Pirmasens: Sonderausstellung „Die Fotografie und der Erste Weltkrieg“ von 8. Mai bis 29. Juli 2018

Bildauszug - Bedeutung der Fotografie, Bild (FI 0122 0086) aus der Sammlung, Archiv des Departements Haut-Rhin
Bildauszug - Bedeutung der Fotografie, Bild (FI 0122 0086) aus der Sammlung, Archiv des Departements Haut-Rhin

Pirmasens – Einhundert Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs widmet sich eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Altes Rathaus dem zeitgenössischen Blick auf diesen Krieg – dem Blick, wie er im noch jungen Medium der Fotografie eingefangen wurde.

1914 brach der Erste Weltkrieg über Europa herein. Fast 15 Millionen Menschen starben in dem Gemetzel, das zugleich der erste Medienkrieg der Geschichte war: Fotos von den Schlachtfeldern wurden massiv und systematisch für die Propaganda eingesetzt. Das Stadtarchiv Pirmasens zeigt 65 Bilder in einer Schau, die von dem französischen Institut La Chambre entwickelt wurde. Sie beruht auf dem lokalen und nationalen fotografischem Erbe, um den Krieg beispielhaft für das Gebiet Elsass-Lothringen zu veranschaulichen. Erzählt wird vom Leben in Gräben und vom Alltag im Hinterland. Persönliche Erinnerungen werden ebenso dargestellt wie offizielle und propagandistische Fotos. Die ausgestellten Fotografien erlauben den Besuchern aus zwei Blickwinkel — den deutschen und den französischen — zwei Sichtweisen auf die Schlachtfelder, den Alltag der Soldaten, das Leben abseits der Front, die Anstrengungen der Zivilbevölkerung sowie die Schmerzen, die sie hatten. Zwei Sichtweisen, die sich kreuzen, ineinander übergehen und sich ähneln.

„Der Erste Weltkrieg war einer der ersten modernen Konflikte, der mit Bildern breit dokumentiert wurde – die Fotografie als Medium entwickelte neue Techniken und Ausdruckformen und bekam einen neuen Stellenwert“, erläutert Stadtarchivarin Heike Wittmer. Sie ruft die Bevölkerung dazu auf, sich mit persönlichen Zeugnissen der Vorfahren zu beteiligen: „Eventuell kann der private Blick in Briefen und Zeugnissen, den die Ausstellung bietet, die heikle Situation eines zwischen zwei Ländern hin- und hergerissenen Gebiets, wo militärische Einsätze auf die Realität des Lebens und des Todes der Kämpfer treffen, wo auf beiden Seiten manche für ein Land starben, das wenig später nicht mehr ihr Land war, widerspiegeln“. Dies wäre eine tolle Ergänzung zur Ausstellung, so Wittmer, die Leihgaben aus Pirmasenser Familienbesitz gerne aufbereiten und in die Ausstellung integrieren würde.

Auf einen Blick:

Die Sonderausstellung „Die Fotografie und der Erste Weltkrieg“ ist von 8. Mai bis einschließlich 29. Juli 2018 im Stadtmuseum Altes Rathaus, Hauptstraße 26, zu sehen. Die Einrichtung ist dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro, Schüler haben freien Eintritt. Die Eintrittskarte berechtigt zum Besuch der Dauerausstellung „Wald, Schloss, Schuh – die Geschichte der Siebenhügelstadt Pirmasens“ sowie das Scherenschnittkabinett der Papierkünstlerin Elisabeth Emmler. Führungen auf Anfrage. Auskunft und Anmeldung beim Stadtarchiv, Telefon: 06331/842299 oder 842832.

Hintergrund:

1914: Europa ist mit einem beispiellosen weltweiten Konflikt ganz zerstört. Der Erste Weltkrieg stellt sich vor das bedeutendste historische Ereignis am Anfang des 20. Jahrhunderts, der die Gewissen für ganze Generationen dauerhaft beeinflusst hat.

Heute noch denkt man an diese Männer mit ratlosen Blicken, die für Monate in die Gräben gesperrt und bei feindlichen Angriffen bedrohen wurden. Wahrscheinlich haben diese Bilder für uns ein gewohntes Gefühl. Von dieser Zeit an erhielt die Fotografie ihren eigenen Statuts: durch eine zunehmende Bedeutung und eine vielfältige Nutzung. Der Erste Weltkrieg war einer der ersten modernen Konflikt, der mit Bildern breit dokumentiert wurde. Ob es sich nun um den Alltag der Zivilisten und der Soldaten in diesen vier Jahren Auseinandersetzungen oder um die Propaganda und andere strategische Nutzungen handelte, die Fotographie entwickelte sich und spielte eine zentrale Rolle während dem Ersten Weltkrieg.

Stichwort: Fotografie als strategisches Mittel

Fotografie wurde schnell für militärische Zwecke bei der Regierung zu Eigen
gemacht, und ebenso als strategisches Mittel bei der offiziellen Behorde gesehen.
Zahlreiche Bildaufnahme von Luftfahrzeugen wurden am Rande der Aufnahmen vom Krieg, den Schlachtfeldern, dem Armeekorps und den politischen Besuchen gemacht. Fotografie wurde also zu Propagandazwecken für die Zivilbevölkerung und die ausländischen Mächte genutzt.

Am häufigsten wurden die Fotografien von der französische Societe photographique
de l’armee (die fotografische Gesellschaft der Armee) aufgenommen. Diese wurden
durch die Presse als Inszenierung des Alltags weit verbreitet und schufen ein
notwendiges Verhältnis zwischen die Schlachtfelder und dem Hinterland.

Fotografie als Verbindung zur Bevölkerung

Neben diese politische Nutzung überschritt Fotografie vom Behörden und verbreitete
sich massenhaft im privaten Kreise. Porträts, Gruppenfotos oder Szenen des
alltäglichen Lebens am Front, die von Amateurfotografen oder Wanderfotolaboren
aufgenommen wurden. Diese wurden dann als Souvenir für die Familien geschickt.

Fotografie wurde als historisches Zeugnis eines außergewöhnlichen Ereignisses
wahrgenommen. Sie diente dazu, der Krieg zu zeigen und der Alltag der Zivilisten,
sowohl seine schwierigen Zeiten als auch seine positiven Aspekte, besser zu
verstehen. Zu dieser Zeit war Fotografie nicht nur ein Medium um die Bevölkerung zu informieren, sondern auch eine Weise für die offiziellen Einrichtungen.

Eine breitere Auswahl von Technik und Anwendungen wird in der Sonderschau im Stadtmuseum Altes Rathaus ausgestellt:

  • die Luftaufnahme für die strategische Beobachtung. Die Fotografie hielt
    auch Einzug in die militärische Luftfahrt und in die ausländische Propaganda;
  • die Vest Pocket Kodak für Amateur-Fotografen. Dieser leichte, kompakte und klappbare Fotoapparat wird von zahlreichen Soldaten benutzt, um Erinnerungen von ihrer Rolle im Krieg und die ihres Regiments festzuhalten;
  • die Autochrombilder als poetisierte Vision des Gebiets. Dieses Verfahren ermöglicht, erzeugend mit Positivbilder auf Glasscheiben, Farbbilder einfach zu realisieren;
  • die Stereoskopie als dreidimensional Tauchen im Krieg. Diese Technik ermöglicht, einen Relief-Eindruck aus zwei flachen Bildern zu erzeugen. Durch das Relief bekommt man einen anderen Einblick des Kriegs.