigens eines der ersten selbst verwalteten Jugendzentren in ganz Baden-Württemberg.

Heute sagt Dr. Torsten Fetzner, Erster Bürgermeister Weinheims und aktuell Interims-OB im Rathaus, diese erste „Präsidentschaft“ habe ihn politisch geprägt. Im Dorf stieß das Jugendzentrum nicht überall auf Wohlwollen, er musste beim Ortsvorsteher, Ortschafts- und Gemeinderat vorsprechen und argumentieren.

Das muss er heute, 44 Jahre später, auch noch. Das Vorsprechen und Argumentieren lässt ihn nicht los, auch wenn Dr. Torsten Fetzner am 18. Januar seinen 60. Geburtstag feiert.

Im September 2005 wurde Fetzner, Bauingenieur mit zwei abgeschlossenen Studiengängen, damals aber noch nicht promoviert, vom Gemeinderat zum Ersten Bürgermeister und Technischen Dezernenten gewählt. Er war einer von 42 Bewerbern! Zuvor war er Gemeinderat der Grünen Liste am Weinheimer Ratstisch seit 1991 gewesen. Deshalb war seinerzeit auch immer von einem „Grünen Bürgermeister“ die Rede, obwohl Fetzner kein Mitglied der Partei „Bündnis 90/Grüne“ ist. Aber er steht ihr nahe und teilt (und lebt) viele ihrer Ideen. Vor wenigen Tagen bei Bekanntgabe seiner Kreistagskandidatur machte er klar, dass er sich das nur auf der Liste der Grünen vorstellen kann. Er selbst fand in Weinheim klassisch als Umweltschützer im BUND den Zugang zur Kommunalpolitik. Themen wie der Kommunale Klimaschutz haben in seiner Amtszeit deutlich an Bedeutung gewonnen, im Dienst fährt er Fahrrad oder Elektroauto, hat Sitz und Stimme im Umweltausschuss des Deutschen Städtetages.

Seit Juni 2018 geht Dr. Torsten Fetzner in die Geschichtsbücher ein, weil er wegen der Wahlanfechtung der OB-Wahl seither als Interims-OB im Weinheimer Rathaus fungiert. Seine vermittelnde und meist unaufgeregte Art, das Zuhören und Abwägen, das seinerzeit schon den Kumpels in Spöck imponierte, hat sein Ansehen in seiner Wahlheimatstadt wachsen lassen.

Der Berufsweg führte Fetzner übrigens nach Weinheim. In Ober-Laudenbach hatte er nach dem Studium in Karlsruhe und Darmstadt in einem Ingenieurbüro seine erste feste Anstellung. Das war 1991, in diesem Jahr heiratete er auch seine Jugendliebe Anke Sickinger. Ein Jahr später kam Tochter Mareike zur Welt. 2013 wurde Fetzner mit großer Mehrheit und mittlerweile mit Doktortitel in seine zweite Amtszeit gewählt, sein Renommée ist parteiübergreifend unstrittig. Und noch etwas hat er aus Spöcker JUZ-Zeiten behalten: Die Liebe zur Musik und die Freude, sie mit anderen zu teilen. Mit sichtlichem Spaß umrahmt er Vereinsfeiern, besucht als „singender Bürgermeister“ Altersheime und Kindergärten, bringt mit seinen Liedern Augen zum Strahlen. Die Tourist-Info kann sogar Musikalische Stadtführungen anbieten, bei denen dem Stadtführer anzumerken ist, dass er zwei Leidenschaften miteinander verbinden kann: Für die Musik und für sein Weinheim.