Drogensubstitution im nördlichen Landkreis Karlsruhe – Landrat appelliert an Verantwortungsbewusstsein

Karlsruhe – Eine Möglichkeit, Drogenabhängigen einen Weg aus der Abhängigkeit und den damit verbunden negativen Begleiterscheinungen zu bereiten, ist die sogenannte Substitutionstherapie. Darunter versteht man eine Behandlung mit verordneten Medikamenten, die bestenfalls zur dauerhaften Abstinenz führt, aber zumindest eine dauerhafte Schadensminimierung anstrebt, in dem der Gesundheitszustand und die soziale Situation des Patienten verbessert und gleichzeitig Schaden von der Gesellschaft abgewendet wird. Dazu muss der Patient täglich einen speziellen Arzt oder Stelle aufsuchen. Nicht wenige Patienten sind heute wieder berufstätig, weshalb eine möglichst ortsnahe Methadonvergabe von herausragender Bedeutung ist.

Jahrelang übernahmen für das Einzugsgebiet des Mittelzentrums Bruchsal in der Stadt niedergelassene Ärzte sowie die örtlichen Malteser diese Aufgabe. Als absehbar war, dass immer mehr Substitutionsärzte in den Ruhestand gehen, ohne dass Nachfolger gewonnen werden konnten – und insbesondere als sich abzeichnete, dass die Malteser Mitte 2016 die Substitution aufgaben, hatte der Landkreis Karlsruhe die zuständige Kassenärztliche Vereinigung aufgefordert dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend Kapazitäten geschaffen werden. Nachdem keine entsprechenden Bestrebungen festgestellt werden konnten und die Patienten weitere Wege insbesondere in die Stadt Karlsruhe oder in den Raum Heidelberg in Kauf nehmen mussten, wandte sich Landrat Dr. Christoph Schnaudigel an den Minister für Soziales und Integration Baden Württemberg Manfred Lucha. Rückendeckung erhielt er vom Jugendhilfe- und Sozialausschuss des Kreistags, der die unhaltbaren Zustände und negative Auswirkungen thematisiert hatte.

Parallel dazu sondierte der Landkreis Karlsruhe selbst die Bereitschaft verschiedener Träger und Institute, aber auch Einrichtungen wie Altenpflegezentren oder Apotheken. Erfolgreich war der Landkreis beim Zentrum für Psychiatrie Nordbaden, das in Bruchsal eine Außenstelle unterhält und bereit ist, dort zumindest einen Teil der insgesamt 160 weggefallenen Substitutionsplätze einzurichten. Sozialminister Manfred Lucha begrüßte die Landkreisinitiative Initiative ausdrücklich und unterstützte flankierend, so dass Landrat Dr. Christoph Schnaudigel dem Jugendhilfe- und Sozialauschuss in seiner Dezembersitzung mitteilen konnte, dass die Bruchsaler Außenstelle des Zentrums für Psychiatrie Nordbaden prüft, bis Mitte diesen Jahres 60 Substitutionsplätze einzurichten. Weitere Plätze sollen in einem weiteren Schritt dezentral im nördlichen Landkreis in den umliegenden Kommunen eingerichtet werden.

Dass sich nun in Bruchsal Widerstand regt, kann Landrat Dr. Christoph Schnaudigel nicht akzeptieren: „Es geht nicht um die Schaffung neuer Plätze, sondern um den teilweisen Ersatz weggefallener Plätze, die noch nicht einmal den Bedarf aus dem Bruchsaler Stadtgebiet selbst abdecken“, sagt der Landrat. Auch dafür, dass Bürgermeister mit den Substitutionsplätzen „Schwarzen Peter“ spielen, hat er kein Verständnis. „Es ist Fakt, dass es Substitutionspatienten gibt und diese aus allen Gemeinden kommen“. Gleichzeitig appelliert er erneut an die zuständige Kassenärztliche Vereinigung, ihrer Verpflichtung zur Einrichtung entsprechender Plätze nachzukommen. „Denn alle Beteiligten – Kommunen, Mediziner, Beratungsstellen – haben eine gemeinsame Verantwortung auch gegenüber den Menschen, denen wir mit Hilfe einer Substitutionsbehandlung eine möglichst umfangreiche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen“, so der Landrat.