Pirmasens: Julian Steckel – Solokonzert am 22. April 2018 zugunsten des Hospiz Haus Magdalena

Der Cellist Julian Steckel aus Pirmasens (Foto: Jonas Becker)
Der Cellist Julian Steckel aus Pirmasens (Foto: Jonas Becker)

Pirmasens – Ein großartiger Künstler stellt sich einmal mehr in den Dienst der guten Sache: Julian Steckel, vielfach ausgezeichneter Musiker und einer der gefragtesten Cellisten unserer Zeit, gibt am Sonntag, 22. April 2018, ein Solokonzert in seiner Heimatstadt Pirmasens. In der protestantischen Johanneskirche am Exerzierplatz erklingen ab 17 Uhr die sechs Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach. Der Reinerlös kommt dem Förderverein „Hospiz Haus Magdalena e.V“ zugute.

Das Publikum darf sich auf ein Konzert auf Weltklasse-Niveau freuen. Die Süddeutsche Zeitung schrieb jüngst über den 35-Jährigen, sein vielgerühmtes Spiel zeichne sich aus durch „Kraft ohne Druck, Klugheit ohne Zurückhaltung, Humor ohne Koketterie“. Johann Sebastian Bachs Suiten für Cello solo (BMV 1007-1012) stellen an den Spieler höchste Anforderungen. Sie entstanden vermutlich zwischen 1720 und 1723 und werden von Nummer eins bis Nummer sechs immer anspruchsvoller. Die letzte der Suiten ist damit sowohl die längste als auch die schwierigste von allen.

Erst wollte – und konnte – sie kaum jemand spielen. Bachs Suiten waren unter Cellisten als großformatige Etüden für Virtuosen verschrien, anspruchsvoll und vertrackt. Einer breiten Öffentlichkeit kamen die Cellosuiten erst durch Pablo Casals ins Bewusstsein. Anfang des 20. Jahrhunderts war er der erste, der sie komplett aufführte. Für ihn sind sie „die Quintessenz von Bach Schaffen, und Bach selbst ist die Quintessenz aller Musik“.

Viele Geheimnisse umranken Bachs Cellosuiten. Bis heute ist unklar, wann genau sie komponiert wurden. Es existiert auch keine Urschrift von Bach selbst. Die Suite Nr. 6 gibt ein zusätzliches Rätsel auf: Hier verlangt Bach nach einem fünfsaitigen Instrument, das eine zusätzliche, eine Quinte über der a-Saite liegende Saite besitzen soll. Was genau das für ein Instrument war, hat endlose Debatten ausgelöst. Bachs Biograph Philipp Spitta zum Beispiel glaubte, es handelt sich dabei um eine „Viola pomposa“ – ein angeblich von Bach erfundenes Instrument in Tenor- Bass-Lage, das auf dem Arm gehalten wird. Allerdings soll Bach erst später dieses Instrument erfunden haben.

Welches Instrument auch ursprünglich gemeint war: Bach jedenfalls macht ausgiebig Gebrauch von dessem höheren Register und den virtuosen Möglichkeiten. Das tritt bereits mit dem glanzvollen Gigue-artigen Prelude zutage. Die darauffolgende filigrane Allemande mit ihren breiten Phrasen, kunstvollen Verzierungen und einer stattlichen Dauer von über acht Minuten gilt als Ruhepol in der Suite. Die folgende forsche Courante und die strahlende Sarabande bieten einen starken Kontrast zu der ruhigen Allemande und stellen hohe Ansprüche an die Virtuosität des Interpreten.

Nach den tänzerischen Gavotten I und II lässt Bach die letzte seiner Cellosuiten mit einer kraftvoll bewegten Gigue abschließen – mit einer Kaskade aus virtuosen Passagen. Die Suite Nr. 6 gilt als absolutes Meisterwerk.

Auf einen Blick: Julian Steckel gibt am Sonntag, 22. April 2018, in der Pirmasenser Johanneskirche ein Solokonzert. Auf dem Programm der Benefizveranstaltung stehen die sechs Violoncello-Suiten von Johann Sebastian Bach. Das Konzert beginnt um 17 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 27 und 32 Euro, ermäßigt 13,50 und 16 Euro, sind ab sofort im Vorverkauf beim Kulturamt im Rathaus am Exerzierplatz erhältlich. Telefon: 06331/842352, E-Mail: kartenverkauf@pirmasens.de . Die Abendkasse ist ab 16 Uhr geöffnet. In der 60-minütigen Pause besteht die Gelegenheit einen Imbiss (Preis: 15 Euro) einzunehmen, den der Partyservice Hill zubereitet. Dazu ist eine Reservierung beim Kulturamt erforderlich.

Zur Person: Bereits zuvor Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe, gewann Julian Steckel 2010 den ersten Preis und zahlreiche Sonderpreise beim Internationalen ARD-Wettbewerb. Seitdem konzertiert der in Pirmasens geborene und aufgewachsene Musiker mit bedeutenden Orchestern wie den drei Münchner Spitzenorchestern, dem Gewandhausorchester Leipzig, einer Vielzahl der deutschen und europäischen Radiosinfonieorchester, dem Royal Philharmonic Orchestra London, dem Orchestre de Paris, dem Helsinki Philharmonic Orchestra, den Sankt-Petersburger Philharmonikern und vielen anderen. Zu seinen Partnern am Dirigentenpult gehören u.a. Sir Roger Norrington, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Gustavo Gimeno, Mario Venzago, Christopher Hogwood, Heinrich Schiff, Andrey Boreyko, John Storgårds, Jakub Hrusa, Andrew Litton, Fabien Gabel und Michael Sanderling.

2012 erhielt Julian Steckel den begehrten ECHO Klassik für seine Einspielung der Cellokonzerte von Korngold und Goldschmidt und Blochs „Schelomo“ bei AVI music mit der Rheinischen Philharmonie Koblenz unter Daniel Raiskin. Neben der solistischen Tätigkeit widmet sich Julian Steckel intensiv der Kammermusik. Dabei sind Musiker wie Janine Jansen, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas, Renaud Capucon, Veronika Eberle, Lena Neudauer, Vilde Frang, Nils Mönkemeyer, Gustav Rivinius, Lars Vogt, Elisabeth Leonskaja, Menahem Pressler und Denis Kozhukhin als Partner an seiner Seite. Ebenso konzertiert er mit den Quartetten Armida, Modigliani und Ébène und ist regelmäßig zu Gast bei Festivals wie „Spannungen“ Heimbach, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Rheingau, Bonn, Schwetzingen, Luzern, Zermatt und Jerusalem.

Die CD-Veröffentlichungen von Julian Steckel und seinem Klavierpartner Paul Rivinius werden von den Kritikern regelmäßig als Referenzeinspielungen gelobt. Die jüngste Veröffentlichung, eine Gesamteinspielung der CPE Bach Cellokonzerte mit dem Stuttgarter Kammerorchester, wurde ebenfalls international ausgezeichnet.

In der laufenden Saison gibt Julian Steckel Debuts u.a. beim Göteborgs Symfoniker, dem Orchestre de Paris, dem Residentieorkest Den Haag, geht mit der Camerata Bern auf Italientournee, folgt Wiedereinladungen des Luzern Festivals, „Spannungen“ Heimbach, des Festspielhauses Baden-Baden sowie der Elbphilharmonie Hamburg, widmet sich wiederholt allen Bach-Suiten, und ist ansonsten in München, London, Dresden, Istanbul, Brüssel, Antwerpen, Jerusalem, Moskau und in seiner Pfälzer Heimat Pirmasens zu hören.

Julian Steckel ist Professor für Violoncello an der Hochschule für Musik und Theater München. Er spielt ein Instrument von Urs W. Mächler (Speyer 2005) und lebt in seiner freien Zeit in Berlin.