Baustelle Schiff Mainz
Links ragen die 21-Meter-langen Spundwände aus dem Wasser. In der Mitte steht der im Boden verankerte Ponton mit dem Bagger, von dem aus die Arbeiten durchgeführt werden. Rechts liegt das Schiff, das Baumaterialien andient, wie z.B. die Spundwände. (Foto: Projektbüro „Jäger der versunkenen Lok“)

Mainz – Viele kleine und große Maßnahmen sind nötig, um die historisch und industriekulturell bedeutsame Lok mit dem schicksalhaften Namen „Rhein“ zu bergen.

Zunächst wurde Ende August bereits eine Buhne, also ein zwei Meter hoher Steinwall, im Rhein abgetragen, unter der die Fundstelle der Lok liegt. 50 Meter vor dem Rheinufer haben die Lok-Jäger Horst Müller, Uwe Breitemeier, Volker Jenderny und der Geophysiker Prof. Dr. Bernhard Forkmann den sechs Meter langen Eisenkörper mittels Magnetmessungen gefunden.

Anfang September wurde ein Ponton, also eine Plattform, im Rhein verankert. Auf diesem Ponton steht der Spezialbagger, der die Aushubarbeiten vornimmt und die Spundwände in den Flussboden geschlagen hat. 21-Meter-lange Eisenbalken hat das Bergungsunternehmen OHF dafür zunächst in den Rheinboden gerammt, um anschließend die 30 Meter langen Spundwände zu errichten. 200 Tonnen Stahl kommen hier zum Einsatz. So wird der Fundort während der Bergung vor der Strömung des Rheins geschützt. Dies ist nötig, um die Industrietaucher während ihrer Arbeit zu schützen und um zu verhindern, dass die Kiesmassen nach dem Aushub zurückgespült werden.

Der Spezialbagger mit Greifzange wird 3.000 Tonnen Kies, Sand und Geröll aus dem Weg schaffen, die die Lok bedecken. Mitte September werden die Baggerarbeiten bereits eine Tiefe von vier Metern erreicht haben.

„Wir wissen noch nicht, was wir bei den Baggerarbeiten genau finden. Es besteht die Gefahr, dass große Steine, Bäume oder Ähnliches das Vordringen zur Lok erschweren“,

sagt Wolfhard Neu vom Bergungsunternehmen.

Ende September geht es dann an die Feinarbeit: Industrietaucher legen die Lok mit Kiessaugern behutsam frei, um sie nicht zu beschädigen. Weiteren 2.000 Tonnen Material werden sie mit ihren Saugern zu Leibe rücken.

Anfang Oktober steht ein besonders spannender und spektakulärer Moment bevor: Der erste Sichtkontakt mit der Lok wird aller Voraussicht nach die eindeutige Identifikation ermöglichen.

„Aktuell basiert die Annahme, dass es sich tatsächlich um die Lok ‚Rhein‘ handelt, allein auf den Magnetresonanzbildern. Eine Überraschung beim Freilegen ist also noch möglich“,

sagt Tobias Bartenbach, Leiter des Projektbüros „Jäger der versunkenen Lok“. Volker Jenderny, Mitinitiator der Bergung vom Eisenbahnmuseum Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein, ergänzt:

„So ein Projekt macht man einmal in seinem Leben, ich bin gespannt wie Bolle, was wir da nun wirklich aus dem Wasser holen werden.“

Nach der Identifikation muss das Bergungsunternehmen entscheiden, wie der massige Metallkörper unbeschädigt aus dem Wasser gehoben werden kann.

„Wir werden die Lok mit Gurten heben oder eine Palette darunter schieben. Dabei müssen wir beachten, dass die Lok nicht abrutschen und zurück in den Rhein fallen kann“,

sagt Wolfhard Neu.

Es bleibt also spannend in den letzten 40 Tagen bis zur Bergung der ältesten im Original erhaltenen Dampflok Deutschlands am 21. Oktober 2018.