Neckar-Odenwald-Kreis: Getreideernte 2018 – Zu früh, zu trocken und bis zu 25 Prozent unter dem Durchschnitt

Mähdrescher bei der Rapsernte (Foto: Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis)
Mähdrescher bei der Rapsernte (Foto: Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis)

Mosbach – Die Landwirte im Neckar-Odenwald-Kreis sind ebenso wie viele ihrer Berufskollegen in anderen Regionen angesichts der ersten Ernteergebnisse mindestens ernüchtert, oftmals auch tief enttäuscht. In einer Erntebilanz bzw. -prognose geht der Fachdienst Landwirtschaft davon aus, dass die Erträge im Kreis deutlich unter dem langjährigen Mittel zurückbleiben werden und nur circa 75 bis 80 Prozent einer Durchschnittsernte eingefahren werden kann. Da keine Kosten eingespart werden können, sind die zu erwartenden Gewinneinbußen deutlich. Viele Ackerbauern werden im laufenden Jahr wohl kaum Gewinn machen, sofern sich nicht doch noch deutlich bessere Preise einstellen.

Das Vegetationsjahr war erneut von Witterungsextremen gekennzeichnet, die jetzt bei den Ernteerträgen zu Buche schlagen. Winterraps und Wintergetreide konnten im letzten Herbst noch rechtzeitig bei guten Bedingungen gesät werden, bevor es im Spätherbst und Winter dann sehr nass war. Rekorde bei den Temperaturen und Wärmesummen bei ungleich verteilten, aber insgesamt unterdurchschnittlichen Niederschlägen werden gemeinhin zwar als schönes Wetter empfunden, nicht aber in der Landwirtschaft.

Während die Wintergerste teilweise noch zufriedenstellende Erträge brachte, machte die Nässe dem Winterraps gerade auf den schwereren Böden zu schaffen, da die Wurzelentwicklung beeinträchtigt war. Im März, in dem meist der Wachstumsstart der Kulturen beginnt, kam dann noch ein überraschender Kälteeinbruch mit einer geschlossenen Schneedecke. Mit dem geradezu explosionsartigen Wachstum im April bei ungewöhnlich hohen Temperaturen setzte Wassermangelstress den Kulturen zu. Sehr unterschiedliche Niederschlagsmengen führten dann zu regional abweichenden Erträgen. Schwache Bestände mit über 50 Prozent Ertragsminderung sind auf trockenen Standorten vorwiegend im Bauland anzutreffen.

Insbesondere der Rapsertrag enttäuschte daher vielerorts. Nicht nur die Hitze und Trockenheit, sondern auch die mangelnde Nährstoffverfügbarkeit in den ausgetrockneten Böden führten zu verringerten Korngewichten und Pflanzenausfällen. Zudem ist 2018 ein starker Befall mit Stengelschädlingen zu beobachten. Die Käfer sind Anfang März in den Rapsbestand eingeflogen und konnten durch den Wintereinbruch Mitte März nicht mehr termingerecht bekämpft werden. Schneidet man die Rapsstengel auf, sind in 70 bis 80 Prozent der Stengel Fraßschäden der Larven zu erkennen. Dies hat zusätzlich zu einem gestörten Nährstofffluss von der Wurzel in das Korn geführt.

Beim Winterweizen, der wichtigsten Kultur im Kreis, sind ebenso deutliche Mindererträge zu erwarten. Während auf den besseren Böden die Bestände länger durchgehalten haben, waren auf den flachgründigen Baulandböden schon früher Ertragsschäden feststellbar. Die mangelnden Niederschläge haben zwar zu einer entspannten Krankheitssituation geführt, die gesunden Blätter sind dann aber regelrecht vertrocknet. Da über das grüne Blatt keine Photosynthese mehr stattfinden konnte, fehlt die Nährstoffeinlagerung ins Korn. Als Folge leidet nicht nur die Korngröße, sondern auch die Kornqualität.

Die Sommerkulturen werden zunehmend von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogen. Im Kreis hat die Sommerbraugerste große Bedeutung. Viele Bestände präsentieren sich aber viel zu dünn, da das fehlende Wasser zu Pflanzenausfällen geführt hat. Zudem werden bei unterdurchschnittlichen Erträgen erhöhte Eiweißwerte erwartet, was zu Preisabschlägen führt oder die Gerste kann nicht mehr als hochwertigere Braugerste vermarktet, sondern nur noch zu Futterzwecken verwendet werden.

Die späteren Kulturen Mais und Zuckerrübe konnten bisher noch am besten mit dem Wasserdefizit klarkommen, aber auch hier sieht man mittlerweile Stressymptome insbesondere auf den flachgründigeren Böden.

Auch bei den Futterbaubetrieben wird die Futterversorgung kritischer. Zwar war der erste Schnitt noch sehr gut und auch die Heuernte konnte mit guter Qualität eingebracht werden, allerdings fallen die weiteren Schnitte sehr mager aus.

Das Erntejahr 2018 wird den Landwirten daher als Dürrejahr in Erinnerung bleiben. Noch wesentlich gravierendere Trockenschäden gibt es allerdings in nördlichen und östlichen Regionen Deutschlands, wohingegen ganz im Süden zu viele Niederschläge zu Ernteeinbußen geführt haben. Die Landwirte hoffen nun, dass wenigstens die Produktpreise anziehen und dadurch eventuell ein Teil der Ertragseinbußen abgemildert werden kann. Schon jetzt ist aber klar, dass 2018 ein Verlustjahr für die Landwirtschaft sein wird.