Somalische Kleinfamilie
Den Besuch von Susanne Syren und Jonas Blaesy (Sozialamt) nutzte die junge somalische Flüchtlingsfamilie mit ihrem Vermieter Erwin Elfeld für ein Erinnerungsfoto im Garten. (Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)

Bad Kreuznach – Ob es sich um die Bedienungsanleitung für die Waschmaschine dreht, das Fahrrad flott gemacht werden muss, wie der Müll getrennt wird oder ein Gang zu den Ämtern bzw. ein Einkauf im Supermarkt bevorsteht:

Für alle Fragen des Alltags der kleinen somalischen Flüchtlingsfamilie hat sie in ihrem Vermieter eine große Unterstützung mit Herz. Als Mubashir am 13. März zur Welt kam, war es Erwin Elfeld, der die junge Mutter mit dem Neugeborenen im Krankenhaus abholte. Auch den Wickeltisch für den Kleinen hat er angedübelt.

Im Dezember 2017 sind Ahmed Bashir Hassan (24) und Maqsud Mohammed Ismail in die 65 Quadratmeter große Einliegerwohnung im Agnesienberg gezogen. Die beiden flüchteten vor den Terrormilizen in Mogadischu (Somalia) nach Deutschland und lernten sich hier kennen. Das Asylverfahren der jungen Frau, ein Procedere über drei Jahre, ist mit der Anerkennung abgeschlossen. Sie lebte seit 2015 in einem Hotel, er kam 2016 in eine Männer-Wohngemeinschaft. Lange suchte die Familie mit der Unterstützung des Arbeitskreis Wohnen vom Ausländerpfarramt, dem Allgemeinen Sozialdienst des Sozialamts Bad Kreuznach, der Caritas und weiterer Anlaufstellen vergeblich eine bezahlbare Wohnung. In dem ehemaligen Kollegen, Erwin Elfeld war Leiter des städtischen Bauhofes, wurde der richtige Vermieter gefunden:

„Als wir von der Wohnungsnot für die Flüchtlinge hörten, haben wir uns entschlossen zu vermieten“,

so Erwin Elfeld. Nach dem Tod der Schwiegermutter im Jahr 2014 blieb die Einliegerwohnung möbliert. Bis Ende 2017 wohnte dort bereits eine geflüchtete Mutter mit ihrem Sohn.

In Bad Kreuznach gibt es für die Betreuung von Flüchtlingen ein gut funktionierendes Netz aus professionellen und ehrenamtlichen Helfern. Dazu gehört auch das Bon Café, ein Angebot des Ausländerpfarramtes des evangelischen Kirchenkreises an Nahe und Glan. Susanne Syren arbeitet dort und hat sich auch persönlich über das herzliche Miteinander der Elfelds mit ihren somalischen Mietern überzeugt.

„Es müssten sich noch mehr trauen, an Flüchtlingen zu vermieten“,

ermuntert sie andere, dem Beispiel der Elfelds zu folgen. Das Angebot an bezahlbarem Wohnraum deckt bei weitem nicht den Bedarf. Der Arbeitskreis Wohnen, ein Zusammenschluss von ehrenamtlich und hauptamtlich Aktiven in der Flüchtlingsarbeit, ist Anlaufstelle für viele wohnungssuchende Flüchtlinge. Auch Vermieter finden hier Unterstützung z.B. bei Sprachproblemen mit den Mietern.

„Wir versuchen gemeinsam den Menschen, die sich hier nicht auskennen, bei der Wohnungssuche zu helfen so gut wir können“,

so Syren weiter.

„Natürlich kommen wir dabei an unsere Grenzen. Weitere Mitstreiter sind deshalb ebenso willkommen wie Wohnungsangebote. Aktuell hat unser Arbeitskreis mehr als 80 Wohnungsgesuche registriert. Der Bedarf an günstigen Wohnungen ist also riesengroß.“

Ahmet hat mittlerweile fleißig Deutsch gelernt und die Theorie-Prüfung für den Führerschein bereits bestanden. Im Fitnesscenter hat er einige Freunde kennengelernt. Nun hofft er, eine Arbeit zu finden. Das Glück der jungen Mutter ist allerdings nicht ungetrübt. In Somalia lebt noch der sechs Jahre alte Sohn bei ihrer Mutter. Sie wünscht sich in Deutschland eine gute Zukunft für die ganze Familie.