Verein Atatürk
Vor der Atatürk-Gedenktafel im Foyer des Parkhotel Kurhauses versammelten sich Vorstand und Mitglieder des Bad Kreuznacher Vereines zur Förderung des Gedankengutes von Ata Türk. (Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)

Bad Kreuznach – „Atatürk ist das Symbol der modernen Türkei.“ Der Verein zur Förderung des Gedankengutes von Atatürk Bad Kreuznach bekennt sich zu Freiheit und Demokratie, zur Gleichberechtigung der Frauen und verurteilt Nationalismus und Rassismus. Bei seinem Empfang zum 100. Jahrestag des Besuches von Mustafa Kemal Atatürk in Bad Kreuznach (19.12.1917) betonten der Vorsitzende Mehmet Kutsalcan und Ahmed Dasli die Werte, die der Verein „bewahren und für die er kämpfen will“.

Geburtstagsglückwünsche
Zum Geburtstag gratulierten Mehmet Kutsalcan (rechts) und Erdogan Can der Oberbürgermeisterin (Foto: Stadtverwaltung Bad Kreuznach)

Ehrengast des Empfanges war Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, die an ihrem Geburtstag der Einladung in den Atatürk-Salon folgte. Die rund 50 Gäste dankten es ihr mit einem Geburtstagständchen in türkischer und deutscher Sprache.

„Mir ist es wichtig, die Geschichte in unserer Stadt in den Focus der Öffentlichkeit zu stellen.“

Der Besuch von Mustafa Kemal Pascha im Großen Kriegs-Hauptquartier habe zwar nur eine geringe Rolle gespielt, sei aber ein Beleg für die „schillernde Geschichte der Stadt“, so die OB, die zudem darauf verweist „dass Bad Kreuznach auch in der Weltgeschichte eine Rolle gespielt hat“, so zum Beispiel beim Treffen Konrad und Charles des Gaulle am 26. November 1958 im Kurhaus. Als Geschenk hatte sie dem Verein den Doppelband mit der Dokumentation über „100 Jahre Eisernes Buch“ mitgebracht. Darin enthalten auch die Seite, auf der sich General Kemal Mustafa Pascha (Atatürk) eingetragen hat. Er begleitete damals den osmanischen Thronfolger Vahideddin Mehmed VI. bei dessen Besuch im Großen Hauptquartier des Ersten Weltkrieges im Kurhaus. Der Bad Kreuznacher Historiker Dr. Michael Vesper schrieb für die Dokumentation einen Beitrag über den Besuch des späteren Gründers der Republik Türkei und dessen Auswirkungen bis in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. 1997 wurde auf Initiative des Türkischen Generalkonsulates und mit Unterstützung von Oberbürgermeister Rolf Ebbeke und des Hoteliers Gojko Loncar eine opulente Atatürk-Gedenktafel installiert und ein mit historischen Dokumenten ausgestatteter Atatürksalon im Kurhaus eingerichtet. Aktuell drehte die Deutsche Welle zum Besuch Ata Türks einen Dokumentarfilm für türkisches Publikum und interviewte Dr. Michael Vesper und Gojko Loncar. Dieser Beitrag wurde den Gästen des Empfangs gezeigt.

„Atatürk war nicht nur ein Politiker, er war Revolutionär, Schriftsteller, Rhetoriker und vieles mehr“,

so Mehmet Kutsalcan. Über die historische Persönlichkeit Ata Türk ist vieles bekannt. Er schaffte das Sultanat und das Kalifat ab und begründete 1923 die Republik. Ata Türk wurde von der Nationalversammlung vier Mal zum Staatspräsidenten gewählt (zuletzt 1935):

„In der Frauenfrage müssen wir kühn vorangehen. Sie sollen ihre Gehirne frei machen und sich mit ernsthafter Wissenschaft befassen“,

schrieb er in sein Tagebuch. Seine Adoptivtochter Sabiha Gökcen war weltweit die erste Kampfpilotin. Zu Zeiten der Weimarer Republik war Ata Türk ein angesehener Mann in Deutschland, nach 1933 flüchteten viele Deutschen vor den Nazis in die Türkei und halfen dort den modernen Staat aufzubauen.

Kutsalcan beleuchtete den Menschen Ata Türk (1881-1938). Er beherrschte vier Fremdsprachen, las über 4000 Bücher, spielte regelmäßig Billard, schwamm gerne und pflegte seine Liebe zur Mathematik bis an sein Lebensende. Er war zweimal verheiratet und hatte acht Adoptivkinder.

„Wir in Bad Kreuznach lebenden türkischstämmigen Menschen, danken denen, die diesen Salon bis heute behütet haben. Wir möchten dieses Geschichtsbewusstsein weiterpflegen und wünschen uns ein friedliches Zusammenleben in unserer Stadt“,

schloss er seine Rede. Zuvor hatte sich die Oberbürgermeisterin für die Verbundenheit der türkischen Mitbürger mit „unserer Stadt“ bedankt.