Wiesbaden, Erbil: Das Ende einer Flucht – Der Fall Susanna und das Versagen des Asylsystems

Wiesbaden, Erbil – Der Flüchtling Ali Bashar, der die 14-Jährige Susanna mutmaßlich ermordet hat, ist wieder zurück in Deutschland. Knapp eine Woche dauerte seine Flucht vor der deutschen Justiz.

Alles beginnt am 22. Mai. Die 14-Jährige kommt an diesem Abend nicht nach Hause. Ihre Mutter erstattet am 23. Mai eine Vermisstenanzeige bei der Polizei. Was noch Niemand ahnt. Susanna ist bereits tot. Sie wurde in einem Bereich neben den Bahngleisen in Wiesbaden-Erbenheim grausam vergewaltigt und erwürgt.

Am 29. Mai bekommt ihre Mutter einen Hinweis von einer Freundin ihrer Tochter. In diesem wird behauptet, dass Susanna tot sei. Am 3. Mai meldet sich der 13-jährige Zeuge und erklärt, Susanna sei vergewaltigt und dann getötet worden. Ihr Leichnam würde sich im Bereich der Bahngleise befinden. Ab jetzt war klar, dass es sich hier um Täterwissen handelt, falls die Angaben zutreffend sind.

Der Junge nannte einen Namen. Die Fahndung nach Ali Bashar beginnt. Der Asylbewerber aus dem Irak hatte zu diesem Zeitpunkt das Land fluchtartig gemeinsam mit seiner Familie verlassen.

Erst am 6. Juni wird die Leiche des jungen Mädchens gefunden. Die Polizei hatte mit riesigem Aufwand in der Öffentlichkeit mit dem Bild von Susanna gefahndet. Unzählige Hinweise wurden ausgewertet. Hundertschaften waren tagelang im Einsatz. Am Ende konnte das Mädchen nur noch tot gefunden werden.

Nach und nach kamen immer mehr Details zum Täter an Licht. Diese zeigen, in welch chaotischen Zustand sich das Asylsystem in Deutschland befindet. Er attackierte eine Polizistin. Er beging einen schweren Raub mit Messer. Er war bei zwei Schlägereien als Verdächtiger aufgefallen. Er zählt bei der Vergewaltigung eines 11-jährigen Flüchtlingsmädchens zum Kreis der Verdächtigen. Trotzdem wurde er nicht in Haft genommen und sein Asylantrag weiterverfolgt.

Ali Bashar hätte längst nicht mehr hier sein dürfen

Bei der Pressekonferenz der Polizei und Staatsanwaltschaft Wiesbaden, erklärte Westhessens Polizeipräsident Stefan Müller, dass der Asylantrag schon im Dezember 2016 abgelehnt wurde. In diesem Antrag behauptete der Iraker, dass ihn die PKK verfolgen würde.

Kurz darauf hat er gegen diese Entscheidung geklagt und bekam die Duldung. Das ist ein bekanntes Muster, das sich quer durch die Asylindustrie zieht. Viele Asylbewerber werden abgelehnt. Sie verbleiben dennoch in Deutschland. Damit werden potentielle Gewaltverbrecher wie Ali B. zum unkalkulierbaren Risiko.

Die Flucht

Ali Bashar flüchtet nach Erbil ins Kurdengebiet. Dabei benutzt er, wie auch der Rest seiner Familie, eine falsche Identität. Und er flüchtet genau dahin, wo er angeblich verfolgt wurde. Also muss davon ausgegangen werden, dass die Familie bereits bei der Einreise einen Asylgrund erfunden hat.

Das Ende der Flucht

Er wurde an der Grenze zwischen Irak und Türkei von kurdischen Sicherheitskräften nach einem Tipp verhaftet. In einem ersten Verhör auf Kurdengebiet soll er den Mord an dem Mädchen gestanden haben. Danach hat die kurdische Polizei den mutmaßlichen Täter an die deutsche Bundespolizei übergeben.

Gestern Abend landete die Maschine mit Ali. Bashar in Frankfurt. Flankiert von schwerbewaffneten Beamten brachte man den mutmaßlichen Mörder zu einem Helikopter der Bundespolizei und flog ihn direkt ins Polizeipräsidium Westhessen. Seine Flucht dauerte knapp eine Woche.

Die Bundespolizei teilt gestern Abend dazu mit:

Im Fall Susanna Maria Feldman wurde der des Mordes tatverdächtige Ali B. am Samstagabend gegen 20.55 Uhr am Frankfurter Flughafen von der Bundespolizei an die Landespolizei Hessen übergeben.

Er wurde anschließend mit dem Polizeihubschrauber zum Polizeipräsidium Westhessen in Wiesbaden geflogen und befindet sich dort in Gewahrsam, wo derzeit eine erkennungsdienstliche Behandlung und weitere polizeiliche Maßnahmen erfolgen.

Es ist vorgesehen, den Tatverdächtigen im Laufe des Sonntags der Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts Wiesbaden vorzuführen. Die Ermittlungen dauern weiterhin an.