Bensheim: Caritasverband will Pflegeangebote in Bensheim ausbauen

Die Gebäude sollen abgebrochen werden (Quelle: Caritasverband Darmstadt e.V.)
Die Gebäude sollen abgebrochen werden (Quelle: Caritasverband Darmstadt e.V.)

Bensheim – In Bensheim soll in der Rodensteinstraße 95 in einem modernen Neubau ein neues Seniorenzentrum entstehen. Dieses möchte eine individuelle und zeitgemäße Betreuung aller Bewohnerinnen und Bewohner entsprechend ihren Wünschen und Bedürfnissen gewährleisten. Der Magistrat der Stadt Bensheim hat den Plänen am vergangenen Donnerstag zugestimmt, die Stadtverordnetenversammlung entscheidet über das Projekt in ihrer nächsten Sitzung.

Das Grundstück, zentral in der Stadt Bensheim gelegen, bietet einen idealen Standort für die Verwirklichung dieses Hauses, welches das seit über 50 Jahren bestehende Caritasheim St. Elisabeth in Bensheim ergänzen und erweitern möchte, das nur 450 Meter von dem Neubau entfernt sein wird. Der Bedarf nach weiteren Pflege- und Betreuungsangeboten besteht in Bensheim, nun möchten die Stadt und der Caritasverband das neue Projekt anpacken. „Sehr gute Betreuungsangebote für unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger sind der Stadt Bensheim ein wichtiges Anliegen. Wir freuen uns, dass wir mit dem Caritasverband Darmstadt einen kompetenten und zuverlässigen Partner für dieses Projekt in so zentraler Lage gefunden haben“, so Bürgermeister Rolf Richter.

Der Caritasverband Darmstadt verfügt über ein hohes Know-how in der Altenhilfe: Drei Alten- und Pflegeheime, sieben ambulante Pflegeinrichtungen mit mehreren hundert Mitarbeitenden statten den Verband mit einem reichen Erfahrungsschatz aus. Die Einrichtung in Einhausen mit vier Hausgemeinschaften für jeweils zehn ältere Menschen sowie acht Seniorenwohnungen wurde 2012/2013 erbaut. Ähnlich wird das Seniorenzentrum in der Rodensteinstraße werden.

Auf drei Etagen sollen bis zu zwölf Bewohnerinnen und Bewohner in Einzelzimmern mit jeweils eigenem Bad in einer kleinen familiären Wohneinheit, Hausgemeinschaft genannt, gemeinsam wohnen. „Dadurch können zentrale Strukturen, wie man sie aus herkömmlichen Pflegeeinrichtungen kennt, weitgehend aufgelöst werden“, erläutert Caritasdirektor Ansgar Funcke das Konzept. „Jede Hausgemeinschaft verfügt über eine eigene Küche, in der gemeinsam gekocht wird. Der offene Wohn-, Ess- und Kochbereich dient dazu, dass ein möglichst normaler Alltag in der Gemeinschaft gelebt werden kann. Jeder Bewohner hat die Möglichkeit, seine Gewohnheiten zu pflegen und seine Wünsche und Fähigkeiten einzubringen, um so seinen individuellen Alltag weitgehend selbstbestimmt zu leben.“

Damit dies gelingt, gibt es im Haus ein Miteinander von zwei Mitarbeitergruppen. Zum einen die Alltagsbegleiter, die in jeder Hausgemeinschaft präsent sind und den Alltag mit den Bewohnern zusammen leben. Sie sind zuständig für die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten,
z.B. das Kochen, Wäsche verteilen, für die Betreuung und für leichte Pflege. Zum andern die Pflegefach- und Hilfskräfte. „Die Pflege bleibt auch in einem Hausgemeinschaftskonzept bedeutsam. Wir stehen dafür, dass die auf einem qualitativ hohen Niveau erbracht wird. Deshalb stehen auch weiterhin Pflegefachkräfte rund um die Uhr zur Verfügung. Dennoch spielt Pflege eine andere Rolle – sie steht nicht im Vordergrund sondern findet diskret im Hintergrund statt“, so der Caritasdirektor.

Im Norden, in Anbindung an die Rodensteinstraße, ist ein Kopfbau mit sechs bis acht Wohnungen für Betreutes Wohnen, auch Wohnen mit Service genannt, geplant. Hier können die Personen selbstständig in einer eigenen rund 50 Quadratmeter großen Wohnung leben. Gleichzeitig sind sie in ein Versorgungssystem eingebunden, das unterschiedliche Dienstleistungen bietet.

Insgesamt werden durch die neue Einrichtung etwa 20 Vollzeitstellen geschaffen.

Zurzeit sind die zwei Flurstücke noch bebaut. Da kein Denkmalschutz besteht, können die auf dem Grundstück befindlichen Gebäude abgebrochen werden. Die Stadt Bensheim verkauft das Grundstück an den Diözesancaritasverband, der es dem Caritasverband verpachtet. Die GSW Baugesellschaft mbH wurde im Vorfeld vom Caritasverband Darmstadt e. V. mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, um eine mögliche Bebauung des Grundstückes zu untersuchen. Diese Machbarkeitsstudie kam zu einer positiven Bewertung, so dass eine Bebauung des Grundstückes für ein Seniorenzentrum als sinnvoll erachtet wird.

Durch die räumliche Nähe zum Caritasheim St. Elisabeth werden Bewohner und Mieter der Rodensteinstraße an Veranstaltungen im sogenannten Haupthaus teilnehmen. Im Haupthaus wird es durch die Baumaßnahme auch positive Veränderungen geben. Denn dort können durch das Angebot neuer Pflegeplätze alle Doppelzimmer abgebaut werden und zu Einzelzimmern umgebaut werden.

Heimleiter Hans-Peter Kneip packt diese große Herausforderung nochmals mit hohem Engagement an. Es ist sein letztes großes Projekt beim Caritasverband, denn im Sommer 2018 wird der langjährige Caritasmitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Der Verband hat daher die Stelle des Heimleiters bereits ausgeschrieben, damit im Sommer nächsten Jahres der Übergang geregelt vonstatten gehen kann.

Auch für das Gelände der Heilig-Geist Klinik gibt es Pläne, die die alternde Bevölkerung in Bensheim optimal versorgen könnte. In Planung sind weitere Servicewohnungen, Plätze in der Tagespflege und eine Außenstelle der Caritas Sozialstation. Die enge Verzahnung von stationären, ambulanten und teilstationären Angeboten wird dafür sorgen, dass die Menschen in Bensheim im Alter ein breites Angebot an Hilfeformen, je nach ihrem Bedarf finden.

„Mit großem Engagement stellt sich unser Verband den vielen Aufgaben und Herausforderungen der Altenhilfe und entwickelt die Angebote nah am Menschen, innovativ, menschenwürdig und bedarfsgerecht. Dafür gehen wir auch neue Wege“, so der Caritasdirektor. Von dieser Professionalität lies sich auch der Bürgermeister Rolf Richter überzeugen und sieht den Ausbau der Pflegeangebote in Bensheim beim Caritasverband Darmstadt in guten Händen.

Ab Spatenstich wird mit einer Bauzeit von 18 bis 24 Monaten gerechnet.

Bürgermeister sieht gutes Signal für Stadtentwicklung

In dem Vorhaben, auf dem Gelände der Rodensteinstraße 95 ein Seniorenzentrum zu errichten, sieht Bürgermeister Rolf Richter ein gutes Signal für die Stadtentwicklung an dieser zentralen Stelle. „Für die Stadt ist diese Form der Nutzung gerade unter sozialen Gesichtspunkten genau der richtige Ansatz“, sagt Richter. Derzeit befindet sich noch die DRK-Unterkunft auf dem Areal neben der Rodensteinschule.

Der von der Stadt unterstützte Umzug des DRK auf das ehemalige Bundeswehrdepotgelände soll mit dem Verkauf der Rodensteinstraße 95 gegenfinanziert werden. „Auch diesen Plan haben wir damit erfolgreich umgesetzt“, betont Richter, der zudem hervorhebt, dass man ein Grundstück dieser Lage auch meistbietend am Immobilienmarkt hätte platzieren können. Dagegen habe man sich aber bewusst entschieden, „da die Stadt um den Bedarf für seniorengerechtes Wohnen und Pflegeplätze weiß“, so Rolf Richter. Eine halbe Million Euro sollten mindestens mit dem Verkauf des Geländes erzielt werden, der Diözesancaritasverband zahlt 550,000 Euro.