Lorsch: Die Sand-Silberscharte kehrt zurück auf die Lorscher Düne

Die Sand-Silberscharte wird angepflanzt (Foto: Botanischer Garten Frankfurt)
Die Sand-Silberscharte wird angepflanzt (Foto: Botanischer Garten Frankfurt)

Lorsch – Am 22. März 2018 ist es soweit, freuen sich Stella Junker und Andreas König. Eine der seltensten Pflanzenarten Hessens kehrt in ihr angestammtes Areal zurück. Zwei bis drei Dutzend Jungpflanzen der „Sand-Silberscharte“ – eine europaweit geschützte Pflanzenart – werden an einem ausgewählten Standort im Bereich der Lorscher Düne ausgepflanzt.

Die Pflanzen wurden zuvor im Botanischen Garten der Stadt Frankfurt im Rahmen eines Artenschutzprojektes ausgesät und angezogen. Die Samen stammen aus hessischer Herkunft, so dass die Pflanzen gut an Klima und Boden des neuen Ortes angepasst sein dürften. Ausgepflanzt werden die Pflänzchen der Silberscharte durch die Gärtnerin Nathalie Pauker vom Botanischen Garten. Unterstützt wurde sie dabei von dem Gärtner Sebastian Diehl vom Freilichtlabor Lauresham. Der genaue Standort soll aber zunächst geheim bleiben, um Diebstahl und Beschädigungen zu vermeiden.

Die etwas ungewöhnliche Artenschutzmaßnahme wurde von der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt und steht im Kontext weiterer Wiederansiedlungsvorhaben in Südhessen. Die Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) ist gemäß Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt, zudem ist Deutschland bzw. Hessen für den Schutz dieser Art in Europa in besonderem Maße verantwortlich. Deshalb ist diese Art auch Bestandteil der hessischen Biodiversitätsstrategie. Die Sand-Silberscharte steht zudem auf Anhang II und IV der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der EU und genießt somit höchsten Schutzstatus. Leider stehen trotz erheblicher Schutzbemühungen einige Populationen vor dem Erlöschen, etwa weil sich die Standorte ungünstig verändert haben oder illegale Ausgrabungen erfolgten. Unser Wiederansiedlungsversuch soll ein Versuch sein, den anhaltenden Rückgang dieser botanischen Rarität zu bremsen. Das Areal der Weltkulturerbestätte Kloster Lorsch bietet hierfür gute Bedingungen, weil hier der neuen Population ähnlich wie in Naturschutzgebieten eine sichere Zukunft und eine gute Betreuung geboten werden kann.

Die Aktion ist Teil des hessenweiten Projektes „Erhaltungskulturen heimischer Pflanzenarten“ und wird von der KfW Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main gefördert. Das vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) unterstützte Artenschutzprojekt startete Ende 2014 unter der Leitung von Andreas König im Botanischen Garten mit dem Ziel, den Gefährdungsgrad von 15 seltenen Pflanzenarten zu reduzieren. Die Wiedereinbürgerung erfolgt dabei immer nach wissenschaftlichen Methoden mit sorgfältiger Dokumentation sowie in enger Absprache und mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörden und unter Einbeziehung der lokalen Akteure. Das ist ganz im Sinne der Hessischen Biodiversitätsstrategie, mit der die natürliche Vielfalt gefördert und das Aussterben von Arten verhindert werden sollen. Die Fäden des auf fünf Jahre angelegten hessenweiten Kooperationsprojektes laufen im Palmengarten & Botanischen Garten der Stadt Frankfurt zusammen. Die erforderlichen Maßnahmen wie Saatgutsammlungen, Auswahl der Ansiedlungsorte und wissenschaftliche Dokumentation werden vom Landschaftsökologen Uwe Barth koordiniert, der den Botanischen Garten für die Dauer des Projektes unterstützt.
Damit leistet das Silberscharten-Projekt einen Beitrag zur globalen Strategie zum Schutz der Pflanzen (Global Strategy for Plant Conservation, GSPC). Diese Strategie ist ein Programm im Rahmen der Convention on Biological Diversity, einem völkerrechtlichen Vertrag, dem die Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist und damit entsprechende völkerrechtliche Verpflichtungen zum Schutz von Pflanzen übernommen hat.