Wohnanlage in Mainz
Demografie AG besichtigt Wohnanlage in Mainz (Foto:Stadtverwaltung Bingen)

Mainz – Im Juni 2016 folgten etwa 30 Binger Bürger dem Aufruf der Demografiebeauftragten der Stadt, Anette Maßmig, und gründeten die Arbeitsgruppe Demografie. Die AG hat es sich zur Aufgabe gemacht Impulse zu geben, wie die Auswirkungen des demografischen Wandels aufgefangen werden können.

Das erste erfolgreiche Projekt der Gruppe war die Ausstellung „Wohnprojekte in RLP“, die im Januar 2017 im Kulturzentrum gezeigt wurde. Im Anschluss daran gründete sich die Projektgruppe „Wohn-t-Raum“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ein selbst finanziertes Mehrgenerationenwohnhaus zu bauen.

Doch welche Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens gibt es noch?

Um das herauszufinden, besichtigten die Mitglieder der AG die Wohnanlage „Zuhause in Mainz – miteinander sorgenfrei leben“ der Wohnbau Mainz.

Diese Anlage wurde nach dem Vorbild des vor 15 Jahren ins Leben gerufenen „Bielefelder Modells“ errichtet. Sie ist mit 96 Wohnungen die größte Anlage, die nach diesem Modell errichtet wurde.

Vor eineinhalb Jahren wurden am Cavalier Holstein in der Mainzer Innenstadt sechs Häuser mit Zwei-, Drei- und Vier-Zimmerwohnungen gebaut. Die Wohnungen haben zwischen 51 und 98 qm und sind barrierefrei. Zwischen den Häusern gibt es große Freiflächen, die zu gemeinsamen Aktivitäten einladen. Mittlerweile leben dort 178 Bewohner. Drei Babys wurden im letzten Jahr geboren.

Die Binger waren beim ihrem Besuch sehr angetan von den Freiflächen, dem Kinderspielplatz und den gepflegten Blumenrabatten. Im Gemeinschaftsraum der Anlage, dem Café, bekamen sie noch weitere Informationen von Ines Thiele, der zuständigen Mitarbeiterin bei der Mainzer Wohnbau.

500 Haushalte hatten sich um eine Wohnung in dieser Anlage bei der Mainzer Wohnbau beworben. Nach Berücksichtigung der formalen Bewerbungsunterlagen wurde mit allen ein Gespräch geführt zu den Fragen „Was erwarten Sie von dieser Art des Zusammenlebens? Und was wollen Sie einbringen?“ Im Anschluss wurden die 96 Mietparteien ausgewählt. Es handelt sich um behinderte und nicht behinderte Menschen aus verschiedenen Altersgruppen, Kulturen und Schichten. Der Altersdurchschnitt liegt bei 41 Jahren und 69 Prozent der Mieter wohnten bereits in Mainz.

50 Prozent der Wohnungen wurden öffentlich gefördert. Menschen mit Wohnberechtigungsschein zahlen 6 beziehungsweise 7 Euro, die anderen 9,63 Euro Kaltmiete. Für die konzeptionelle Umsetzung des Bielefelder Modells ist es notwendig, dass eine 24-Stunden-Betreuung durch einen Pflegedienst vor Ort gewährleistet wird und dass eine Quartiersmanagerin fest angestellt ist. Diese Partner wurden gefunden und so kann die Betreuungsarbeit über die Anlage in das gesamte Quartier hinaus strahlen.

Die ehrenamtliche Arbeit wird gefördert, Veranstaltungen im Quartier sowie auch die Nutzung des für die Bewohner kostenlos zur Verfügung stehenden Cafés werden entsprechend koordiniert. Das Café dient als Treffpunkt und Raum für Aktivitäten, sonntags kann jeder zum Kaffeetrinken kommen und es gibt selbst gebackenen Kuchen. Die 20 Arbeitsgruppen, in die die Mieter sich einbringen, bieten folgende Aktivitäten an: Walking, Spiele, Yoga, Hausaufgabenhilfe, Erstellung des Newsletters, Sommerkino, etc.

Die Mitglieder der Demografie AG wurden zur Besichtigung einer Wohnung eingeladen und waren begeistert über den guten Zuschnitt und die vollständige Barrierefreiheit der Wohnung. Die rollstuhlfahrende Bewohnerin berichtete begeistert, wie gerne sie hier lebt und wie einfach es in diesem Haus mit Aufzug und Eingangsschiebetür im Alltag für sie ist.
Nach dem Besuch war sich die Gruppe einig:

„Hier kann man in jeder Hinsicht miteinander sorgenfrei leben.“