Mannheim – Die Fußballmannschaft des VfR Mannheim hat eine tolle Saison gespielt, die in der Chance gipfelte, über ein Relegationsspiel eine Liga aufzusteigen. Sportlich gesehen ist daran kaum etwas auszusetzen, die Leistung ist top. Dass man in diesem Relegationsspielen auch scheitern kann, manchmal mehrmals hintereinander, passiert. So ist es halt im Sport. „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“, sagte Fußballtrainer Otto Rehagel, 1998 Meistertrainer beim 1. FC Kaiserslautern, einst weise. Beim Nachbarclub Karlsruher SC ist es übrigens in dieser Spielzeit und schon zuvor ganz ähnlich verlaufen.
Dagegen steht, dass einige Besucher des Relegationsspiels SV Waldhof Mannheim gegen den KFC Uerdingen am 28. Mai 2018 massives Fehlverhalten an den Tag gelegt haben. Das Abbrennen von sog. „Pyrotechnik“, also gesundheitsgefährdenter Mittel, ist nicht nur höchst unsportlich. Da es die Gesundheit von Menschen gefährdet, ist es auch menschenverachtend. Ein Spielabbruch war unbedingt notwendig. Und natürlich extrem vereinsschädigend.
Aus dem Verein Waldhof Mannheim kam nun eine Stellungnahme zu den Vorkommnissen. Er „verurteilt das Fehlverhalten einer Gruppe von ca. 50 Personen auf das Schärfste und bittet alle übrigen Besucher des Spiels um Entschuldigung für dieses Verhalten.“ Nun ja, das ist wohl das Mindeste, was man erwarten kann. In der Stellungnahme unterschlagen hat der Verein jedoch, dass er am Vortag (sic!) ein Grillfest für diese „Ultras“ genannten Anhänger des Mannheimer SV im Stadioninneren genehmigt hat. (Wobei die Bezeichnungen „Anhänger“ oder gar „Fans“ für diese spezifische Gruppen gänzlich unpassend sind). Und nun wundert sich der Verein, wie denn überhaupt am Tag danach Pyrotechnik ins Stadion gelangen konnte? Für wie naiv hält der SV Waldhof Mannheim die übrigen Relegationsspiel-Zuschauer und überhaupt alle Mannheimer und Fußballfans der Region?
Damit nicht genug, es geht in der Stellungnahme noch weiter, es seien bereits Maßnahmen beschlossen worden: Aufhebung der Selbstverwaltung der Ultra-Tribüne, keine Ultra-Container mehr auf dem Stadiongelände, keine Sammelbestellungen von Eintrittskarten und – wer hätte es angesichts des Grillfests am Vortag nicht schon vermutet – kein Zugang zum Stadion außerhalb der Spieltage. Hallo? Alles das war bisher tatsächlich für diese „Ultras“ möglich? Das wäre ja so, als würde für Taschendiebe in der Fußgängerzone eigene Schließfächer für ihr Diebesgut aufstellen und diese dürften Teile der Straßen gänzlich kontrollieren!
Zur Ehrenrettung des SV Waldhof Mannheim lässt sich sagen: Andere Fußballvereine machen es auch nicht besser. Man will dort weder Verantwortung für diese „Ultras“ übernehmen noch diese wirklich in den Griff bekommen. Die Ankündigungen des Vereins sind, wie viele andere Ankündigungen andere Vereine, nur heisse Luft. Es wird mit Sicherheit bald wieder zu gleichen oder ähnlichen Vorfällen kommen. Schade für Mannheim, die Stadt hätte eigentlich verdient, mit ihren erfolgreichen Sportmannschaften ein schönes Fest zu feiern, ähnlich wie kürzlich in Frankfurt.