Datenanalysten im Fußball
Datenanalysten im Fußball (Foto: Pixabay)

Seit dieser Saison haben wir in der Bundesliga den Videobeweis und schon jetzt hat er den Fußball verändert.

Klar war er umstritten und hat zu einigen Diskussionen geführt, wenn man aber zur selben Zeit mal einen Blick in die weltweit meistbeachtete Liga, die Premier League, wirft und dort an jedem Spieltag die Fehlentscheidungen sieht, dann fragt man sich schon ziemlich schnell, warum er dort nicht auch schon zum Einsatz kommt. Vor allem wenn dabei bedacht wird, was die Klubs an sich schon alles in Datenanalyse stecken. Allen voran die Trainer der jungen Generation verlassen sich nicht mehr nur auf ihre beiden Augen und das dazugehörige Bauchgefühl. Je nach Club werden inzwischen bis zu zwölf Datenanalysten beschäftigt, welche dem Trainer so ziemlich alle Daten liefern, die sich mit elektronischen Mitteln erheben lassen. Dazu kommen noch die Scouts, die dann eingreifen, wenn der Computer eine Situation nicht erfassen kann. Ein Beispiel hierfür ist der Zweikampf. Ab wann handelt es sich um einen Zweikampf und wer hat diesen gewonnen, ist zum Beispiel eine dieser Situationen.

Fußballstadion Camera
Fußballstadion Camera (Foto shutterstock)

So kann das Spiel komplett in Zahlen analysiert werden, die Frage dabei ist nur, kann es denn auch die Intuition ersetzen? Denn am Ende des Tages gibt es doch einiges mehr, was einen Spieler und dessen Spiel beeinflussen kann als dessen reine Daten, welche durch Spiel und Training erfasst werden können. Zudem ist Fußball ein sehr emotionaler Sport und was wäre es schon ohne die Leidenschaft der Fans?

Vorbild US-Sports

Sie kennen sicher den Film Moneyball, oder? Brad Pitt spielt dort den Trainer eines Baseball Teams mit einem ziemlich niedrigen Budget. Aufgrund der finanziellen Situation kann er sich nicht die Spieler leisten, die er gerne hätte und hat so auch keine Chance, im Vergleich mit den anderen Teams. Während er sich aber auf der Suche nach Alternativen befindet, lernt er einen Analysten kennen, der ihm zeigt, dass sich der Marktwert der Spieler nicht immer mit deren Leistung deckt. So stellen die beiden ein Team zusammen, welches im Endeffekt wettbewerbsfähig ist und sogar um den Titel mitspielt. Das Besondere an diesem Film ist, dass er auf einer wahren Geschichte basiert und den Baseball in den vereinigten Staaten nachhaltig verändert hat. Spieler des eigenen und des gegnerischen Teams werden permanent analysiert und die Entscheidung über eine Verpflichtung wird nun nicht mehr rein nur von Scouts getroffen, sondern eben vorher ausführlich beleuchtet.
Von da an haben es Datenanalysten auch in die NFL und in die NBA geschafft. Im American Football tragen die Spieler sogar Sensoren unter den Schützern, welche Live- Daten an die Bank senden können. Im Eishockey werden etwa auch Entscheidungen über die Auswechslung eines Spielers über die Analyse getroffen. Die Spieler tragen hier Pulsmesser. Wenn der Puls eines Spielers dann zu hoch wird, bekommt er eine kurze Auszeit auf der Bank.
Im deutschen Fußball waren die Vorreiter der Datenanalyse übrigens das Team der TSG Hoffenheim. Dort haben Sportstudenten das Spiel gefilmt, während ein gewisser Hansi Flick seine Analyse in ein Diktiergerät gesprochen hat. Video und Audio wurden anschließend synchronisiert und dem Trainerstab und den Spielern präsentiert. Inzwischen ist das natürlich alles weit ausgeklügelter und in den meisten Stadien hängen mehrere Kameras, welche eine Rundumansicht und somit ein detaillierte Nachbetrachtung ermöglichen. Sie zeichnen bis zu 25 Bilder pro Sekunde auf, womit keine Bewegung mehr unbeachtet bleibt.

Data Analytics Sport
Data Analytics Sport (Foto: shutterstock)

Kann Inter Mailand von dieser Datenanalyse profitieren?

Wie bereits beschrieben, kommt die Datenanalyse ja in mehreren Bereichen zum Einsatz. Sie hilft dabei die Spieler zu analysieren und diese somit zu verbessern. Scouts und Trainerteam können so aktiv an den Schwachstellen eines Spielers arbeiten und zum Beispiel dessen Stellungsspiel oder seine Passauswahl korrigieren. 
In den Transferperioden rückt allerdings wieder die Analyse der Spieler von anderen Vereinen in den Vordergrund. Hier können sich echte Schnäppchen erstehen lassen, wenn der Spieler einer nicht so starken Liga genau die Eigenschaften mitbringt, die der Verein gerade benötigt.
 Dieser wäre wahrscheinlich auch genau der Bereich den das Team von Inter Mailand gerade am besten gebrauchen könnte. Bei dem Norditalienischen Verein hat man sicher den Anspruch mal wieder die Liga zu gewinnen, auch wenn das nicht unbedingt als offizielles Ziel angegeben wird, allerdings war an den letzten Jahren nicht viel zu rütteln an der sportlichen und auch finanziellen Vormacht von Juventus Turin. Da würde ein Wunder alá Moneyball natürlich gerade recht kommen. Mit einer richtigen Analyse des Marktes lässt sich so sicher noch an den richtigen Stellen nachbessern und damit eine erfolgreiche Rückrunde spielen, aber natürlich soll der Effekt vor allen Dingen auch langfristig bleiben.

Fazit

Die Sache mit der Datenanalyse ist sicher ein zweischneidiges Schwert. Viele alteingesessene Experten und Fans stehen ihr noch relativ skeptisch gegenüber, während gerade die jüngere Generation sicherlich eine relativ große Chance in ihr sieht. Der professionelle Trainer kann sich ihr definitiv nicht mehr verschließen, denn das würde gegenüber den Mitbewerbern einen massiven Nachteil bedeuten, allerdings kann die Analyse auf lange Sicht aber auch nicht die Intuition eines jahrelangen Experten ersetzen. Denn wenn der Joker gerade eben erst eingewechselt wurde und mit seiner ersten Ballberührung den Führungstreffer erzielt, wen wollen Sie dann loben? Den Trainer oder etwa den Datenanalysten?
Sie sehen schon, ohne Datenanalyse geht heute nichts mehr, aber ob Sie im Endeffekt weitere Märchen schreibt, wie das im Film Moneyball der Fall war, bleibt fraglich. Andererseits könnte man in Leicester mal fragen, wer so hinter Claudio Raineri gearbeitet hat.