Kreis Germersheim: Verbesserung der Palliativversorgung im Kreis Germersheim

Selbstbestimmung und Würde in der letzten Lebensphase: Neues Angebot SAPV bei Pflegekonferenz vorgestellt

Germersheim – Die meisten Menschen wünschen sich zuhause zu sterben, in der vertrauten Umgebung, im Kreise vertrauter Menschen. Die Realität ist jedoch ernüchternd: die überwiegende Mehrheit stirbt im Krankenhaus oder im Pflegeheim. Diese Diskrepanz und ein neues Palliativversorgungsangebot im Landkreis Germersheim waren Anlass, das Thema „Ganzheitliche Versorgung und Begleitung am Lebensende“ auf die Tagesordnung der letzten Kreispflegekonferenz zu setzen.

Seit Anfang 2018 bietet das Palliativnetz Süd- und Vorderpfalz in Trägerschaft der Diakonissen Speyer-Mannheim eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) für schwerkranke sterbende Menschen im Kreis Germersheim. Annette Becker-Annen, zuständig für die Leitung und Koordination des Palliativnetzes stellte zusammen mit dem ärztlichen Leiter Dr. Klaus Lander dieses Angebot den Mitgliedern der Pflegekonferenz vor.
„Zentrales Ziel der Regionalen Pflegekonferenz ist die Verbesserung der Zusammenarbeit aller professionellen und ehrenamtlichen Akteure sowie die Vernetzung vorhandener Angebote im Kreis, um in gemeinsamer Verantwortung für gute Lebens- und Versorgungsbedingungen von Hilfe- und Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen im Landkreis zu sorgen“, so der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Christoph Buttweiler in seiner Begrüßung.

Und genau diese Kooperation und Vernetzung seien wichtige Grundlagen für die wirkungsvolle Arbeit des SAPV-Teams, das auch für den Kreis Germersheim zuständig ist, so Annette Becker-Annen. Das multiprofessionelle Team ergänzt die Versorgung schwerkranker Menschen in der letzten Lebensphase durch die niedergelassenen Ärzte, Pflegedienste, stationäre Langzeitpflege und Hospizdienste. Der überwiegende Teil der Palliativpatienten wird durch die Haus- und Fachärzte und Pflegedienste ausreichend versorgt. Das SAPV-Team kommt erst zum Einsatz, wenn die Problemlagen und Bedürfnisse der Patienten so komplex sind, dass eine dauerhafte und frühzeitige palliativmedizinische Beratung und die ergänzende Mitbehandlung durch das spezialisierte Team erforderlich ist.

Primär geht es darum, möglichst lange die bestmögliche Lebensqualität und Selbstbestimmung des Menschen mit einer fortgeschrittenen lebensbegrenzenden Erkrankung zu erhalten, zu fördern und ihnen ein Leben zu Hause, in einem Pflegeheim oder in der stationären Behinderteneinrichtung und ein würdevolles Sterben zu ermöglichen. Mit der 24-stündigen Erreichbarkeit des SAPV-Teams an sieben Tagen der Woche und der vernetzenden Tätigkeit innerhalb des regionalen Palliativnetzes, können in Notfällen belastende und nicht gewünschte Einweisungen in Krankenhäuser vermieden werden. Aufklärung, Beratung und Anleitung von Patienten und deren Angehörige gehören ebenso zum Arbeitsalltag des SAPV-Teams.

„Wir sind eine Ergänzung, die den Patienten zugutekommen soll. Wir werden tätig, wenn der verordnende Arzt einschätzt, dass die unheilbare Erkrankung fortschreitet, eine Symptomlast vorliegt (wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen) und die Lebenszeit auf nur noch wenige Tage, Wochen oder Monate begrenzt ist,“ so Dr. Lander. Deshalb ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Akteuren im palliativen/hospizlichen Netzwerk unerlässlich.

Die Begleitung und Beratung der Sterbenden und der Familien wird weiterhin von ambulanten Hospizdiensten erbracht. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem SAPV Speyer-Germersheim dem Ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst im Kreis Germersheim bildet die Grundlage des gemeinsamen Versorgungsauftrags.
„Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung dient den schwerstkranken Menschen und Angehörigen als sehr gutes und wichtiges Angebot für eine individuelle und würdevolle Palliativversorgung. Die Möglichkeit dieser spezialisierten ambulanten Palliativversorgung ist vielen jedoch noch unbekannt. Daher sollten die Betroffenen informiert werden“, erklärte Sozialdezernent Buttweiler zum Abschluss der Pflegekonferenz.

Weitere Informationen zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) gibt es beim Palliativnetz-Süd- und Vorderpfalz, SAPV-Team Speyer-Germersheim, Hilgardstr. 26, 67346 Speyer, Tel. 06232/22-2288, sapv@diakonissen.de, www.diakonissen.de.