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,Rock gegen Rechts‘: Frankfurt setzt ein Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus

Am Samstag, 1. September 2018, haben Tausende Frankfurter bei „Rock gegen Rechts“ ein musikalisches Zeichen für Vielfalt und gegen Rassismus gesetzt. „Im Januar 2015 waren 16.000 Menschen auf dem Römerberg und haben Fragida verhindert. Das war ein stolzer Tag für unsere Stadt. Das Konzert ,Rock gegen Rechts‘ ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für das friedliche und solidarische Zusammenleben in Frankfurt. Die Vielfalt macht uns erfolgreich. Wer das in Frage stellt, sägt den Ast ab, auf dem wir alle sitzen“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann während der Veranstaltung.

Zwischen 12 und 22 Uhr sind auf dem Opernplatz neben DJ Shantel unter anderem auch die Musikerinnen Sookee, Fee und Baby Shoo, das Frankfurter Hip-Hop-Duo Azzis mit Herz sowie Frankfurter Schulbands aufgetreten. Rund 90 Organisationen wie der Paritätische Wohlfahrtsverband, die GdP, der Stadtschülerrat, die Jüdische Gemeinde und die Stadtversammlung der Katholiken haben die von der Stadt Frankfurt finanziell geförderte Veranstaltung gemeinsam organisiert. Neben dem Oberbürgermeister sowie Integrations- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber sprach auch Haupt-Organisator, Frankfurts DGB-Chef Philipp Jacks, zum Publikum. Ebenso waren die Bundestagsvizepräsidentinnen Petra Pau (Linke) und Claudia Roth (Grüne) anwesend.

„Rock gegen rechts steht in einer großen Tradition antifaschistischer Kulturprojekte. Musik verbindet und war immer ein bedeutender Teil der Friedensbewegung. Mein Dezernat und ich unterstützen die Veranstaltung deshalb gerne und voller Stolz“, sagte Integrations- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber. Gerade jungen Menschen werde hier von ihren Vorbildern gezeigt, dass es sich lohnt, zusammenstehen und immer wieder den Mund aufzumachen gegen Fremdenhass und für Frieden und eine gerechte Gesellschaft. „Denn nicht nur die braunen Schlägertrupps und ihre politischen Unterstützer sind eine Gefahr. Auch jene, die Gewalt, Rassismus und Mobbing schweigend zur Kenntnis nehmen, tragen eine Mitverantwortung. Deswegen stellen wir uns ihnen heute entgegen und wir hören morgen nicht damit auf“, sagte Weber.

Die große Feier der Vielfalt fand in diesem Jahr vor einem ernsten Hintergrund statt: „Geistige Brandstifter und rechte Populisten stellen unsere offene Gesellschaft in Frage. Das lassen wir in Frankfurt nicht zu. Vielfalt, Respekt und Emanzipation – dafür stehen wir! Meine Botschaft lautet: Ja, die Mitläufer und Verirrten wollen wir erreichen. Doch zugleich ist auch klar: Es gibt keine Entschuldigung für menschenfeindliche Gesinnung!“, sagte Frankfurts Stadtoberhaupt.

Während in manchen deutschen Städten antidemokratische Parolen gegrölt und Andersdenkende verfolgt werden, sendet Frankfurt mit „Rock gegen Rechts“ ein deutliches und lautstarkes Zeichen, dass Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Respekt die Schlüssel für eine funktionierende Zivilgesellschaft sind. „Frankfurt ist eine wohlhabende Stadt, deren Reichtum auch darauf zurückzuführen ist, dass hier jeder ein Zuhause findet, der sich an die Spielregeln des friedlichen Zusammenlebens hält. Ich muss gestehen, ich war schockiert, als ich vor einigen Tagen im Fernsehen die Bilder der Jagdszenen aus Chemnitz gesehen habe. Ich wünsche mir, dass auch andernorts eine klare Haltung gezeigt wird und wir alle gemeinsam Rassisten klar und deutlich die Rote Karte zeigen“, forderte Oberbürgermeister Feldmann.


Clemens Meyer ist neuer Stadtschreiber von Bergen

In der Literaturszene ist die Position eine große Auszeichnung. „Man muss den Eindruck haben, die halbe Prominenz deutscher Gegenwartsliteratur war schon als Stadtschreiber in Bergen-Enkheim“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Übergabe der Stadtschreiberrolle am Freitag, 31. August. Schriftsteller wie Wolfgang Koeppen, Peter Härtling, Herta Müller — sie alle waren bereits einmal Stadtschreiber im Frankfurter Stadtteil. Nun gab Thomas Melle den Schlüssel für das Stadtschreiberhaus symbolisch weiter an Clemens Meyer. „Wir sind gespannt, welche Geschichten Sie hier in unserer Stadt aufschreiben werden, welche Erfahrungen Sie machen werden“, so der Oberbürgermeister zum neuen Preisträger. Frankfurt sei keine typische deutsche Stadt, sondern von vielerlei Kulturen geprägt — und anders als andere große Metropolen gebe es hier keine Segregation, dafür aber Gegensätze, ein spannendes Feld für einen Schriftsteller. Ortsvorsteherin Renate Müller-Friese sagte, Meyer gehöre zu den prägenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur.

Für Meyers Vorgänger Thomas Melle ging das Jahr rasch vorüber, wie er in seiner Abschiedsrede bekannte: „Es war die relative Kürze der Zeit spürbar“, sagte er. Das Lokal „Zur Alten Post“ werde er vermissen, die Streuobstwiesen, dort, so Melle, sei die Zeit ganz bei sich. Und schließlich: „Es ist Zeit für mich, zu gehen. Ich danke Ihnen für das Jahr, das ich bei Ihnen verbringen durften.“

Die Festrede hielt der Feuilletonjournalist Lothar Bisky. Er widmete sich ebenfalls dem ganz bestimmten Zeitgefühl in einer Großstadt, ihrer Hektik vor einer „Kulisse der Selbstverwirklichung“. Dahinter stünde auch die Politik, der gesellschaftliche Ausgleich, der Zeit brauche in einer Demokratie, „mit vielen kleinen Maßnahmen werden große Probleme unserer Zeit bekämpft“. Bisky sprach sich dafür aus, für die Gemeinwesen mehr Geld zu investieren, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. „Gewiss, eine Mietpreisbremse ist gut, aber ohne kommunalen Wohnungsbau im großen Stil wird es nicht gehen“, sagte er. Was es für eine lebenswerte Stadt braucht? „Engagierte Bürger und eine gehörige Portion Coolness.“

Die bewies zum Abschluss Clemens Meyer, der in alter Cut-up-Manier mehr eine Performance denn eine Antrittsrede ablieferte. Er sagte aber auch: „Orte, wo die Literatur eine Rolle spielt, scheinen nicht mehr zu existieren.“ Bergen-Enkheim sei damit so etwas wie Utopia. Und in diesem Utopia wird Clemens Meyer nun ein Jahr verbringen, um seinen Roman voranzubringen.