Dr. André Lollert
Preisträger Dr. André Lollert; Bildquelle: Peter Pulkowski (Universitätsmedizin Mainz)

Mainz – Welchen Einfluss haben Trichterbrustdeformitäten auf die Herzfunktion bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen? Für seinen Vortrag über diese Frage hat Dr. André Lollert auf dem Europäischen Kinderradiologie-Kongress im Juni in Davos den Preis für den besten Vortrag im Themengebiet „Cardiac and Thoracic“ erhalten.

Der in der Sektion Kinderradiologie der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin Mainz tätige Dr. Lollert, wurde zudem im September von der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie im Rahmen des Kongresses für Kinder- und Jugendmedizin in Köln ausgezeichnet. Dort bekam er für eine onkologische Forschungsarbeit im Bereich quantitative Bildgebungsverfahren den Publikationspreis 2017.

Vortragspreis beim Europäischen Kinderradiologie-Kongress

Die Bildgebung von Deformitäten der Brustwand bei jugendlichen Patienten erfolgt heutzutage bereits oft mittels strahlenfreier MRT. Insbesondere Untersuchungen sogenannter Trichterbrustdeformitäten haben gezeigt, dass innerhalb des Brustkorbes sowohl eine Kompression als auch eine Verlagerung des Herzens auftreten kann. Ob und wie diese Thoraxwanddeformitäten die Herzfunktion beeinflussen, ist bislang jedoch noch kaum erforscht. Um mehr Erkenntnisse über diese Forschungsfrage zu gewinnen, hat Dr. André Lollert eine prospektive Studie mittels kardialer Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.

Wie Dr. Lollert und seine Arbeitsgruppe mit Hilfe spezieller Herz-MRTs herausfanden, unterscheiden sich Trichterbrustpatienten und gesunde Kontrollprobanden hinsichtlich der Kontraktilität des Herzens, also der Leistungsfähigkeit ihres Herzmuskels sich zusammenzuziehen. Bei den Patienten mit leichter Trichterbrust beobachteten die Wissenschaftler in beiden Herzkammern Ausgleichsmechanismen: Die weniger stark komprimierten Abschnitte des Herzens kompensierten die schwächere Pumpleistung der stärker vom Brustbein eingedrückten Anteile beider Herzkammern. Bei manchen Patienten mit schweren Thoraxwanddeformitäten und dadurch stark komprimierten rechten Herzkammern war die Kompensation jedoch offensichtlich unzureichend, denn es zeigte sich bereits eine Einschränkung der Herzfunktion. Doch welches Therapieverfahren, beispielsweise eine die Thoraxwand korrigierende Operation, eignet sich für welche Patienten? Um diese Frage besser beantworten zu können, ist eine nicht-invasive, rund 20-minütige Herz-MRT-Untersuchung von Vorteil. So eine wichtige Erkenntnis von Lollerts Studie. Für die Darstellung der Studienergebnisse erhielt der Radiologe im Juni auf dem Europäischen Kinderradiologie-Kongress in Davos den Preis für den besten Vortrag im Themengebiet „Cardiac and Thoracic“.

Publikationspreis 2017 der Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie

Für die Veröffentlichung einer anderen, onkologisch orientierte Forschungsarbeit zeichnete die Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie den Wissenschaftler im September auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin mit dem Publikationspreis 2017 aus. In der prämierten Studie ging Dr. André Lollert folgender Forschungsfrage nach: Wenn Jugendliche als Kind onkologisch erkrankt waren und mit einer Strahlentherapie behandelt wurden, welche Spätfolgen zeigen sich dann an der Schilddrüse? Als Ergebnis konnte er für die untersuchte Lebensspanne Folgendes nachweisen: Von den knapp über 100 ehemals onkologisch erkrankten Studienteilnehmern wiesen rund 40 Jugendliche bzw. junge Erwachsene als Spätfolge ihrer Strahlentherapie ein vermindertes Volumen der Schilddrüse auf. Von diesen Betroffenen litten wiederum knapp 20 zusätzlich unter einer Unterfunktion der Schilddrüse. Die Untersuchungen zeigten zudem auf, dass das Ausmaß der mittels Ultraschall erfassten Veränderungen der Schilddrüse eindeutig mit der Dosis der im Kindesalter verabreichten Strahlentherapie zusammenhängt. Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig und notwendig es ist, die Schilddrüse von strahlentherapierten Kindern und Jugendlichen über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren regelmäßig zu untersuchen. Es gilt, relevante Spätfolgen rechtzeitig erkennen zu können. Dass dafür die einfach und schnell durchzuführende Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse ein hilfreiches bildgebendes Verfahren ist, hat Dr. Lollert mit seiner Studie belegt.