Peter Kiefer (links) ist gespannt auf die Daten der Straßenzustandserfassung in Kaiserslautern (Foto: Stadtverwaltung Kaiserslautern)
Peter Kiefer (links) ist gespannt auf die Daten der Straßenzustandserfassung in Kaiserslautern (Foto: Stadtverwaltung Kaiserslautern)

Kaiserslautern – Ganze hundert Augen wie sein Namensgeber aus der griechischen Mythologie hat es zwar vermutlich nicht, aber es ist dennoch ein beeindruckendes Stück Technik, was da am Dienstagmorgen auf dem Rathausvorplatz stand:

Das „Argus“ genannte Messsystem des TÜV Rheinland (Schniering GmbH). Der mit Messtechnik vollbepackte Kleinbus wird in den kommenden Wochen im Auftrag des Referats Tiefbau eine komplette Zustandserfassung aller Lautrer Straßen vornehmen.

„Wie bereits bei der letzten Gesamterfassung werden wir das gesamte 380 Kilometer lange Straßennetz anhand optischer Merkmale in fünf Zustandsklassen einteilen“,

erklärte Baudezernent Peter Kiefer bei der Präsentation des Fahrzeugs. An vielen Stellen seien die Straßen nicht in einwandfreiem Zustand. Schlaglöcher, Risse, Spurrinnen, Flickstellen, teilweise sei die gesamte Oberfläche beschädigt.

„Hier muss etwas getan werden, und die Stadt tut das auch. Um zu ermitteln, wo man als erstes tätig werden muss, muss aber zunächst eine objektive Analyse her und die gehen wir jetzt an“,

so der Beigeordnete. Die letzte Erfassung dieser Art habe 2014 stattgefunden, da aber nur in den Ortsbezirken. Die letzte Erfassung für die Gesamtstadt liege bereits sieben Jahre zurück. Die Zustandserfassung erfolgt mit sogenannten schnellfahrenden Messsystemen. Das Argus-Messfahrzeug mitsamt seinen komplexen Auf- und Anbauten wie Kamerasystem und Laser kann mit dem Verkehr mitrollen und bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h objektive, präzise und multifunktionale Ergebnisse liefern. Das System erfasst während der Fahrt über die Straße Unebenheiten durch oberflächenabtastende Laserdistanzsensoren, und zugleich die Substanzmerkmale der Straßenoberfläche durch digitale Strecken- und Oberflächenbilder. Zuvor wurden das zu befahrende Straßennetz und die dazu gehörenden Grunddaten in ein georeferenziertes Modell umgewandelt, so dass jeder erfasste Datensatz örtlich genau zugeordnet werden kann.

„Die Erfassung ist der erste Schritt eines Erhaltungsmanagementsystems, dessen Ziel es ist, eine Bedarfsprognose für alle Straßen der Stadt zu haben, Erhaltungsmaßnahmen zu priorisieren und zu koordinieren“,

erläutert Peter Kiefer. Das beinhalte, so der Beigeordnete, ausdrücklich auch den finanziellen Aspekt.

„Es wird damit möglich sein, den längerfristigen Finanzbedarf für den Straßenerhalt darzustellen und verschiedene Budgetszenarien aufzustellen“.

Ausgehend von den Daten aus der Zustandserfassung werden die Straßen zunächst in sogenannte Zustandsklassen von 1 bis 5 eingeteilt. Die Zustandsklasse 1 entspricht einer neu gebauten Straße, bei Zustandskasse 5 besteht unmittelbarer Handlungsbedarf für eine Instandsetzung. Für die Prioritätenreihung der Straßen werden neben dem Straßenzustand zukünftig aber auch noch andere Kriterien herangezogen, z.B. ob auf dem Straßenzug ÖPNV fährt, ob Radverkehrsrouten vorhanden sind oder ob öffentliche oder kulturelle Gebäude entlang des Straßenverlaufs liegen.

Das Ergebnis der Erfassung soll Ende August vorliegen, danach erfolgt die Auswertung durch ein eigens beauftragtes Büro. Auf Wunsch des Stadtrates soll das Gesamtergebnis noch vor Beginn der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2019/2020 vorliegen, um den nötigen Investitionsbedarf abschätzen zu können.