Mannheim: Evangelische Kirche muss ihr Kita-Angebot um drei Gruppen reduzieren – Stadt prüft Lösungen, um Versorgung sicherzustellen

Mannheim – Die Evangelische Kirche in Mannheim unternimmt weitere Schritte, um die von ihr betriebenen 48 Kindertagesstätten auf den modernsten Stand zu bringen. Dabei werden stark sanierungsbedürftige Gebäude einer intensiven Prüfung unterzogen und Neukonzeptionen entwickelt. Im Zuge dieser Neuorientierung ist geplant, bis zum Jahr 2021 drei von derzeit 151 Gruppen zu schließen. „Wohl und die Bildung der Kinder in unseren Kindertagesstätten sind und bleiben eine zentrale Aufgabe der Kirche“, betont Dekan Ralph Hartmann. „Wir werden unsere starke Präsenz in Mannheim beibehalten. Kein Kind wird seinen Kita-Platz verlieren.“

Hintergrund der Gruppenreduzierung ist die bauliche Situation der betroffenen Kitas, deren hoher Sanierungsbedarf einen Neubau erfordert. Diese würden mit Eigenmitteln der Kirche und Zuschüssen der öffentlichen Hand finanziert. „In den zu treffenden Entscheidungen müssen alle Rahmenbedingungen – auch die öffentliche Förderung – sorgfältig abgewogen werden. Unsere finanziellen Mittel reichen nicht aus, um an zwei unserer Standorte mit gleichbleibender Gruppenstärke neu zu bauen“, erläutert Steffen Jooß, Direktor der Evangelischen Kirchenverwaltung.

„Wir investieren für den Betrieb und den Unterhalt unserer Kitas jährlich rund 3,5 Millionen Euro. Zusätzlich planen wir, in den nächsten sechs Jahren rund 20 Millionen Euro mit einem Eigenanteil von 9 Millionen Euro in die Kita-Gebäude zu investieren“, betont Jooß. „In den vergangen Jahren sind die Baukosten für öffentliche Gebäude durch gesetzliche Auflagen und die konjunkturelle Situation immens gestiegen“, so Jooß. „Leider übersteigen die Kosten für diese drei Kita-Gruppen unsere Möglichkeiten.“

Neuorientierung in Sandhofen, Friedrichsfeld und Jungbusch

Die eingruppige Kita Füllenweg in Sandhofen (Scharhof), die wirtschaftlich nicht tragfähig ist, wird zum 31. August 2021 geschlossen. Im Stadtteil Sandhofen bleibt die evangelische Kirche mit der dreigruppigen Kita Elstergasse sowie der zweigruppigen Kita Kirchgasse präsent. Das stark sanierungsbedürftige Gebäude in der Kirchgasse wird durch einen Neubau an gleicher Stelle für zwei Gruppen ersetzt.

Auch das Gebäude der viergruppigen Kita Wallonenstraße in Friedrichsfeld sei nicht mehr zu halten, informiert Jooß. Aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen könnte hier nur ein dreigruppiger Neubau realisiert werden. Diese Planungen werden in einigen Jahren umgesetzt.
In der Kita Hafenstraße soll eine Reduktion von drei auf zwei Gruppen erfolgen, da sich die dritte Gruppe in einem angrenzenden, sanierungsbedürftigen Extragebäude befindet und seit einigen Jahren immer wieder nicht ausreichend belegt ist.

Kein Kind, betont auch Jooß, werde durch diese Gruppenreduzierung seinen Kita-Platz verlieren. „Wir nehmen in diesen Kitas zu gegebener Zeit entsprechend weniger Kinder auf, so dass sich durch den Wechsel der Kinder in die Schule die Gruppenstärke organisch verändern wird.“

Stadt bedauert Entscheidung

„Die evangelische Kirche hat uns nun darüber informiert, dass sie keine Möglichkeit sieht, Ersatzneubauten für Kitas mit gleichbleibenden Gruppeanzahl in eigener Trägerschaft weiter zu verfolgen und zu realisieren. Wir bedauern die Entscheidung der evangelischen Kirche, mit der wir stets in positivem Kontakt stehen, sehr“, betont die zuständige Dezernentin Dr. Ulrike Freundlieb.

Die Stadt hat sich nach der Ankündigung der evangelischen Kirche unverzüglich auf die Suche nach Lösungen gemacht, um die Kindergartenversorgung in den betroffenen Stadtteilen – sowohl bezüglich der aktuellen Situation als auch mit Blick auf die zukünftige Versorgung – sicherzustellen. Die Stadt befindet sich derzeit in intensiven Gesprächen, um Träger für den Bau und Betrieb neuer Kindertagesstätten zu finden. Sollte dies nicht möglich sein, ist auch der Bau eigener Kitas möglich. „Derzeit ist bundesweit der Trend zu erkennen, dass sich freie Träger aus dem Bereich der Kita-Versorgung zurückziehen“, berichtet Freundlieb. Derzeit prüft die Stadt verschiedene Optionen. Sobald eine mögliche Lösung für die Kindergärten in Sandhofen und Friedrichsfeld gefunden ist, wird diese den entsprechenden politischen Gremien vorgestellt.

Um die künftige Planung zu erleichtern, wiederholt die Bürgermeisterin ihren Vorschlag der Verabschiedung eines gemeinsam mit den Trägern vereinbarten 10- bis 15-Jahres-Planes für Kita-Ausbau und -sanierung.

Die Stadt beteiligt sich im Rahmen der vom Gemeinderat 2017 verabschiedeten Investitionskostenförderung (350.000 pro Kindergartengruppe/300.000 pro Krippengruppe) am Bau von Kitas, wozu auch Ersatzneubauten zählen.