Ludwigshafen: Das Bistum Speyer startet einen Visionsprozess

Diözesanes Forum beschließt die Entwicklung einer Vision, die das Bistum in das Jahr 2030 führen soll – Die zentrale Frage lautet: Wozu ruft Gott die Kirche von Speyer heute?

Podium (Foto: Bistum Speyer)
Podium (Foto: Bistum Speyer)

Ludwigshafen – Das Bistum Speyer startet einen Visionsprozess: Das hat das Diözesane Forum bei seiner neunten Zusammenkunft heute in Ludwigshafen beschlossen. „In einer Zeit verstärkter Richtungsdebatten in Gesellschaft und Kirche wollen wir uns tiefer darüber klar werden, wofür wir als Kirche da sind und was unsere Sendung ist“, erklärte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Das diözesane Forum setzt sich aus den Mitgliedern der diözesanen Räte zusammen und ist derzeit das zentrale Beratungsgremium im Bistum Speyer.

„Mit der Entwicklung einer Vision stellen wir uns der Frage, was uns in die Zukunft hinein tragen und motivieren kann“, beschrieb Bischof Wiesemann das Ziel der Visionsentwicklung. Viele Gemeinden seien derzeit auf dem Weg, zusammen mit ihrem pastoralen Konzept auch eine Vision für die Seelsorge zu entwickeln. „Es ist wichtig, dass dieser Prozess von unten beginnt und aus den konkreten Erfahrungen der Gemeinden erwächst“, so Bischof Wiesemann. Er versteht die Visionsentwicklung als einen Beitrag zu der „missionarischen Umgestaltung der Kirche“, wie sie von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Evangelii gaudium“ beschrieben wird. Es gehe darum, Kirche neu zu denken und sie von „der leidenschaftlichen Vision Gottes her neu auszurichten“.

Die Vision für das Bistum Speyer soll in den kommenden drei Jahren unter Mitwirkung aller Interessierten aus Pfarreien, Verbänden und der Gesellschaft entwickelt werden und für Zukunftsentscheidungen bis etwa ins Jahr 2030 leitend sein. „Wir wollen hinhören, wozu Gott die Kirche von Speyer heute ruft und welche Veränderungen dazu notwendig sind“, erläuterte Domkapitular Franz Vogelgesang das geplante Vorgehen. Als ersten inhaltlichen Impuls stellte Bischof Wiesemann zwölf mögliche Leitsätze vor, die auf einer Klausur des Allgemeinen Geistlichen Rats im vergangenen Jahr entstanden sind. „Sie können möglicherweise als Anregung für die Diskussion dienen“, so Wiesemann. Für die genauere Ausgestaltung des Prozessgeschehens wurde eine Lenkungsgruppe eingesetzt, bestehend aus Generalvikar Andreas Sturm, Christine Lambrich, Heike Vogt, Gabriele Heinz, Theo Wieder, Dr. Peter Hundertmark und Dr. Thomas Kiefer.

Diözesanes Forum verständigt sich auf Satzung für künftige Diözesanversammlung

Ein weiterer Schwerpunkt des diözesanen Forums war die Beratung der Satzung für eine neu zu bildende Diözesanversammlung. Sie soll als synodales Beratungsgremium auf Diözesanebene die Themen und Anliegen der verschiedenen diözesanen Gremien zusammenführen und zugleich die Aufgaben des Diözesanpastoralrats wahrnehmen. „Mit der Diözesanversammlung wollen wir die positiven Beratungserfahrungen der diözesanen Foren verstetigen“, erklärte Generalvikar Andreas Sturm. Auch aus Sicht von Bischof Wiesemann haben die diözesanen Foren viel zur Vertrauensbildung in der Diözese in den vergangenen Jahren beigetragen. Der Satzungsentwurf für die Diözesanversammlung bot Anlass und Stoff für grundsätzliche Klärungen, zum Beispiel hinsichtlich der Aufgaben, der Rechte und der Zusammensetzung der Diözesanversammlung. Klar wurde im Lauf der Diskussion: Die Diözesanversammlung soll die großen Linien beraten, ohne sich – wie von einem Forumsteilnehmer formuliert – in „kleinkarierte Kasuistik“ zu verzetteln.

Die meisten Änderungsanträge betrafen die Zusammensetzung des Gremiums. Das diözesane Forum einigte sich am Ende der Beratung darauf, zusätzlich zu den Mitgliedern des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates, des Katholikenrates auch Vertretern der ständigen Diakone, der Pastoral- und Gemeindereferenten, der Ordensleute, des Diözesansteuerrates und des Caritasverbandes in der künftigen Diözesanversammlung Sitz und Stimme zu geben. Um mehr Raum für innovative Ideen und missionarische Offenheit zu schaffen, wurde in der Satzung darüber hinaus die Möglichkeit vorgesehen, bis zu sechs Personen von der Diözesanversammlung hinzu zu wählen und bis zu drei weitere Personen durch den Bischof zu berufen. Die Diözesanversammlung soll mindestens einmal im Jahr tagen. Unterjährig soll ein Hauptausschuss die Aufgaben der Diözesanversammlung wahrnehmen. Der vierköpfige Vorstand der Diözesanversammlung wird sich aus einer oder einem Vorsitzenden der Diözesanversammlung, dem Generalvikar des Bistums sowie zwei weiteren aus der Diözesanversammlung gewählten Personen zusammensetzen. Als Termin für das Inkraftsetzen der Satzung der Diözesanversammlung empfahl das diözesane Forum, zunächst die Wahl der neuen Pfarrgremien im kommenden Jahr abzuwarten. Die Konstituierung der Diözesanversammlung könnte somit im Sommer des Jahres 2020 erfolgen.

Wie können Gemeindestrukturen in Pfarreien verändert werden?

Die Arbeitsgruppe Gemeindebildung informierte die rund 75 Forumsmitglieder über die Möglichkeit, im Zusammenhang mit der Pfarrgremienwahl 2019 die Gemeindestruktur in den Pfarreien auf den Prüfstand zu stellen. Das Seelsorgekonzept der Diözese sieht die Option zum Zusammenschluss, zur Teilung oder zur Auflösung von Gemeinden innerhalb einer Pfarrei vor. Wichtige Kriterien des „Gemeinde-Seins“ sind unter anderem die regelmäßigen Feiern von Gottesdiensten, Angebote der Glaubensweitergabe sowie die Bildung eines Gemeindeausschusses. Beschließt ein Pfarreirat, die Gemeindestruktur nicht zu überprüfen, bleibt die bisher geltende territoriale Ordnung bestehen. Beauftragt der Pfarreirat jedoch die Gemeindeausschüsse mit einer Überprüfung, soll in den Gemeinden über eine eventuelle Neuordnung beraten werden. Entsteht daraus ein Vorschlag für eine neue Struktur innerhalb der Pfarrei, liegt die Entscheidung darüber wiederum bei dem jeweiligen Pfarreirat. Rechtsverbindlich wird die Änderung der Gemeindestruktur mit der Inkraftsetzung durch den Bischof.

Zum Thema Bildungshäuser kündigte Generalvikar Andreas Sturm an, dass im Hinblick auf die Zukunft der verschiedenen Häuser ein Konzept erstellt werden soll. Das erfordere jedoch noch Zeit: „Wir wollen nichts übers Knie brechen“.

Diözesaner Katholikentag 2019 in Kaiserslautern

Domkapitular Franz Vogelgesang stellte die Planungen für die zukünftigen diözesanen Katholikentage vor. Der nächste Katholikentag wird am 15. September 2019 unter dem Motto „Weite(r)denken“ auf dem Gelände der Landesgartenschau in Kaiserslautern stattfinden. „Der Ort liegt in der Mitte des Bistums und ist verkehrstechnisch gut zu erreichen“, erklärte der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. Für die Ortswahl spreche außerdem, dass das Gelände vielfältige Möglichkeiten für das geplante Programm des Tages biete. Vorgesehen ist, dass der Tag mit einem Pontifikalamt beginnt, anschließend drei Foren zum Thema des Tages stattfinden, ein Markt der Möglichkeiten und ein Gottesdienst den Tag beschließen. Den Eintritt übernimmt für alle Gäste zum Katholikentag das Bistum Speyer. Bereits am Vortag ist eine Werbeaktion zu der Veranstaltung in der Fußgängerzone von Kaiserslautern geplant. Das Konzept sieht außerdem vor, dass der Katholikentag ab 2019 alle zwei Jahre jeweils am dritten Sonntag im September stattfinden soll.

Entwicklung der Kirchensteuer und des kirchlichen Lebens im Bistum

Diözesan-Ökonom Peter Schappert präsentierte den Mitgliedern des Diözesanen Forums Ergebnisse aus einer Studie des „Forschungszentrums Generationenverträge“ der Albert Ludwig Universität Freiburg, die unter anderem Informationen zur Entwicklung der Katholikenzahl und zur Kirchensteuer im Bistum Speyer in den letzten Jahrzehnten enthält. „Es ist ein konstantes Absinken der Katholikenzahl festzustellen“, erklärte Schappert und betonte, dass sich dieser Trend nach Einschätzung der Experten auch in Zukunft fortsetzen werde. „Wir müssen damit rechnen, dass zwischen 2025 bis 2030 die Anzahl aller Christen in Deutschland weiter sinkt und insgesamt einen Wert von unter 50 Prozent Anteil an der Bevölkerung erreichen wird“. Auch das Aufkommen an Kirchensteuer werde weiter sinken. Der Anteil der Kirchensteuer an den gesamten Steuerfällen werde von Jahr zu Jahr weniger, auch wenn in diesem Jahr dank der guten Konjunktur mit einem leichten Anstieg der Steuereinnahmen gerechnet werde. Angesichts dieser Langzeitprognosen sei es notwendig gegenzusteuern.

Diözesanes Forum mit Zeiten der Stille, der Betrachtung und des Gebets

Sachliche Debatten wechselten sich beim diözesanen Forum mit Zeiten der Besinnung und des Gebets ab. Die Beratung am zweiten Tag wurde mit einem Bibel-Teilen eröffnet, den Abschluss bildete ein Gottesdienst mit Bischof Wiesemann. Er zog ein positives Fazit der Veranstaltung. „Wir schaffen es, kontrovers zu diskutieren, und am Ende der Beratung in großer Einmütigkeit zu Ergebnissen zu kommen“, hob er in seinem Schlusswort hervor. „In unserem Miteinander ist ein guter Geist spürbar, das ist ein großes Geschenk.“

Das nächste diözesane Forum tagt am 17. August 2019.