Kreis Bad Kreuznach: Kreisnotizen

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Zur Vorlesestunde vor Schülerinnen und Schülern in der Aula der Bethesda Schule besuchte Landrätin Bettina Dickes die Einrichtung.

Mit im Gepäck hatte die Landrätin das Buch von „Mama Muh“, einer Kuh, die unbedingt eine Wasserrutsche ausprobieren wollte. Sichtlichen Spaß hatten die aufmerksamen jungen Zuhörinnen und Zuhörer bei der lustigen Geschichte. Den Anlass des Besuchs der Bethesda Schule nutzte die Landrätin aber auch für ein ernsteres Thema, welches in den vergangenen Wochen für Verunsicherung sorgte: Den Fortbestand der Einrichtung. „Mir ist es sehr wichtig, dass die Sorgen über einen möglichen Verlust der Einrichtung ausgeräumt werden“, erklärte die Landrätin am Rande der Vorleseaktion. „Für alle Beteiligten muss Ruhe in die Diskussion kommen und die Sicherheit bestehen, dass es für Eltern, Schüler und Lehrpersonal wie gewohnt weiter geht“.

Im jetzt geführten Gespräch mit Dr. Klaus Doch, Geschäftsführer im Geschäftsfeld Leben mit Behinderung der Stiftung kreuznacher diakonie, verdeutlichte die Landrätin, dass der Landkreis die Schule nie fallen lassen würde. „Das Angebot für die Kinder und Jugendlichen, die ohnehin in ihrem Leben schon große Herausforderungen zu meistern haben, muss weiter bestehen bleiben. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, diese großartige Einrichtung im Rahmen meiner Möglichkeiten als Landrätin zu unterstützen“. Zugleich sei der Landkreis aber ohnehin in der Verantwortung, ein entsprechendes schulisches Angebot vorzuhalten. Dies wurde auch jüngst von der ADD so mitgeteilt.

Dabei ist es der Landrätin wichtig, dass die Schule auch weiterhin in der Trägerschaft der Diakonie verbleibt. „Hier sitzt ganz klar die Fachkompetenz. Wir als Landkreis sind aber gefordert, diese Schule künftig so zu behandeln, als wäre es unsere eigene“. Das bedeute, Liegenschaft, Sekretariate und Hausmeister würden künftig durch die Kreisverwaltung finanziert.

In den kommenden Wochen und Monaten werden laut Landrätin in Richtung eines künftigen gemeinsamen Weges Gespräche mit der Diakonie und den politischen Gremien des Landkreises erfolgen. Schon in einer der vergangenen Sitzungen teilte die Landrätin in nicht öffentlicher Sitzung dem Kreistag mit, dass hiermit zu rechnen sein wird. Bis Mai, so hofft sie, werde der Beschluss im Kreistag zur fachlichen und sachlichen Übernahme der Kosten erfolgen.

Bethesda-Schulleiterin Margarethe Mergen-Engelbert begrüßte die Initiative der Landrätin und die Zusicherung zur Unterstützung. Die Schule habe eine 116-jährige Tradition, die so unter dem Dach der Diakonie, dank der Unterstützung des Landkreises, weiter gehen könne. Auch Bettina Tschirschwitz vom Schulelternbeirat zeigte sich nach dem gemeinsamen Gespräch erleichtert. „Wichtig ist die Sicherheit für die Eltern unserer besonderen Kinder, dass die Schule hier bestehen bleibt“.

Hintergrund: Die Bethesda Schule befindet sich in Trägerschaft der Diakonie. Der Betrieb der Schule führt aber zu einer Unterdeckung, die bislang durch Querfinanzierungen mit anderen Zweigen der Diakonie aufgefangen werden konnte. Die Pauschalen des Landes, die diese Querfinanzierung ermöglichten, fallen aber durch das neue Bundesteilhabegesetz (BTHG) und der damit einhergehenden personenzugewiesene Förderungen weg. Ein Weiterbetrieb im bisherigen Stil ist für die Diakonie daher nicht möglich, weshalb diese auf die Landrätin zukam.

Prinzipskizze von 1821 verdeutlicht damalige Wohnsituation im Bereich Holzmarkt

Bevor das Stadtarchiv ins „Haus der Stadtgeschichte“ umzieht, stellen wir wöchentlich unter der Rubrik „Demnächst im Haus der Stadtgeschichte“ ein Objekt daraus vor. Im 36. Teil: Eine Prinzipskizze von 1821 beweist, wo Friedrich Christian Laukhard in Kreuznach tatsächlich lebte

Am 26. Januar 1821 wurden die Anwohner der Hundsgasse (ab Dez. 1880 Gerbergasse) eingeladen, am 31. Januar nachmittags um 4 Uhr ins Stadthaus zu kommen. Hauptanlass war der öffentliche Verkauf von Teilen des alten verfüllten Stadtgrabens, eines geräumigen Platzes, der teils als Zimmerplatz und teils zur Aufbewahrung von Straßendung genutzt wurde. Im Vorfeld der Versteigerung hatte Renovator Wenzel einzelne Loose vermessen. Die zu veräußernden Stücke lagen hinter den in der Hundsgasse an der alten Stadtmauer stehenden Gebäuden und orientierten sich an der Breite der Häuser.

Die stark vereinfachte mit schwarzer und roter Tusche gefertigte Handskizze vermittelt dem Betrachter einen Überblick über die räumlichen Zusammenhänge des Gebietes im Bereich des heutigen Holzmarktes

Dargestellt sind laut Beschreibung: „A. Rüdesheimer Thor; B. Hauptstraße durch die Stadt nach Bingen; C. Hundsgasse; D. Stadtgraben oder Zimmerplatz: wovon die Rede ist.

Die veräußerten Plätzchen sind mit ihren Loos Nummern bezeichnet; E. Freyer Platz auf welchem der Brunnen G steht; F. Wohnhaus des Hafner Fuchs; G. Brunnen; H. Garten der Ww. Macher; I. Andres Privat Eigenthum; K. Weg zum Wasserteiche; L. Eigenthum der Ww. Macher.

Das Gebäude Nr. 12 gehört ihr ebenfalls. M. Häuser und Gärten von Privaten; N. Wohnung des Bäcker Drees; O. Wohnung des Brand“. In einer beiliegenden Liste werden die Besitzer der nummerierten Hausplätze aufgeführt. Rechts und links von L, mit den Nummern 19 und 1, liegen Gebäude der Witwe Peter Macher. Es folgen entlang der Hundsgasse bis 17 aufsteigend die Besitzer der dortigen Häuser: Philipp Geyer (2), Johannes Genß, Heinrich Dietz, Philipp Geyer, Franz Eberhard Ww. mit Wilhelm Quadro (6), Johannes Schuck mit Bamberger, Sebastian Diel, Friedrich Wallauer, Heinrich Scheiben (Ww.), Nicolaus Speh, Nicolaus Stauth, Joseph Ulrich (13), Barthel Hangen mit Christoph Wöllstein, Wilhelm Nau und Huther, Adam Saam und Heinrich Kaufmann sowie das Haus von Henrich Brand (17), das an der heutigen Hochstraße liegt.

Auch Loos Nr. 18, das nicht bebaut werden durfte, erwarb Brand. „Nach der Stadt hin“, so die Niederschrift des Versteigerungsprotokolls, „bildet die einerseits von der Ecke des Wohnhauses des Bäcker Leonhard Drees nach der Ecke des Hauses von Häfner Fuchs und anderseits von der Front des Brand´schen Wohnhauses, das das Eckhaus am Rüdesheimer Tor bildet, zur Hauptstraße gezogenen geraden Linie, die Grenze“.

Diese Beschreibung definiert die Festlegung des künftigen Straßenverlaufs. Die einfache Handzeichnung stellt die räumlichen Zusammenhänge im Gebiet des Rüdesheimer Tores – des heutigen Holzmarktes dar. Zusammen mit der dem Versteigerungsprotokoll beigefügten Liste der Hauseigentümer kann festgestellt werden, wer 1821 in welchem Haus entlang der Hundsgasse vor der alten Stadtmauer wohnte. Im unteren Viertel des Plans ist der Garten des Herrn Hessel eingezeichnet. Dieser ist rechts von dem Weg in den Bangert und links von der Hauptstraße, die von Sobernheim nach Bingen führte, umschlossen. Heute sind das die Dessauer- und die Rüdesheimerstraße. 1821 stand im heutigen Bereich des Holzmarktkreisels zudem ein Schwengelbrunnen. Die Besonderheit des Plans aber liegt darin, dass damit zweifelsfrei der Ort lokalisiert wird, wo Friedrich Christian Laukhard zum Zeitpunkt seines Todes lebte; das Haus des Häfners Fuchs (F). Heute steht dort die „Neue Apotheke am Holzmarkt“ (Dessauerstraße 1).