Lambrecht: Wie ein Wunsch in Erfüllung ging

Lambrecht – Wie oft kommt es vor, dass wir uns über eine Sache ärgern. Beispielsweise Hundkot auf dem Bürgersteig. Doch auch anderes ist für manche total ärgerlich. Wie schön, dass sich in diesem Fall der Ärger in Luft auflöste.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Zum Brauch gehört, dass man sich einen Weihnachtsbaum ins Haus holt und ihn festlich schmückt. Unter dem Baum, meist im Wohnzimmer, liegen die Geschenke. Die Kinder und auch die Erwachsenen freuen sich. Was nach der Weihnachtszeit folgt, ist die Ernüchterung: wohin mit dem alten Baum, der mittlerweile meist nadelt. Verbrennen, z.B. bei den Knutfesten? Das ist eine Möglichkeit. Viele entsorgen die Bäume einfach bei den Sammelstellen, die von kommunaler Seite eingerichtet werden. Doch wie bringt man den ausgedienten Weihnachtsbaum zur Sammelstelle? Entweder lädt man ihn auf einen Anhänger, oder lässt ihn abholen. Dies tun Vereine oder Jugendfeuerwehren (regional verschieden). Eine andere Möglichkeit: man wirft ihn in den Wald (was streng verboten ist).

Unsere Geschichte, die sich ereignet hat, spielt sich in einer Lambrechter Straße ab. Welche Straße es ist, ist uns nicht bekannt. Man muss wissen, dass der Sammelplatz an der Ecke Wiesenstraße/ Fabrikstraße ist. Der Baum lag jedoch nicht dort, denn sonst hätte es keine Geschichte gegeben, sondern vor einem Haus. Und da war jemand, der sich ärgerte, dass man nicht über den Bürgersteig laufen konnte, weil da eben der alte Baum lag. Was tun? Man schreibt einen Brief an den mutmaßlichen Störer. Es ist ein netter Brief mit einem Wunsch – nämlich dass der Baum da weg muss.

Weihnachtsbaum (Foto: Holger Knecht)
Weihnachtsbaum (Foto: Holger Knecht)

Der Brief beginnt mit

„Lieber Mensch“,

da man niemanden verärgern möchte (gerade in der heutigen Zeit, in der deshalb die Sprache gegendert wird). Weiter folgt die Bitte:

„Bring mich bitte zu meinen Artgenossen gegenüber vom Sportplatz zurück!“.

Das ist zwar grammatisch („gegenüber des Sportplatzes“) wie auch sachlich (der Baum war vorher nicht am Sportplatz, deshalb kann man ihn auch nicht zurückbringen“) falsch. Doch sei es drum! Danach folgt die Befürchtung

„Sonst werde ich wahrscheinlich bis zum Sommer (oder noch länger) in dieser …Textgekürzt…. Gasse stehen!“.

Immer schön mit Ausrufezeichen, was die Theatralik steigert. Mit der Belehrung

„Wenn sie sauber wäre, wären sicher viele froh darüber.“

Damit hat die Person, die mit „Liebe Grüße von unbekannt“ unterzeichnet hat, wohl recht. Doch nimmt man Menschen ernst, die nicht mal selbst wissen, wer sie sind? Unwahrscheinlich!

Fakt ist jedoch der: Der Weihnachtsbaum wurde wohl nach Verfassen des Schreibens an den Sammelplatz gebracht, wo sich der Baum in Gesellschaft vieler anderer Bäume befindet. Die Mühe, das Schreiben vom Baum zu entfernen hat man sich nicht gemacht, denn es wurde am Sammelplatz gefunden. Schön in Folie, damit der Regen es nicht unleserlich macht.

An die/den unbekannte Verfasser/in des Schreibens viele Grüße und ein frohes neues Jahr.
Ihr Holger Knecht.