Ausstellung Anne Frank
Pädagogisches Konzept der Ausstellung: Jugendliche begleiten Jugendliche. (Foto: Anne Frank Zentrum, Berlin)

Pirmasens – Die Lebensgeschichte des jüdischen Mädchens Anne Frank (1929-1945) steht im Mittelpunkt einer Sonderausstellung in Pirmasens, die in Kooperation mit dem Bezirksverband Pfalz stattfindet: Vom 11. April bis 4. Mai macht die Schau „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ im Forum ALTE POST Station. Konzipiert ist die vom Anne Frank Zentrum mit dem Anne Frank Haus entwickelte Wanderausstellung dabei als ein kommunikativer Lernort. Im Kontext der Hintergründe der damaligen Verfolgung und der Lebensumstände von Anne Frank sind die Besucher eingeladen, sich intensiv mit den Themen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung sowie der Bedeutung von Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie auseinanderzusetzen. Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 8. April, um 11 Uhr durch den Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder, den Pirmasenser Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis sowie Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrums Berlin.

„Gedenkarbeit ist zukunftsgerichtet; sie soll die demokratischen Grundwerte stärken“,

sagte Theo Wieder bei der Vorstellung des Projekts. Man müsse Jugendlichen zeigen, wohin Menschenverachtung führe und ein Nachdenken bewirken. Und Dr. Bernhard Matheis fügte hinzu, dass man

„bei der Gedenkarbeit in Pirmasens nicht Daten und Fakten aneinanderreihen, sondern anhand von Einzelschicksalen die Ereignisse von damals beleuchten will“.

Die Ausstellung würde sich perfekt in die Gedenkarbeit vor Ort einfügen, stellte Alexandra Riha vom Anne Frank Zentrum Berlin fest. Man verfolge mit der Ausstellung drei Ziele: „Sie will an Anne Frank erinnern, jugendliches Engagement fördern und Antisemitismus und Diskriminierung bekämpfen.“ Die Ausstellung habe einen historischen sowie einen aktuellen Teil; in letzterem gehe es um Fragen wie „Wer bin ich?“, „wen schließe ich aus?“ und „was kann ich bewirken?“.

Ein wichtiger Bestandteil von „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ ist der pädagogische Ansatz: Unter dem Leitgedanken „Jugendliche begleiten Jugendliche“ führen Schülerinnen und Schüler im Alter ab 15 Jahren Gleichaltrige durch die Ausstellung mit dem Ziel, sie zu einer aktiven Beschäftigung mit Themen aus der Geschichte und der Gegenwart gleichermaßen zu ermutigen. Zuvor absolvieren sie ein zweitägiges Training und lernen auch, mit schwierigen Situationen umzugehen und Diskussionen anzugregen. Das pfalzweite Begleitprogramm zur Ausstellung, an dem sich unter anderem einige Einrichtungen des Bezirksverbands Pfalz beteiligen, umfasst unter anderem Vorträge, Lesungen, Theateraufführungen, Filmvorführungen sowie Workshops für Schulklassen; das Programm ist abrufbar unter www.bv-pfalz.de. Gefördert wird das Projekt von der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung, der Versicherungskammer Kulturstiftung, dem Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz, der Sparkasse Südwestpfalz, der Stadtwerke Pirmasens GmbH, dem Rotary Club Pirmasens, dem Lions Club Pirmasens, der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz sowie der Wasgau Produktions- und Handels AG. Unterstützung erfährt das Projekt auch durch die Zukunftsregion Westpfalz und die Pfalzwerke („Pfalzwerkzeug“-App).

Anne Franks Tagebuch gilt heute als Symbol für den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten und als ein intimes Dokument der Lebens- und Gedankenwelt einer Jugendlichen. In „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ erzählen große Bildwände in sechs Abschnitten von Anne Franks Leben und ihrer Zeit: die ersten Jahre in Frankfurt am Main, die Flucht vor den Nationalsozialisten 1933, die Zeit in Amsterdam – glückliche Kindheit und schwere Zeit im Versteck – und die letzten schrecklichen sieben Monate in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. Das Zentrum bildet ein „Gedankenraum“, der sich dem Leben im Versteck widmet.

Die Ausstellung verbindet Anne Franks persönliche Geschichte zum einen mit den historischen Begebenheiten dieser Zeit, wie der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der Judenverfolgung, dem Holocaust sowie dem Zweiten Weltkrieg. So stellt sie nicht nur die Perspektive der Verfolgten und ihrer Helfer, sondern auch die von Mitläufern und Tätern anhand von Filmen und Aussagen von Zeitzeugen dar. Zum anderen wendet sich ein großer aktueller Teil direkt an heutige Jugendliche mit Themen wie Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung; kurze Filme mit Jugendlichen regen zur Diskussion an und ermutigen ausgehend von der Frage „Was kann ich bewirken?“ zu eigenem Engagement. Weitere Informationen sind erhältlich unter www.bv-pfalz.de. Im Juni lädt der Bezirksverband Pfalz dann die Jugendlichen, die Gleichaltrige durch die Ausstellung geführt haben, zu einer viertägigen Gedenkfahrt nach Amsterdam ein, um unter anderem das Anne Frank Haus zu besuchen.

Rund 40 Publikationen zu Anne Frank hat die Arbeitsstelle zur Geschichte der Juden in der Pfalz in Lambrecht in ihrem Bestand. Die Abteilung des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde in der Pfalzakademie Lambrecht, Franz-Hartmann-Straße 9, Telefon 06325 1800-245, r.paul@institut.bv-pfalz.de, ist mittwochs von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung empfiehlt sich.