Frankenthal: Stadtnotizen

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Stadtbücherei Frankenthal

Lebendige Bücher beantworten Fragen: Veranstaltungsreihe „Lebende Bibliothek – Begegne deinem Vorurteil“ am 28. November in der Stadtbücherei Frankenthal

Welche Gemeinsamkeiten haben eine Ausländerin mit Kopftuch, ein Rollstuhlfahrer und ein Homosexueller? Ihnen und vielen anderen Menschen werden im Alltag häufig Vorurteile und vorgefertigte Meinungen entgegengebracht. Eine Meinung hat man sich schnell gebildet, aber wie ist es, wenn man seinem „Vorurteil“ in der Realität begegnet?

Die „Lebende Bibliothek“ in der Stadtbücherei bietet am Mittwoch, 28. November, um 17 Uhr mehr als 80 Frankenthaler Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, mit den Menschen zu sprechen – und nicht über sie. Zehn „Lebende Bücher“ kommen in die Stadtbücherei Frankenthal, um Fragen zu beantworten und Gespräche zu führen.

Das Konzept der „Lebenden Bibliothek“ ist einfach: Wie in einer Bibliothek Bücher von Menschen entliehen werden, so werden bei der „Lebenden Bibliothek“ Menschen als Bücher „entliehen“. In kleinen Gruppen stellen sich die „Bücher“ den Fragen der Leserinnen und Leser und erzählen von Erlebnissen und Erfahrungen aus ihrem Leben. Vor allem geht es darum, miteinander statt nur übereinander zu reden, auch über Erfahrungen von Benachteiligung und Diskriminierung. Dabei sollen und dürfen Klischees und Vorurteile offen angesprochen werden. Ziel ist es, die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt in ungewöhnlicher Form für Schülerinnen und Schüler erlebbar zu machen und aktiv Stereotype und Vorurteile abzubauen. Die „Lebenden Büchern“ in Frankenthal sind blind, homosexuell, haben das Borderline-Syndrom, leben als Mann in Frauenkleidern oder haben einen Bauwagen als Zuhause gewählt.

Sven Rasch und Bernhard Unterholzner vom Netzwerk ROPE e.V. werden die Veranstaltung in der Stadtbücherei als „Bibliothekare“ begleiten. Der Darmstädter Bildungsverein ROPE hat seit 2010 sechzehn „Lebende Bibliotheken“ organisiert, war an „Living Libraries“ in Polen und Tschechien beteiligt und veranstaltete einen internationalen Trainingskurs für Multiplikator*innen. Weitere Infos über das Netzwerk ROPE sind auf der Homepage www.network-rope.org zu finden.

Die geschlossene Veranstaltung wird unterstützt vom Förderverein der Stadtbücherei und vom KIWANIS-Club Frankenthal.

Über das Format „Lebende Bibliothek“ Die „Lebende Bibliothek“ wurde erstmals im Jahr 2000 in Dänemark veranstaltet und ermöglicht Begegnungen zwischen Minderheiten und Menschen, die zur Mehrheitsgesellschaft zählen. In einer Art Spiel schlüpfen Personen in die Rollen von „Lebenden Büchern“ bzw. „Leser*innen“. Das Format ist darauf angelegt, Vorstellungen und Einstellungen der Mehrheitsgesellschaft zu verändern, und dadurch langfristig diskriminierende Verhaltensweisen gegenüber Minderheiten abzubauen.

Die „Lebenden Bücher“ sind Menschen, die sich für Gespräche zur Verfügung stellen. Setting und formaler Ablauf der Veranstaltung sind über eine „Bibliotheksordnung“ geregelt und garantieren einen geschützten Raum für Begegnung und Dialog. Wie in jeder Bibliothek können sich die Leserinnen in einem „Katalog“ über die Bücher informieren. Bei Interesse können sie die Bücher dann für einen begrenzten Zeitraum, meist 30 Minuten, für sogenannte „Lesungen“ bestellen. Leserin und Buch unterhalten sich: In der Regel erzählen die Bücher von ihren Erfahrungen und die Leser*innen stellen Fragen, auch solche, die sie bisher vielleicht nie stellen konnten.