Wasserrettungsausbildungswochenende
Wasserrettungsausbildungswochenende (Foto DLRG)

Bad Kreuznach – Ein paar Tage nach dem Jugend-Einsatz-Team (kurz: JET) Wochenende fand vom 31. Mai bis 3. Juni 2018 das jährliche Wasserrettungsausbildungswochenende auf dem Campingplatz in Bingen-Kempten am Rhein statt.

Über 70 DLRGler des Bezirkes Nahe-Hunsrück aus den Ortsgruppen Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein Ebernburg, Simmern, Rheinböllen, Kirn, Birkenfeld, Kaub-Loreley, Kastellaun sowie Idar-Oberstein bildeten sich im Bereich der Wasserrettung weiter. Acht Teilnehmer nahmen an der Basisausbildung teil, in der sie die Theoriethemen möglichst praxisnah erarbeiteten. An der Fachausbildung Wasserrettungsdienst mit praktischer sowie theoretischer Prüfung nahmen dreizehn Jugendliche erfolgreich teil und lernten an Land und im Wasser in verschiedenen Stationen alle erforderlichen Inhalte, wie z.B. der Umgang mit Rettungsgeräten, das Funken, vertiefende Fallbeispiele im Sanitätsbereich sowie Verhalten und Sicherheit auf Motorrettungsbooten. Die größte Gruppe mit 34 DLRGler, war die der Weiterbildung. Diese bestand aus bereits ausgebildeten Wasserrettern, sowie auch speziell fortgebildeten Teilnehmern, wie Bootsführer, Truppführer, Sanitäter, Einsatztaucher und Strömungsrettern. Ergänzt wurde die Gruppe durch Ausbilder, Helfer und das Küchenteam. Bereits vor Donnerstag wurden insgesamt vier Schlafzelte, ein großen Gemeinschaftszelt sowie weitere Zelte für z.B. Küche oder Material aufgebaut.

Generell fand die Aus- und Weiterbildung in den oben genannten Gruppen parallel statt, jedoch gab es auch mehrere gemeinsame Aktionen. Der Donnerstag war eher theoretisch, weil die von jedem Teilnehmer im Vorfeld gelesene DV100 (Dienstvorschrift 100) zuerst kurz besprochen wurde und anschließend am Beispiel einer Großschadenslage teils praktisch mit dem Schwerpunkt des Befehls- und Meldeschema vertieft wurde. Anschließend wurden allgemeine Fallbeispiele im Bereich der Erste Hilfe geübt und Nachmittags standen allgemeine kleinere Fallbeispiele mit Boots- und Wasserlagen auf dem Programm.

Freitagnachmittag war das Übungsszenario ein gesunkenes Boot im Binger Hafen, welches zur Folge hatte, dass sich mehrere teils verletzte Personen im Wasser befanden, welche es zu retten galt. Geleitet wurde die Großübung von dem Führungsraum der Wachstation Mittelrhein und insgesamt wurden zwei Motorrettungsboote, ein Rescue Water Craft (kurz: RWC), zwei Strömungsrettertrupps sowie entsprechende Führungsrollen, wie z.B. Gruppenführer und Einsatzleiter. Nachdem das RWC zur Erkundung voraus geschickt wurde und die erste Lagemeldung abgegeben hatte, besetzten die Strömungsretter die Motorrettungsboote und machten sich auf den Weg. In der Wachstation wurden alle Informationen in der Lagekarte sowie im Einsatztagebuch vermerkt, damit die Einsatzleitung stets einen genauen Überblick hatte und wusste welche Schritte als nächstes zu tun waren.

Nachdem die Boote im Binger Hafen angekommen waren, wurden alle Schwimmer im Wasser abgesetzt, um die über zehn treibenden Personen zu sichern, sowie sie nach Priorität ihrer Verletzung in die Boote zu bringen. So wurde z.B. eine bewusstlose Person unmittelbar aus dem Wasser geholt und Richtung Übergabeplatz zum fiktiven Rettungsdienst gebracht. Ein Hauptschwerpunkt der Übung lag auf den Grundsätzen der DV100, denn immer öfter kommt es vor, dass die DLRG nicht nur ihre „normalen“ Einsätze an der Wachstation hat, bei denen ein Trupp im Einsatz ist. Immer häufiger ist die DLRG ein kleiner Teil, einer durch andere Hilfsorganisationen geführte Großschadenslage und somit ist ein Üben der erforderlichen Führungsstrukturen unerlässlich.

Gegen Abend sind alle gemeinsam in das nahe gelegene Schwimmbad der Rheinwelle gefahren und hatten dort ihren Spaß im Wasser. Abends drohte das Wochenende bereits für einen Teil frühzeitig zu enden, denn aufgrund eines eventuell bevorstehenden Deichbruches bei Bitburg-Prüm wurde der Führungsunterstützungstrupp sowie alle Strömungsrettereinheiten des Bezirk Nahe-Hunsrück in Voralarm versetzt. Jedoch entspannte sich die Lage in Bitburg-Prüm über Nacht und es wurden keine Einheiten von unserem Bezirk nachgefordert.

Am Samstag wurde erstmals im Rahmen des Wochenendes zusammen mit der Wasserschutzpolizei und dem THW geübt. Die Feuerwehr konnte aufgrund einer anderen Veranstaltung in Bingen leider nicht mit der RLP 5, der großen Feuerwehrfähre, mit dabei sein. Geübt wurde eine Auffanglinie im Rhein. Dies bedeutet, dass führend von der Wasserschutzpolizei mit der WSP 9 ausgehend, sich jeweils rechts und links eine Gruppe von Einsatzbooten in einer Reihe nebeneinander im Abstand von ungefähr zehn Metern im Rhein aufstellen. Dabei waren die DLRG Kameraden von Ingelheim mit ihrem Boot, sechs DLRG Motorrettungsboote von der Weiterbildungsgruppe, das RWC von der DLRG Bad Kreuznach, zwei Motorboote vom THW sowie zwei Boote der Wasserschutzpolizei. Außerdem wurden die Motorboote jeweils mit Schwimmern bestückt.

Die Leitung der Übung wurde von der WSP 9 ausgehend durch die DLRG übernommen. Von dort koordinierten zwei Abschnittsleiter jeweils alle Motorboote der linken bzw. rechten Linie. Das Übungsszenario war eine Havarie eines Ausflugschiffes, welches durch die Wasserschutzpolizei mit der Hessen 4 gespielt wurde. Dort waren etliche Schwimmer der DLRG, welche nacheinander und in teils größeren Gruppen ins Wasser gegangen sind. Der Auftrag der Auffanglinie war, alle Personen zum einen so schnell wie möglich, aber zum anderen auch ihrem gespielten Verletzungsmuster entsprechen so schonend wie möglich in die Boote aufzunehmen. In diesem Zusammenhang ergaben sich je Motorboot verschiedene Möglichkeiten, wie einfach oder teilweise auch, wie schwierig es ist, z.B. eine Person mit Rückenverletzung aus dem Wasser heraus in ein Rettungsboot zu bringen.

Insgesamt waren am Ende alle sehr zufrieden mit dem Ablauf der Übung, die Koordination der Auffanglinie, sowie das Retten der Personen im Wasser verlief sehr gut. Für die Wasserschutzpolizei war es das erste Mal, dass sie eine Auffanglinie geübt haben und das neue RWC „Dory“ ergänzt perfekt die Motorrettungsboote. Dory ist durch ihre Schnelligkeit und Wendigkeit perfekt, um zum einen schnell vor Ort zu sein und eine erste detaillierte Meldung zu geben und zum anderen sind extrem schnell die ersten Strömungsretter vor Ort im Wasser. Auf dem Rescue-Sled ist man sogar in der Lage direkt eine verunglückte Person zu transportieren und sie auf größere Boote zur weiteren Versorgung zu übergeben. Außerdem ist das RWC aufgrund ihres Jetantriebes optimal dazu geeignet, eigene Strömungsretter im Wasser gefahrlos abzusichern.

Genau dies wurde speziell am Nachmittag mit Dory geübt, wie nimmt man z.B. ohne komplett anzuhalten während der Fahrt Rettungsschwimmer aus dem Wasser auf. Dies wurde sogar im Rahmen der Übung bereits praktiziert. Am effektivsten war es, dass der Rettungsschwimmer von einem Motorboot aus der Auffanglinie ins Wasser gesprungen ist und unmittelbar während der Fahrt durch das RWC auf den Rescue-Sled aufgenommen wurde, um dann anschließend zur Einsatzstelle einige hundert Meter Flussaufwärts gebracht wurde. Schneller geht es nicht! Jedoch ist ein stetiges Üben dazu sowohl für den Fahrer, als auch für die Rettungsschwimmer im Wasser unerlässlich.

Die DLRG übt solche Manöver sowie auch die Auffanglinie öfters im Jahr, wie auch z.B. nachts bei Rhein in Flammen in Koblenz.

Als alle abends am Grill beim Essen saßen, wurde die Mahlzeit durch einen Einsatz unterbrochen. Gemeldet wurde ein brennendes Fahrgastschiff bei Assmannshausen, wenige Kilometer unterhalb des Campingplatzes. Darauf rückten vom Zeltlager aus unmittelbar zwei Motorrettungsboote aus. An der Einsatzstelle angekommen, war sehr schnell klar, dass es sich nicht um ein Fahrgastschiff, sondern ein brennendes mit Phosphorsäure beladenes Frachtschiff handelt. Die DLRG Einheiten bildeten zusammen mit Motorbooten der Feuerwehr und dem THW eine Auffanglinie unterhalb der Einsatzstelle, bis die DLRG Einheiten nach Rücksprache mit der Einsatzleitung über Digitalfunk wieder abgerückt waren. Am Sonntag stand nach dem Frühstück lediglich der Abbau und das herausholen der Motorrettungsboote an.